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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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bisher weder mit Crepito noch mit Felix zusammengetroffen. Ein Gespräch mit Novus wäre vielleicht ganz nützlich gewesen, aber wenn dabei mehr rauskommen sollte als neulich bei unserem Minimalplausch bei Severina, dann mußte ich ihn allein sprechen. »Hyacinthus, ist Severina heute abend auch da?«
    »Sie war schon seit dem Nachmittag hier, aber die letzten paar Stunden habe ich sie nicht mehr gesehen.«
    Ein anderer warf ein: »Ihre Träger sind fort; also ist sie wohl heimgegangen.«
    »Könnte ich dann mit Novus sprechen?« Ein junger Bursche erbot sich, nachzufragen.
    Die Sklaven hätten gern weiter ihren Spaß miteinander getrieben und wollten mich los sein. Zum Glück dauerte es nicht lange, bis der junge Bursche zurückkam. Novus, sagte er, sei nicht in seinem Schlafzimmer und auch nicht bei Crepito und Felix, obschon die ihn auf einen Schlummertrunk erwarteten.
    Die Haussklaven zeigten weiter kein Interesse, aber nachdem ich schon so weit gelaufen war, fand ich es gar zu trostlos, mit nichts als Blasen an den Füßen umzukehren. »Novus muß doch irgendwo rumspringen!«
    Der mit dem goldenen Weinkrug lachte. »Als ich ihn zuletzt sah, da ist er tatsächlich gesprungen – schmerzgekrümmt und schnell wie der Blitz!«
    »Vielleicht ist ihm bei Tisch etwas nicht bekommen?« Es war ein schwüler Abend. Mir klebte die Tunika unangenehm an Hals und Brust.
    »Der hat höchstens zuviel gegessen!« höhnte der Mann. Ich erinnerte mich an den ungezügelten Gusto, mit dem Novus neulich seinen Teller abgeleckt hatte.
    »Wie lange ist das her, daß du ihn hast rennen sehen?«
    »Eine Stunde etwa.«
    Ich sah Hyacinthus an. »Könnte er irgendwo auf dem Klosett festsitzen – vielleicht eingenickt oder immer noch im Kampf mit dem Dünnpfiff?« Die Sklaven wechselten gelangweilte Blicke. »Hätte er nach einem von euch gerufen, wenn die Koliken gar zu arg gewesen wären?«
    »Da hätte er uns höchstens angeschnauzt, wir sollen ihn allein lassen – er mag keine Zeugen, wenn seine Völlerei sich an ihm rächt. Außerdem …« – der Mann mit dem Weinkrug war ein ätzender Sozialsatiriker – »außerdem kann man da sowieso nicht viel helfen. Scheißen ist etwas, das selbst die Reichen sich von keinem abnehmen lassen können …«
    Hyacinthus, der stumm dabeigestanden hatte, erwiderte meinen skeptischen Blick. »Kann nicht schaden, wenn wir mal nachsehen«, sagte er. Die übrigen verweigerten sich der Mühe, und so machten Hyacinthus und ich uns allein auf die Suche.
    Wie in den meisten Häusern mit eigenen Toiletten grenzten auch bei den Hortensii die Klosetts an die Küche, damit man das aus Geschirr und Waschbecken abgelassene Wasser gleich zum Durchspülen des Kanals weiterverwenden konnte. Das Haus der Freigelassenen hatte sogar ein dreisitziges Klo aufzuweisen, aber wir fanden nur einen Benutzer vor.
    Hortensius Novus war offenbar in größter Hast hineingestürzt und hatte die schwere Tür hinter sich zufallen lassen. Das Klappern aus der Küche, wo die Reste des Banketts fortgeräumt wurden, war für ihn also plötzlich verstummt, und danach war er an diesem dunklen, stillen Ort allein gewesen. Sofern er noch nüchtern genug war, um zu begreifen, was geschah, hatte ihn gewiß das nackte Grauen gepackt. Vielleicht hatte er noch um Hilfe schreien können, bevor die Lähmung einsetzte und den gräßlichen Durchfall stoppte, aber niemand hatte ihn gehört.
    Es war ein qualvoller, ein menschenunwürdiger Tod, dem einzig sein rasches Eintreten einen Anflug von Barmherzigkeit verlieh.
XXIII
    » O weh! « schrie Hyacinthus. Unwillkürlich wandte er sich zur Küche hin, aber ich preßte ihm die Hand auf den Mund und hielt ihn fest.
    »Schlag noch nicht gleich Alarm!«
    Hortensius Novus lag am Boden. Es hatte ihn mitten im Lauf erwischt, auf halbem Wege zwischen der Tür und den Latrinensitzen. Gefällt vom Tode, brauchte ihm jetzt nichts mehr peinlich zu sein. Wenn er Glück gehabt hatte, war er schon nicht mehr bei Bewußtsein gewesen, als er mit dem Gesicht auf die Fliesen schlug.
    Vorsichtig trat ich näher, bückte mich und tastete nach seiner Halsschlagader, obwohl ich wußte, daß es bloße Routine war. Dann sah ich die wild verzerrte Fratze. Etwas weit Schlimmeres als heftiger Durchfall hatte ihn übermannt. Vielleicht die entsetzliche Gewißheit des nahen Todes.
    Er war noch warm, wenn auch nicht warm genug, um ihn ins Leben zurückzuholen. Und ich wußte, daß das, was das Herz des Freigelassenen zum Stillstand

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