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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Titus mir versprochen hatte, würde man einen riesigen Fischkessel brauchen und eine kolossale Servierplatte, die raffinierten Künste eines erstklassigen Saucenchefs mit Hochleistungskochstelle, einen Trupp livrierter Sklaven, um meinen lechzenden Gästen die königliche Kreatur würdig aufzutischen, ein Orchester und eine Ankündigung im Tagesanzeiger.
    Meine einzige echte Alternative war, den Fisch weiterzuverschenken.
    Ich wußte das. Und ich wußte auch, was ich vermutlich statt dessen tun würde.
     
    Als ich aufs Forum kam, machte ich am Tempel der Vesta halt. Zu meiner Linken, beim Rostrum, wurde gerade ein reicher alter Knabe von einem Bankett heimgebracht: Seine überdachte Sänfte war von acht Leibwächtern flankiert, deren Fackeln wie gut gedrillte Glühwürmchen auf und nieder tanzten, als sie die steile Kurve des Vicus Argentarii nahmen.
    Im Palast hatte ich jedes Zeitgefühl verloren. Es war ein warmer Augustabend, das klare Nachtblau des Himmels spielte hie und da in schmeichelndes Violett hinüber. In den Speisehäusern herrschte noch reger Betrieb, und obwohl manche Läden schon geschlossen und verriegelt waren, kam ich doch bei einem Möbeltischler, einem Spiegelverkäufer und einem Goldschmied vorbei, die alle ihre Schiebetüren noch offen und Licht brennen hatten; drinnen bewegten sich Hunde, Kleinkinder und umgängliche Frauenzimmer. Um die Kneipentische auf dem Trottoir scharten sich die Gäste noch immer dicht gedrängt, und keiner machte Miene, Becher oder Würfelbrett im Stich zu lassen. Die gefährlichen Zeitgenossen, die nach Einbruch der Dunkelheit in Rom regierten, waren sicher schon unterwegs, aber noch hatte die Bürgerschaft ihnen die Straßen nicht geräumt.
    Es war allerhand los in der Stadt. Vor einem brennenden Haus blieb ich stehen, um mit anderen Schaulustigen Maulaffen feilzuhalten. Aus dem vierstöckigen Gebäude drang schon vom Keller bis zum Dach dichter Rauch. Die ärmeren Mieter hatten ihre Habe in Bündeln zusammengerafft und waren hinaus auf die Straße gerannt; ein reicher, alter Knopf, vermutlich der Hausbesitzer, der sich abmühte, sein mit Schildpatt eingelegtes Bettgestell durch die Tür zu zerren, behinderte die städtischen Feuerwehrmänner, die mit ihren Eimern hinein wollten. Schließlich wurden sie alle miteinander in die Flucht geschlagen, als das ganze Gebäude in helle Flammen aufging. Der Besitzer blieb, den Kopf in die Hände gestützt, auf dem Pflaster sitzen und schluchzte, bis ein vorbeifahrender Bonze aus einem schmuddeligen braunen Tragstuhl sprang und sich erbot, das Grundstück zu kaufen. Ich traute meinen Ohren kaum. Der älteste Schwindel der Welt – aber der Narr mit dem brennenden Bett preßte sich bloß ein Kissen vors Herz und schlug auf der Stelle ein.
    Bis jetzt hatte ich angenommen, jeder wisse inzwischen, wie Crassus seinen sagenhaften Reichtum angehäuft hatte – indem er in Rom rumkutschierte und überall, wo es brannte, die armen Opfer ausplünderte, solange die noch unter Schock standen. Heute, dachte ich, würde keiner mehr auf so hilfsbereite Haie reinfallen, die einem eben abgebrannten armen Wicht vor noch rauchenden Trümmern ein kümmerliches Handgeld für sein Grundstück boten – mit dem Hintergedanken, das Haus mit sattem Profit wieder aufzubauen, sobald die Asche erkaltet war. Augenscheinlich gab es aber doch immer noch Dummköpfe, die schwach wurden, sobald Bargeld lachte … Einen Moment lang überlegte ich, ob ich eingreifen sollte, aber die Verhandlungen waren schon zu weit gediehen; abgewiesene Baulöwen sind notorisch rachsüchtig, und in einen Fall von Vertragsbruch verwickelt zu werden, konnte ich mir nicht leisten.
    Etwa in der Mitte der nächsten dunklen Gasse stieß ich mit dem Fuß gegen etwas Hartes, das sich als Zunderbüchse entpuppte; sie lag neben einem Lumpenknäuel, das jemand in großer Eile hatte fallen lassen.
    Demnach verließen die Spekulanten sich heutzutage also nicht mehr bloß aufs Glück, wenn sie nach dem nächsten Bauplatz Ausschau hielten. Jetzt, da das Haus nur noch ein Haufen Asche war, würde es sich kaum mehr beweisen lassen, aber dieses Feuer war ohne Zweifel durch Brandstiftung entstanden.
    Über dem Capitol blinkten die Sterne. Kleine Sklavenknaben, deren Herren noch beim Bankett saßen, verschliefen, auf ihre Laternen gestützt, die Wartezeit im Hauseingang der Gastgeber.
    Die Fuhrleute nahmen ihren Abendbetrieb auf, und bald hallte die Luft wider vom Rattern der Räder. In das

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