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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Gedanken wanderten zu Helena Justina. Wenn Helena etwas auf dem Herzen hatte, dann bestand sie darauf, es auch loszuwerden.
    Ich sah, daß Severina mich heimlich beobachtete; scheinbar beiläufig nahm ich das Gespräch, das Novus so brüsk beendet hatte, wieder auf. »Ängstigt es Sie, daß dieser Priscillus seinen Schläger ins Viertel schickt und die Nachbarschaft unsicher macht?«
    Das zuversichtliche Lächeln der taktvollen Gastgeberin erhellte Severinas Gesicht. »In Geschäftsdingen verlasse ich mich ganz auf den Rat von Hortensius Novus!«
    Ich hätte wissen müssen, daß ich hier nur meine Spucke verschwendete.
    Mit Rücksicht auf Novus’ Appetit beschlossen wir das Mahl mit Kuchen: bloß drei (schließlich war es nur Mittagbrot, kein Bankett), aber dafür wahre Meisterwerke der Konditorkunst, elegant präsentiert auf einer Silberplatte, die Severina ihrem Verlobten anschließend zum Geschenk machte. Allem Anschein nach beschenkte sie ihn ebenso regelmäßig wie umgekehrt. In diesem Fall gab das Präsent ihm auch noch das alleinige Recht, den Teller abzulecken; seine dicke, labberige Zunge schlotzte darüber hin, während ich neidisch zuguckte.
    Kurz darauf ging er, die Platte unterm Arm, ohne auch nur ein Wort über den Grund meiner Anwesenheit verloren zu haben. Severina begleitete ihn hinaus, woraus man schließen konnte, daß sie sich heimlich küßten. Jedenfalls hörte ich den Papagei spöttisch kreischen.
    Als die Gastgeberin zurückkam, hatte ich mich auf dem Diwan aufgerichtet und war gerade dabei, den Amethystschmuck zu taxieren und mit dem Preis für die Silberplatte zu vergleichen. »Heute hat Novus Sie wohl überflügelt, finanziell gesehen. Ein schönes Stück, Zotica – ich gratuliere!«
    »Wie kann man nur so zynisch sein!«
    Ich stand auf und schlenkerte das Geschmeide zwischen den Fingern einer Hand. »Hübsch – aber mit ein, zwei kleinen Fehlern, die Sie sicher auch bald entdecken werden. Wenn ich nicht die Aufgabe hätte, einen Keil zwischen Sie beide zu treiben, dann könnte ich den guten Novus davor warnen, einem Mädchen Edelsteine zu schenken, das bei einem Steinschneider in der Lehre war …« Sie versuchte, mir die Kette wegzunehmen. Ich bestand darauf, sie um ihren schlanken Hals zu legen. »Paßt nicht ganz zu Blau.«
    »Nein; Amethyste sind immer schwer zu kombinieren.« Meine Versuche, sie zu ärgern, prallten wirkungslos an ihr ab.
    »Tja, es wird Zeit für mich.« Ich ergriff ihre beiden Hände und beugte mich galant darüber. Sie waren mit einem blumigen Duft parfümiert, der mich an das Öl aus den Bädern erinnerte, die Helena Justina neuerdings frequentierte. Kamille war diesen Monat offenbar groß in Mode.
    An der linken Hand trug Severina einen schweren goldenen Verlobungsring mit einem roten Jaspis. Das trügerische Symbol der Treue: eine dieser stümperhaften Karikaturen von zwei Händen, die einander gefaßt halten. Novus hatte das Gegenstück dazu getragen. An Severinas rechtem Ringfinger steckte dagegen ein schon ziemlich abgewetzter Kupferreif, oben abgeflacht und wie eine Münze bossiert. Darauf war ein schlichtes Venusbild eingeritzt. Ein billiger Modeschmuck. Vermutlich ein Erinnerungsstück. Nicht viele Mädchen tragen Kupferringe, weil die so leicht Grünspan ansetzen.
    »Der ist aber hübsch. Von einem Ihrer Ehemänner?«
    »Nein, nur ein Freundschaftsring.«
    »Von einem Mann?«
    »Ja, von einem Mann«, bestätigte sie, als ich die Mundwinkel herabzog, zum Zeichen dafür, was ich von Frauen hielt, die ohne männlichen Beschützer lebten, dafür aber Verehrer hatten, die sie einfach als »Freund« ausgaben.
    Sie zog die Hände zurück. »Was hatten Sie für einen Eindruck von Novus?«
    »Er ist schon zu festgefahren in seinen Ansichten, und Sie sind viel zu gescheit für ihn …«
    »Die gängige Weichenstellung für eine Ehe!« parierte sie.
    »Unfug! Wie lange wollen Sie Ihr Leben noch damit vergeuden, mittelmäßige Geschäftsleute zu hätscheln?«
    »Besser, ich mach’s jetzt, solange ich noch voll bei Kräften bin, als später, wenn ich vielleicht selbst ein bißchen verhätschelt werden möchte!«
    »Ja, aber sind Sie einstweilen wirklich so nachgiebig, wie Sie es den Männern vorgaukeln?« Sie lächelte unergründlich. »Wenn ich vorhin richtig verstanden habe, wollte Novus doch etwas mit mir besprechen. Aber dann hat er gar nichts gesagt.«
    »Er wollte erst sehen, ob Sie ihm gefallen.«
    »Und? Hab ich den Herrn beeindruckt?«
    »Ich kann Ihnen

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