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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Als man mich in die Campania schickte, nahm ich die Barren mit und verkaufte das Blei dort als Material für Wasserleitungsrohre. Den Erlös hatte ich nie zurückgezahlt.
    Titus lauschte mit hinter dem Kopf verschränkten Händen. Er selbst war kein großer Redner, aber er hatte seine Zeit als Rechtsanwalt absolviert, bevor er zu Höherem berufen wurde. Trotz seiner überschäumenden Energie verstand er sich aufs Zuhören. Erst als er sicher sein konnte, daß Anacrites zu Ende war, wandte er sich an mich.
    »Die Vorwürfe gegen Sie scheinen berechtigt. Die Bleibarren gehörten dem Staat; Sie haben sie sich ohne Erlaubnis angeeignet.«
    »Anacrites ist ein guter Redner; das war ein schönes Muster an Rhetorik. Aber seine Klage, Caesar, ist gegenstandslos.«
    Titus stutzte. Ich hatte seine volle Aufmerksamkeit; er saß jetzt vorgebeugt und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Caesar, gerade ich hatte allen Grund, diese Bleibarren zu achten. Wahrscheinlich habe ich nämlich einen Teil des dazugehörigen Erzes mit eigener Hand aus dem Flöz gehauen!« Ich hielt inne, um den Anwesenden Zeit zu lassen, diese neuerliche Anspielung auf meine Mission in Britannia zu verdauen. Ich hatte mich damals gezwungenermaßen als Bleiminensklave getarnt. »Ein hartes Los, Caesar, aber um Eures Vaters willen nahm ich’s auf mich. Und als ich dann diese Barren verkaufte, war das wiederum eine Tarnaktion. Wir suchten einen Flüchtling. Anacrites kann bestätigen, daß es eine arg mühselige Aufgabe war, denn er hat sich ihr selbst etliche Wochen gewidmet …«
    Empört reckte der Spion das Kinn vor – Volltreffer! »Ich wurde aufgefordert, meine Erfindungsgabe einzusetzen. Schließlich waren es gerade die unorthodoxen Methoden, derentwegen Ihr Vater mich zusätzlich zu seinem Stammpersonal engagierte …«
    »Stimmt«, sagte Titus anzüglich zu Anacrites.
    »… in der Rolle eines Schwarzmarktklempners gelang es mir, den Gesuchten aufzuspüren. Die Verkleidung hat sich, wie Sie wohl wissen, bezahlt gemacht, Caesar.«
    Mit öliger Stimme erinnerte der Oberspion Titus daran, daß man die von mir geborgten Bleibarren als Beweismittel in einem Verschwörungsprozeß gebraucht hätte.
    »Welcher Ankläger hätte wohl mehrere Tonnen Metall vor Gericht auffahren lassen?« fragte ich. »Daß es diese Barren gab, haben wir doch alle gewußt. Zum Beweis dafür gab es Dokumente: Die Prätorianergarde hatte sie in diesem Speicher gelagert, und der Sieger von Jerusalem braucht sich wohl nicht erst von mir sagen zu lassen, daß den Rekruten als erstes eingebleut wird, alles zu zählen, was durch ihre Hände geht …«
    Titus lächelte nachsichtig. Ihm wäre es lieb gewesen, wenn ich mich von der Anklage hätte reinwaschen können. Nun bin ich aber nicht naiv. Ich konnte mir denken, warum das Imperium mich gern laufengelassen hätte: Titus und sein Vater hatten bestimmt wieder ein verteufelt kitzliges Problem am Hals, das ich für sie lösen sollte.
    »Ich nehme an«, bemerkte Anacrites streng, »Sie hatten die Absicht, das Geld, das Sie beim Verkauf der Bleibarren eingestrichen haben, zurückzuerstatten? Oder ist der Erlös am Ende für Wein und Weiber draufgegangen?«
    Ich zeigte mich schockiert. Es war nur eine einzige Frau im Spiel (Helena Justina). Während der Ferien in der Campania hatten allerdings nicht nur wir beide, sondern auch ein Neffe von mir und Petronius Longus nebst Frau und Kindern nach Kräften auf Kosten des Schatzamtes geschlemmt und gebechert, wobei uns meine kaiserliche Mission als Vorwand diente. »An der kleinen Verzögerung bin doch nicht ich schuld, Anacrites! Schließlich haben Sie mich in den Lautumiae eingesperrt, was eine ganz unfaire Behinderung war. Trotzdem habe ich meine wenigen Tage in Freiheit genutzt, um bei meinem Bankier die Überweisung der Schulden an die kaiserliche Privatschatulle zu veranlassen …«
    »Na, wie erfreulich!« Titus klang erleichtert. Unterschlagung wäre der einzige Grund gewesen, mich im Knast behalten zu müssen.
    »Ich muß Sie allerdings warnen, Caesar«, warf ich rasch ein, »denn da ich das Blei sozusagen unter der Hand verkauft habe, ist der Erlös für mich nicht so groß, wie er es mit offizieller Konzession hätte sein können …«
    »Er lügt!« fauchte Anacrites wütend. »Ich habe eine vollständige Liste seiner Vermögenswerte …« Das mußte eine kurze Liste sein! »Dieser Schaumschläger besitzt keinen roten Heller!«
    So also wahrte mein Bankier das Bankgeheimnis seiner

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