Kupfervenus
heißt stillhalten und abwarten. Ich würde mich zurückhalten, mir eine Verschnaufpause gönnen und die Damen sachte schmoren lassen.
Ich nahm mir vor, die nächsten drei Tage zu meinem eigenen Vergnügen und Vorteil zu nutzen. Zwei Tage lang hielt ich das sogar durch: keine schlechte Erfolgsquote für einen Plan, der von mir selbst stammt.
Den ersten Vormittag blieb ich im Bett und dachte nach.
Und da ich offiziell immer noch für den Kaiser arbeitete (weil ich mir nie die Mühe gemacht hatte, ihm zu kündigen), ging ich als nächstes auf den Palatin und bat um eine Audienz bei Vespasian. Den ganzen Nachmittag lungerte ich in diesem Labyrinth von Palastverwaltung rum, bis sich endlich ein Lakai dazu herabließ, mir mitzuteilen, der Kaiser sei verreist und genieße die Sommerfrische in den Sabiner Bergen. Jetzt, da er den Purpur trug, besann der alte Herr sich gern auf seine einfache Herkunft, indem er die kaiserlichen Sandalen abstreifte und mit bloßen Füßen im Staub seiner alten Familiengüter rumstapfte.
Aus Angst, ich könnte Anacrites in die Arme laufen, wenn ich zu lange blieb, verließ ich den Palast und beehrte meine Freunde mit Falcos Gesellschaft. An diesem Abend speiste ich mit Petronius Longus in dessen Haus. Da er eine Frau und drei kleine Kinder hatte, wurde es ein ruhiges Mahl, das früh und (für unsere Verhältnisse) ziemlich nüchtern zu Ende ging.
Am nächsten Morgen erneuerte ich mein Audienzgesuch, diesmal aber bei Titus Caesar, Vespasians ältestem Sohn. Titus regierte das Reich in echter Partnerschaft mit Vespasian, verfügte also über genügend Autorität, um mir bei meinen unbedeutenden Scherereien mit Anacrites auszuhelfen. Er war außerdem bekannt für sein weiches Herz. Das wiederum hieß, mein Gesuch würde auf einem ganzen Haufen von Bittschriften zwielichtiger Typen landen, die alle über ihr angeblich unverschuldetes Pech lamentierten. Titus arbeitete fleißig, aber unter der Augusthitze würde auch der Strom der Barmherzigkeit leiden und sich stockender als gewöhnlich über das Heer abgewrackter armer Schlucker ergießen.
Während meine Klageschrift der strapazierten Aufmerksamkeit unseres jungen Caesars harrte, ging ich mit meinem Schwager Famia zum Pferdemarkt. Mich von meinem Goldschatz zu trennen, tat mir in der Seele weh, aber man konnte schließlich nicht erwarten, daß der Rennstall, in dem Famia als Tierarzt für die Grünen arbeitete, meinem Pferd ewig Logis gewährte – jedenfalls nicht gratis, wie es zur Zeit (ohne Wissen der Grünen) der Fall war. Also versteigerten Famia und ich den armen alten Goldschatz, bevor der Preis für sein Futter den schönen Wettgewinn aufzehren konnte. Mit einem stattlichen Batzen Geld in der Tasche zog ich in die Saepta Julia, wo ich erst auf einen geschwärzten Kandelaber reinfiel, der aussah, als würde er sich aufpolieren lassen (natürlich ein Irrtum), und dann auf einen ägyptischen Kartuschenring (der beim Anprobieren wunderbar paßte, sich bei mir daheim jedoch als zu groß erwies). Schließlich durchstöberte ich noch ein paar Literaturhandlungen und erstand einen Armvoll griechischer Theaterstücke (fragen Sie mich nicht, warum; ich hasse griechische Dramen). Ich brachte meiner Mutter einen kleinen Zuschuß zum Haushaltsgeld und deponierte am Ende den Rest meiner Barschaft in meinem Bankfach auf dem Forum.
Als ich am nächsten Tag immer noch keine Einladung bekam, zum Palast hinaufzupilgern, um Titus mit meiner Leidensgeschichte zu erheitern, ging ich endlich doch zu meiner Schwester Maia. Sie ließ mich fast den ganzen Vormittag in ihrer Küche rumlungern, woraus sich zwanglos ein gemeinsames Mittagessen ergab, gefolgt von einem Nickerchen auf ihrer Sonnenterrasse. Ich versprach ihr ein paar leckere Kuchen vom Pincio, aber Maia, die mich zu nehmen wußte, schaffte es, das Angebot hochzutreiben und mir ein Einweihungsfest in meinem geräumigen neuen Domizil abzuluchsen. Wie ein Spekulant, der verspricht, das Finanzielle mit seinem Bankier zu regeln, machte ich mich aus dem Staub, bevor ein Termin für die Party vereinbart werden konnte.
Petronius und ich zogen an diesem Abend durch verschiedene Weinschenken, um zu prüfen, ob sie noch so gut waren, wie wir sie in Erinnerung hatten. Bei all den Gratisbechern, mit denen die Wirte uns zum Wiederkommen verlocken wollten, den Krügen, die ich spendierte, und den Amphoren, mit denen Petronius (der ein anständiger Kerl ist) mich umgekehrt freihielt, endete dieses
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