Kupfervenus
Hoffnung, einen dunklen Fleck in ihrer Vergangenheit aufzudecken …«
»Das wird nichts nützen. Nach dem Tod ihres dritten Gatten hat sogar ein Prätor eine Untersuchung angeordnet. Aber«, klagte Pollia, »es ist nichts dabei herausgekommen.«
»Auch ein Prätor übersieht mal was. Vielleicht ist das unsere Chance. Selbst die gerissenste Verführerin macht irgendwann Fehler, wie jeder Mensch. Nach drei Siegen hält dieser Vamp sich wahrscheinlich bald für eine Halbgöttin; und dann tappt sie einem wie mir in die Falle. Sagen Sie, ist Hortensius Novus eigentlich über ihre Vergangenheit informiert?«
»Wir haben sogar dafür gesorgt, daß er sie danach fragte. Aber sie hatte auf alles eine Antwort.«
»Natürlich, als Profi hat sie sich nicht überrumpeln lassen. Ich will trotzdem sehen, ob ich sie verscheuchen kann. Manchmal reicht es schon, wenn diese Bräute merken, daß sie unter Beobachtung stehen – schon schwirren sie ab und suchen sich ein leichteres Opfer. Wären Sie übrigens bereit, ihr Geld anzubieten?«
»Wenn das was nützt, gern. Wir haben ja genug davon.«
Ich grinste, in Gedanken schon bei meiner Rechnung. Ich bin in meinem Leben genug reichen Leute begegnet, die ihr Vermögen dezent verschweigen, und ich kenne Männer, die ohne jedes Aufhebens von ihren riesigen Besitzungen sprechen. Sabina Pollias unverhohlene, ordinäre Prahlerei zeigte mir, daß ich Neuland betreten hatte: Das hier war die Welt der Protze. »Gut, dann werde ich ihren Preis auskundschaften …«
»Vorausgesetzt, sie hat einen!«
»Oh, den hat sie, und bestimmt ist er niedriger, als Hortensius Novus sich das vorstellt. Wissen Sie, die Erkenntnis, wie gering die Angebetete seinen Wert ansetzt, hat schon manchem betörten Liebhaber geholfen, sie mit anderen Augen zu sehen!«
»Falco, Sie sind ja ein Zyniker!«
»Ich habe eben oft für Männer gearbeitet, die glaubten, der großen Liebe begegnet zu sein.«
Sie musterte mich hinter halb geschlossenen Lidern. Aus war’s mit dem klaren, geschäftsmäßigen Kurs! »Falco, mögen Sie am Ende keine Frauen?«
»Ich liebe die Frauen!«
»Gibt’s eine Auserwählte?«
»Ich bin sehr wählerisch!« konterte ich grob.
»Wir haben andere Informationen.« Ihre Informationen waren überholt. »Ich frage ja bloß«, flötete Pollia mit unverschämt naivem Augenaufschlag, »weil ich mir Sorgen mache, ob Sie vor Severinas Ränken sicher sein werden …«
»Severina wird mich links liegenlassen, sowie sie erfährt, daß in Falcos Bankfach nichts weiter liegt als meine Geburtsurkunde, der Entlassungsschein vom Militär und ein paar erstickte Motten!«
Eisern lenkte ich das Gespräch zurück in geschäftliche Bahnen, erfragte noch ein paar Einzelheiten (eine Adresse, den Namen eines Prätors und vor allem die Höhe meines Honorars), dann verabschiedete ich mich.
Als ich die weiße Marmorfreitreppe hinunterschlitterte (die Stufen waren so schlüpfrig wie die Hausbewohner), bemerkte ich unten eine eben angekommene Sänfte.
Die sechs Träger in kobaltblauer Livree, breitschultrige, schwarzglänzende Numidier, waren Hünen, die sicher nicht mal im ärgsten Gedränge auf dem Forum Romanum, zwischen Tabularium und Haus der Vestalinnen, aus dem Tritt gekommen wären. Holzschnitzereien, mit Schildpatt eingelegt, zierten die Sänfte, die außerdem karminrote Vorhänge hatte, eine lackschimmernde Gorgo auf der Tür und Silberknäufe an den Tragstangen. Ich tat so, als hätte ich mir den Knöchel verrenkt, damit ich bleiben und sehen konnte, wer da aussteigen würde.
Und wie froh ich war, daß ich gewartet hatte!
Die Dame, die der Sänfte entstieg, mußte Atilia sein.
Sie gehörte zu den Frauen, die einen Halbschleier tragen, weil der ihre Reize erhöht; über dem bestickten Schleierrand glühten dunkle, ernste Augen von orientalischem Schnitt. Sie und Pollia hatten sehr viel Geld zur Verfügung, von dem sie offensichtlich soviel wie möglich für sich selbst ausgaben. An Atilia klimperte teurer Filigranschmuck. Daß eine einzelne Frau sich so schwer mit Gold behängte, hätte schon aus Sicherheitsgründen verboten gehört. Ihr Kleid hatte jenen satten Amethystschimmer, der glauben macht, der Stoff sei tatsächlich mit zerstoßenen Edelsteinen eingefärbt. Als sie die Freitreppe heraufkam, verneigte ich mich galant und gab den Weg frei.
Sie nahm den Schleier ab.
»Guten Morgen!« Mehr brachte ich nicht heraus; ich litt plötzlich an Atemnot.
Die Dame war so kühl wie die Eishaube auf
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