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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Stunde später wieder heraus (nun mit sich und der Welt zufrieden).
    Ich begnügte mich mit meinem Frühstück. Aber das muntere Treiben drüben erinnerte mich unwillkürlich an so manchen Morgen, an dem auch ich wohlig erquickt neben einer Schönen aufgewacht war und mich mit ihr, einem warmherzigen Kind, das ich den Abend zuvor in meine Mansarde gelockt hatte, ein Extrastündchen im Bett vergnügte … Bald schon sehnte ich mich nach einer ganz Bestimmten. Indes sagte ich mir, daß es für die Bewußte in einem Bordell keinen Ersatz gäbe.
    Und eine, die mir die Miete zahlen würde, gab es dort erst recht nicht.
     
    Es war noch ziemlich früh, als ein etwas abgenutzter Tragsessel aus dem Durchgang zwischen Käsehändler und Weißnäherei kam, hinter dem, meinen Erkundigungen zufolge, Severina Zoticas Wohnung lag. Die Vorhänge waren zugezogen, so daß man nicht sehen konnte, wer in der Sänfte saß. Die Träger waren ein paar kräftige Sklaven, die man wohl wegen ihrer breiten Schultern ausgesucht hatte und nicht, weil sie auf der Via Sacra ein gute Figur machen würden; sie hatten große Pranken, häßliche Kinnladen und sahen aus, als würden sie vom Wasserholen bis zum Schuheflicken jede Arbeit verrichten.
    Ich hatte mein Frühstück schon bezahlt. Also stand ich auf und wischte mir die Krümel von der Toga. Die beiden marschierten an mir vorbei, Richtung Innenstadt. Ich folgte ihnen unauffällig.
    Als wir den ersten Aquädukt erreichten, bogen sie nach links ab und nahmen, entlang einiger Seitenstraßen, den kürzesten Weg zur Via Appia, von wo aus sie der Ringstraße um den Circus Maximus bis zum Aventin folgten. Mir fuhr der Schreck in die Glieder: Die goldgierige Nymphe ließ sich scheinbar geradewegs zur Falco-Residenz befördern …
    In Wirklichkeit hatte sie aber ein kulturträchtigeres Ziel. Die Sänfte hielt vor dem Atrium Libertatis. Heraus stieg eine Frau von mittlerem Wuchs, die so züchtig in eine rostbraune Stola gehüllt war, daß man nicht mehr von ihr erkennen konnte als eine zierliche Figur, stolze Haltung und einen anmutigen Gang. Sie betrat die Asinius-Pollio-Bibliothek, wo sie einige Schriftrollen zurückgab, ein paar höfliche Worte mit dem Bibliothekar wechselte und dann eine neue, von ihm schon vorbereitete Auswahl an Lesestoff entlieh. Was ich auch erwartet haben mochte, darauf, daß dieses Frauenzimmer nur ausgegangen war, um sich neue Schmöker aus der Leihbibliothek zu holen, war ich jedenfalls nicht gefaßt gewesen.
    Auf dem Weg zum Ausgang kam sie ganz dicht an mir vorbei. Ich tat so, als blätterte ich in den Fächern für Philosophie, erhaschte aber einen Blick auf eine weiße Hand, die das neue Rollenpaket umklammert hielt und an deren Mittelfinger ein Ring mit einem roten Stein funkelte. Ihr erdbraunes Kleid war schlicht, aber dem schimmernden Faltenwurf nach zu urteilen aus teurem Stoff. Der Saum der Stola, die nach wie vor ihr Gesicht verbarg, war bestickt und mit Staubperlen verziert.
    Wenn ich mich damit aufgehalten hätte, den Bibliothekar auszufragen, hätte ich die Sänfte aus den Augen verloren. Ich entschied mich, lieber die Dame weiter zu beschatten, und folgte ihr bis zum Emporium, wo sie einen Schinken aus der Provinz Baetica und ein paar syrische Birnen kaufte. Nächster Halt war das Theater des Marcellus; sie schickte einen ihrer Träger an die Kasse, um für die Abendvorstellung eine Karte auf der Damengalerie zu besorgen.
    Danach ließ sich die Dame in Braun aufs Caelimontium zurückbringen. Unterwegs kaufte sie einen Kohlkopf (der mir schon ein bißchen welk vorkam), verschwand anschließend in einem Frauenbad, kam nach einer Stunde wieder herausgetrippelt und begab sich unverzüglich nach Hause. Ich aß wieder im selben Speisehaus (Brisoletten) und hockte auch den ganzen Nachmittag dort rum. Einer der Sklaven kam kurz heraus, um ein Messer schleifen zu lassen, aber Severina ließ sich nicht mehr blicken. Am frühen Abend wurde sie auf direktem Weg ins Theater gebracht. Ich schenkte mir die Vorstellung. Eine Gruppe Pantomimi führte eine Posse auf, in der ein paar Ehebrecher die von ihnen Gehörnten in praktischerweise immer schon offenstehende Wäschetruhen schubsten; ich kannte die Inszenierung bereits. Die Tänzer waren grauenhaft. Und davon abgesehen ist es immer heikel, eine Frauensperson im Theater zu beschatten. Wenn ein gutaussehender Typ wie ich zu oft zur Damengalerie hinaufschaut, fangen die Flittchen aus den ordinären Kreisen an, ihm schamlose

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