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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Beisammensein weder zeitig noch nüchtern. Ich brachte meinen Freund nach Hause, da ein Wachthauptmann alle möglichen Racheakte befürchten muß, wenn Schurken, die er vielleicht früher mal hinter Gitter gebracht hat, ihn schutzlos und mit Schlagseite durch die Stadt wanken sehen.
    Seine Frau Silvia hatte uns ausgesperrt. Aber ein Justizbeamter kann die meisten Schlösser knacken, und die, an denen er scheitert, kriegt ein Detektiv allemal auf. Und so gelangten denn auch wir ins Haus, ohne daß allzu viele Nachbarn die Läden aufstießen und sich lautstark über den Lärm beschwerten. Einen Riegel brachen wir entzwei, aber die Tür an sich blieb unversehrt. Petro bot mir ein Bett an, doch inzwischen war Silvia heruntergekommen und beschimpfte uns aufs übelste; sie versuchte, das Türschloß mit einer Augenbrauenpinzette zu reparieren, während Petro liebevoll an ihr herumtatschte, in der Hoffnung, einen Friedensvertrag aushandeln zu können (was ich für aussichtslos hielt). Dann wachten die Kinder auf, fürchteten sich vor dem Krach, und Petros jüngste Tochter jammerte, daß ihr Kätzchen sich in eine Sandale erbrochen habe – da verdrückte ich mich lieber.
    Wie die meisten Entscheidungen, die man nach fünf oder sechs Amphoren eines mittelmäßigen Weins aus billigen Kaschemmen trifft, war auch dies keine gute.
    Ein denkwürdiges Ereignis: das erste Mal, daß ich in volltrunkenem Zustand versuchte, meine neue Wohnung zu finden. Ich verirrte mich. Ein großer Hund mit spitzer Schnauze hätte mich um ein Haar gebissen, und etliche Huren riefen mir ungefragt Schimpfworte nach. Als ich dann endlich die Piscina Publica ausgemacht und meine Straße gefunden hatte, entging mir der kleine Grünschnabel von einem Prätorianer, der mich schon sehnlich erwartete – mit einem Haftbefehl von Anacrites, einem schmerzhaften Paar Fußeisen und noch drei Milchbubis von Rekruten in schimmerndem Brustpanzer, die alle scharf wie baetischer Senf darauf waren, ihren ersten richtigen Einsatz hinter sich zu bringen und einen gefährlichen Renegaten festzunehmen, der anscheinend meinen Namen trug.
    Nachdem sie mir die Eisen angelegt hatten, ließ ich mich einfach der Länge nach auf die Straße fallen und erklärte ihnen, ich würde sie überallhin begleiten – nur müßten sie mich tragen.
XXIX
    Die nächsten beiden Tage verbrachte ich wieder in den Lautumiae, wo ich meinen Kater auskurierte.
XXX
    Am zweiten Abend erneuerte ich die Bekanntschaft mit meinem alten Zellengenossen, der Ratte. Ich versuchte, mich auf eine Ecke zu beschränken, um ihr nicht lästig zu fallen, aber sie plierte trotzdem hungrig zu mir rüber. Ich mußte sie enttäuschen, denn ich wurde abberufen. Jemand sehr Einflußreiches bekundete Interesse an meinem Fall.
    Zwei der Schulbuben in Prätorianeruniform kamen, um mich abzuholen. Zuerst widersetzte ich mich. Mein Kater war einer leichten Benommenheit gewichen. Ich war absolut nicht in der Verfassung, eine Konfrontation mit Anacrites und den Schlägertypen durchzustehen, deren er sich bediente, um seine Opfer zu Geständnissen zu ermuntern. Doch meine Furcht war unbegründet. Anacrites hätte mich im Loch gelassen, bis mir vor Altersschwäche die Zähne ausgefallen wären und ich das Wasser nicht mehr hätte halten können. Aber dem Wärter entschlüpfte, als er mir gerade einen aufmunternden Tritt vors Schienbein verpaßte, das Geständnis, daß ein hohes Tier nach mir verlangt habe. Mein Gesuch an Titus mußte in dem Stapel Bittbriefe an die Oberfläche gelangt sein …
    Die jungen Hüpfer waren ganz aus dem Häuschen vor Aufregung über diese kaiserliche Audienz. In der Vergangenheit hatte es der imperialen Leibwache bisweilen nach einer zünftig durchzechten Nacht gefallen, den ihr anvertrauten Caesar durch den erstbesten zu ersetzen, der ihr ins Auge stach (Claudius, beim Jupiter, oder diese aufgedonnerte Null von Otho). Doch damit war nun Schluß. Gleich nach dem Regierungsantritt seines Vaters hatte Titus die Prätorianer klugerweise seinem direkten Kommando unterstellt; und solange er ihnen an seinem Geburtstag ein anständiges Handgeld zahlte, würden sie an ihrem Oberbefehlshaber hängen wie die Kletten an einem Schäferrock. Und nun sollten Proculus und Justus (falls Sie mal eingesperrt werden, erfragen Sie unbedingt die Namen Ihrer Wärter) schon in der ersten Dienstwoche ihrem berühmten Präfekten von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten – dank meiner Wenigkeit.
    Sie schwelgten so im

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