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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sich rasch wieder gefangen hatte. Das adlige Bürschchen blickte fragend auf meine plebejische Wenigkeit, doch sie zeigte ihm, wo’s langging, energisch wie immer. »Sie werden verzeihen, aber Falco und ich haben etwas Geschäftliches zu besprechen.«
    Mit eingezogenem Schwanz kehrte er in den Festsaal zurück.
    Ich zwinkerte Helena zu. »So, so, ein Freund deiner Brüder, wie?«
    »Es ist eine betagte Gesellschaft. Meine Eltern haben ihn als Tischherrn für mich eingeladen. Du warst ja nicht erreichbar.«
    »Und selbst wenn, Helena. Sie hätten mich ja doch nicht dabei haben wollen.«
    »Falco, vielleicht hätte ich dich aber gern dabeigehabt.«
    »Du scheinst dich jedenfalls gut zu trösten.«
    »Was bleibt mir anderes übrig!« warf sie mir heftig vor. »Im übrigen hätte Papa dich sehr wohl eingeladen, aber wer weiß denn schon, wo du heutzutage wohnst?«
    Ich nannte ihr meine neue Adresse. Sie erwiderte hoheitsvoll, nun könne ihr Vater mir wenigstens das ausrangierte Sofa schicken, das man mir versprochen habe. »Papa wollte dich übrigens gestern dringend sprechen. Anacrites hat sich nämlich bei ihm nach dir erkundigt.«
    Ich fluchte. »Der Kerl ist die reinste Pest!«
    »Du mußt etwas gegen ihn unternehmen, Marcus. Wie kannst du deine Arbeit machen, wenn er dir dauernd im Nacken sitzt?«
    »Ich kümmere mich drum.«
    »Versprochen?«
    »Ja, ja. Ach, das Leben wird immer komplizierter!« Dann lenkte ich das Gespräch zurück auf mein neues Domizil. »Also, ich bewohne zwei Zimmer, in das dritte kommt mein Büro, da bleibt eins übrig, in das du ohne weiteres einziehen könntest.«
    »Eine tolerante Haushälterin, eine Bettgenossin zum Nulltarif – und ein tapferes Geschöpf, das die Krabbeltiere fängt, die nachts aus den Dielenritzen kriechen! – Halt, das war falsch!« rief Helena und korrigierte sich gleich selbst: »Ein scheues Reh, das dich den Helden spielen läßt, der den Ungeheuern den Garaus macht!«
    »Also, mein Angebot steht, aber ich habe nicht vor, es noch mal zu wiederholen.« Sie wußte das; es war nicht mein Stil, um ihre Gunst zu betteln. »Dein edler Papa vermißt dich gewiß schon auf seinem Fest, also mach ich mich jetzt lieber auf die Socken.«
    Helena reagierte wie üblich auf die hochnäsige Tour: »Das wird wohl das beste sein, ja.« Aber dann wurde sie doch weich. »Kommst du wieder?«
    »Wenn ich kann.« Ich begnügte mich mit dem schwachen Flattern in ihrer Stimme als Ersatz für eine Entschuldigung. »Ich hab nur gerade sehr viel um die Ohren. Aber nachdem ich das Frauenzimmer jetzt kennengelernt habe, dürfte es nicht mehr lange dauern, bis ich ihr auf die Schliche komme.«
    »Das heißt also, du kommst nicht wieder, ehe dieser Fall abgeschlossen ist?«
    »Klingt wie’n Rausschmiß.«
    Helena reckte das Kinn. »Wenn hier jemand den Laufpaß kriegt, dann ja wohl ich! Es war doch nur ein ganz vernünftiger Vorschlag.«
    Ich biß die Zähne zusammen. »O ihr Götter, wie ich es hasse, wenn Frauen vernünftig sind! Paß auf: entscheide du. Ich komme, wenn du mich rufst. Du weißt ja nun, wo ich zu finden bin, falls du mich brauchst.«
    Ich wartete darauf, daß sie mich umzustimmen versuchte, aber Helena konnte ebenso stur sein wie ich. Es war nicht das erste Mal, daß wir uns in einem völlig sinnlosen Streit festgefahren hatten.
    Ich ging. Sie ließ mich ziehen. »Warte mal, Schatz, ich hab’s! Was ich wirklich brauche, ist ein Mädchen, das daheim sitzt und Mitteilungen entgegennimmt!«
    »So eine kannst du dir aber nicht leisten«, sagte Helena.
XXVIII
    Meine Prahlerei, ich würde den Fall rasch lösen, war voreilig gewesen. In Wirklichkeit war noch kein Ende abzusehen, ja wie ich bald merken sollte, kam die Affäre eigentlich erst richtig ins Rollen.
    Als ich von der Porta Capena heimwärts schlurfte, dachte ich freilich weniger über meine Arbeit nach als über die Frauen. Ein normaler Vorgang – der mich allerdings heute abend schwerer belastete als sonst. Meine Klientinnen, Severina, meine Geliebte, meine Mutter, sie alle wollten mir meinen Seelenfrieden rauben. Sogar meine Schwester Maia, der ich schon einen Besuch schuldig war, seit Mama mich aus dem Kittchen geholt hatte, reihte sich in diese Kette ein, weil ich immer noch nichts unternommen hatte, um ihr für die Rettung meiner Wettmarken zu danken, die doch schließlich mein neues Heim finanzierten … Das alles wuchs mir über den Kopf. Ich mußte endlich die Initiative ergreifen! Aber die beste Initiative

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