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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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nächsten Tage noch einmal zu Minnius’ Stand zu gehen und für Maia etwas anderes zu besorgen.
    Als das Körbchen leer war, überlegte Helena hin und her, was sie damit anfangen könne; sie entschied sich dafür, es mit Veilchen aus der Campania zu füllen und meiner Mutter zum Geschenk zu machen.
    »Das dürfte ihr gefallen«, sagte ich. »Alles, was im Haus rumsteht, zu nichts nütze ist und Staub ansetzt, erinnert sie an meinen Vater …«
    »Und bestimmt nicht nur an den!«
    »Ich mag Mädchen, die offen sagen, was sie denken«, erklärte ich, an den Senator gewandt. »War Ihre Tochter immer schon so giftig?«
    »Wir haben sie«, sagte er zwischen zwei Bissen, »zu einer sanften, häuslichen Perle erzogen. Sie sehen’s ja.« Er war ein sympathischer Mann, der mit Ironie umzugehen verstand. Er hatte zwei Söhne (beide im diplomatischen Dienst), doch wenn Helena weniger dickköpfig gewesen wäre, hätte er sie wahrscheinlich zu seinem Liebling erkoren. So aber hielt er ein wachsames Auge auf sie. Trotzdem schrieb ich es der zärtlichen Verbundenheit zwischen Vater und Tochter zu, daß Camillus Verus es nicht fertigbrachte, mir die Tür zu weisen; wenn jemand so sehr an seiner Tochter hing wie ich, dann mußte der geplagte Vater diesen Klotz am Bein eben ertragen. »Woran arbeiten Sie denn zur Zeit, Falco?«
    Ich schilderte ihm meinen Fall und gleich auch die Freigelassenen der Hortensius-Sippe. »Es ist die übliche Geschichte von den Reichen und Selbstherrlichen, die den kecken, fremden Eindringling hurtig in die Schranken weisen. Das Pikante an dem Fall ist nur, daß meine Klienten selbst Neureiche sind. Ich übernehme den Auftrag, Senator, aber den Snobismus dieser Leute finde ich, ehrlich gesagt, unerträglich.«
    »Das ist nun mal Rom, Marcus!« Camillus lächelte. »Bedenken Sie doch, daß schon Sklaven aus angesehenen Häusern sich für was Besseres halten als die freigeborenen Armen.«
    »Zu denen auch du gehörst, Falco!« feixte Helena. Ich wußte, daß sie mir damit zu verstehen gab, Sabina Pollia und Hortensia Atilia wären sicher zu wählerisch, um sich mit einem wie mir einzulassen. Mit halb geschlossenen Lidern erwiderte ich ungerührt ihren spöttischen Blick, in der Absicht, sie zu verunsichern. Wie gewöhnlich hatte ich kein Glück damit.
    »Eines ist aber doch interessant«, sagte ich zum Senator. »Diese Leute würden nämlich jederzeit zugeben, daß sie sich praktisch aus dem Nichts hochgearbeitet haben. Ihr früherer Besitzer war Marmorschleifer; ein Beruf, der einiges an Geschick und Ausdauer verlangt. Der Stücklohn wirft kaum genug ab, um einen Spatzen zu ernähren. Seine Freigelassenen dagegen treiben einen Aufwand, daß man glauben könnte, ihr Vermögen sei größer als der Nachlaß eines Konsuls. Doch auch das ist eben Rom!«
    »Aber wie ist diesen Leuten bei ihrer Herkunft nur ein solcher Aufstieg gelungen?«
    »Das ist bis jetzt noch ihr Geheimnis …«
    Während des Gesprächs hatte ich ganz nebenbei den Honig von den Weinblättern im Kuchenkörbchen abgeleckt. Plötzlich kam mir der Gedanke, daß eine Senatorentochter sich vielleicht nicht so gern mit einem Flegel vom Aventin zusammentun würde, dessen leichtfertige Zunge in aller Öffentlichkeit Verpackungen abgraste. Oder daß sie so einen zumindest nicht im Garten des väterlichen Stadtpalais sehen wolle, umgeben von teuren Bronzenymphen und anmutigen Zwiebelgewächsen aus Kaukasien, schon gar nicht, wenn ihr vornehmer Papa dabeisaß …
    Meine Bedenken waren unnötig. Helena vergewisserte sich gerade, daß auch ja keine Korinthe vom Mostkuchen im Körbchen zurückgeblieben war, ja sie kriegte es sogar fertig, die Ecken einwärts zu stülpen, damit ihr selbst die Krümelchen nicht entgingen, die sich ins Rohrgeflecht geflüchtet hatten.
    Der Senator fing meinen Blick auf. Wir wußten, daß Helena sich noch immer um das Kind grämte, das sie verloren hatte, aber sie schien sich allmählich wieder zu erholen.
    Helena schaute unvermutet hoch. Ihr Vater schlug die Augen nieder. Aber ich wollte mich nicht in Verlegenheit bringen lassen, sondern sah sie weiter nachdenklich an, und Helena blickte genauso zurück, in friedlichem Einverständnis über wer weiß was.
    Camillus Verus beäugte mich stirnrunzelnd und, wie mir schien, ziemlich neugierig.
X
    Auch wenn für mich schon Feierabend war, steckten andere Leute noch tief in der Arbeit. Also flitzte ich den Vicus Longus runter, um nachzusehen, ob der Makler, den Hyacinthus mir

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