Kupfervenus
empfohlen hatte, noch offen hatte. Er hatte.
Cossus war ein blasses, langnasiges Individuum, das sich gern mit gespreizten Knien auf seinem Hocker zurücklehnte; zum Glück war seine grünbraun gestreifte Tunika so faltenreich, daß er das tun konnte, ohne Anstoß zu erregen. Augenscheinlich verbrachte er einen Großteil des Tages damit, sich lautstark mit seinen besten Freunden zu amüsieren, von denen gerade zwei bei ihm waren, als ich kam. Da ich etwas von ihm wollte, blieb ich bescheiden an der Tür stehen und wartete, während diese beiden Großsprecher gewisse Perverslinge durchhechelten, die für die nächste Wahl kandidierten, einen heißen Tip beim Pferderennen erörterten und sich darüber den Kopf zerbrachen, ob eine Bekannte von ihnen (auch sie ein heißer Tip) nun schwanger sei oder bloß markiere. Als mein Haar um eine halbe Fingerbreite nachgewachsen war, hüstelte ich. Die Clique löste sich auf, allerdings ohne sich bei mir für die Bummelei zu entschuldigen.
Allein mit dem Makler, nutzte ich den erstbesten Vorwand, um Hyacinthus’ Namen zu erwähnen, und zwar so, als würden wir uns schon kennen, seit er sich an einem alten Sandalenriemen den ersten Zahn ausgebrochen hatte. Dann erst erklärte ich mein dringendes Interesse an Immobilienangeboten. Cossus sog pfeifend den Atem ein. »Wir haben August, Falco – da bewegt sich auf dem Markt nicht viel. Ganz Rom ist ausgeflogen …«
»Dafür gibt’s jede Menge Todesfälle, Scheidungen und Räumungsklagen!« Da mein Vater Auktionator war, wußte ich, daß sich auf dem Wohnungsmarkt zu jeder Jahreszeit was rührt. Ja, wenn ich als Käufer gekommen wäre, hätte mein Papa mir selbst ein baufälliges Quartier zuschanzen können; aber an Mietobjekten wollte auch er sich nicht die Finger verbrennen. »Wenn Sie mir allerdings nicht helfen können, Cossus …«
Die beste Methode, einen Makler auf Trab zu bringen, ist die Drohung, zur Konkurrenz zu gehen. »An welches Viertel hatten Sie denn gedacht?« wollte er wissen.
Alles, was ich brauchte, war massenhaft Platz zu niedriger Miete irgendwo im Zentrum. Cossus’ erstes Angebot war eine Besenkammer jenseits der Stadtgrenze, gleich an der Via Flaminia, eine Wegstunde vom Zentrum entfernt.
»Vergessen Sie’s! Ich brauche was in Forumnähe.«
»Wie wär’s mit einer respektablen Eigentumsanlage, keine Haken, geringe Nebenkosten, sehr reizvoll gelegen, mit Blick auf den Janiculum?«
»Falsche Seite vom Fluß.«
»Aber es ist Terrassenbenutzung dabei.«
»Cossus, verstehen Sie kein Latein? Selbst wenn Julius Caesars Gärten inklusive wären – das ist nicht meine Gegend! Sie haben keinen trotteligen Zündholzvertreter vor sich, Mann. Also, was können Sie sonst noch bieten?«
»Hofseite, Pinienschatten, gegenüber der Prätorianerkaserne …«
»Quatsch! Suchen Sie sich dafür einen Mieter, der taub ist!«
»Erdgeschoß am Pons Probus?«
»Das geben Sie jemanden, der gern in der Frühjahrsflut schwimmt …«
Wir ackerten all die miesen Bruchbuden durch, die er bestimmt schon seit einer Ewigkeit loszuschlagen versuchte, doch endlich sah Cossus ein, daß er die für einen Naivling aus der Provinz aufheben mußte. »Aber hier habe ich genau das Richtige für Sie – ein befristeter Mietvertrag in der Piscina Publica. Dafür habe ich zwar schon einen Klienten, aber weil Sie’s sind, Falco …«
»Sparen Sie sich das Theater. Erzählen Sie mir lieber, was das Loch zu bieten hat.«
»Vier hübsche, gutgeschnittene Räume im zweiten Stock …«
»Zum Hof raus?«
»Straßenseite – aber es ist eine ruhige Straße. Die Nachbarschaft ist erstklassig, gehöriger Abstand zu den Lagerhäusern vom Aventin und frequentiert von einem distinguierten Publikum.« Welcher Komiker schreibt diesen Maklern eigentlich die Texte? Was Cossus meinte, war, daß die Bude zu weit von den Märkten entfernt lag und daß in der Gegend lauter versnobte Wasserbauingenieure wohnten. »Ich könnte Ihnen die Wohnung für sechs Monate anbieten. Der Vermieter ist sich noch nicht sicher, was er in Zukunft mit dem Gebäude anfangen will.« Das war mir recht, denn auch ich war mir noch nicht sicher, wie lange ich flüssig bleiben und die Miete zahlen konnte.
»Wieviel?«
»Fünftausend.«
»Pro Jahr?«
»Pro Halbjahr! « Cossus warf mir einen eisigen Blick zu. »Die Piscina Publica ist eine Gegend für betuchte Leute, Falco.«
»Wohl eher für Schwachköpfe.«
»Es liegt ganz bei Ihnen, aber das ist nun mal der ortsübliche
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