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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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entlassen. Ich spürte, wie die Lakaien sich entspannten, als Titus sich gähnend streckte; offenbar hatte er sich das Verhör mit mir genüßlich bis zuletzt aufgehoben – wie die Olive im Omelette. Er erkundigte sich, ob ich, nunmehr als freier Mann und mein eigener Herr, denn auch frei sei, um im Palatin zu bleiben und mit ihm zu essen.
    »Besten Dank, Caesar. Mir scheint, es gibt doch den einen oder anderen erfreulichen Grund dafür, daß ich mich mit der Politik eingelassen habe!«
    Der Augapfel des Reiches schenkte mir ein gewinnendes Lächeln. »Vielleicht behalte ich Sie ja auch bloß bei mir für den Fall, daß Ihr Bankier es versäumt, einen gewissen Betrag zu überweisen …«
    Ich hätte bei meinem ersten Urteil bleiben sollen. Sich mit Politik einzulassen ist die reine Dummheit.
XXXII
    Wie jeder in Rom hatte auch ich gehört, daß Titus gern rauschende Feste gab, die bis zum Morgengrauen dauerten. An Skandale und Skandälchen glauben die Leute immer gern; ich mache da keine Ausnahme. Und nach meinem zweiten Gefängnisaufenthalt war ich durchaus in Stimmung für eine Orgie auf Kosten des Reiches, aber an jenem Abend gab es auf dem Palatin nur eine wohlschmeckende Mahlzeit, begleitet von unaufdringlicher Musik und zwanglosem Gespräch. Vielleicht war Titus ja bloß ein gutaussehender, lediger Bursche, der (ein-, zweimal, als er noch jünger war) mit seinen Freunden die Nacht durchgemacht hatte und deswegen gleich einen lockeren Lebenswandel nachgesagt bekam. Ein Ruf, der ihm bleiben würde, egal, was er in Zukunft tat. Ich fühlte mit ihm. Auch ich war ein gutaussehender, lediger Bursche. Und mein schlechter Ruf war so schwer loszuwerden, daß ich’s gar nicht erst versuchte.
    Vor Tisch hatte ich mich im kaiserlichen Bad schon etwas aufgefrischt, und nachdem ich gut gegessen und getrunken hatte, erwachten meine Lebensgeister vollends wieder. Also entschuldigte ich mich unter dem Vorwand, daß ich noch zu arbeiten hätte. Vielleicht lohnte es sich ja, meinen neuen Haarschnitt in der Stadt auszuführen, solange die Wässerchen des Palastfriseurs noch ihren berückenden Duft verströmten. Als er sah, wie ein Sklave mir die Sandalen festschnallte, rief Titus: »Ach, Falco, Sie dürfen übrigens nicht denken, daß ich Ihr Geschenk vergessen hätte!«
    »Was denn für ein Geschenk, Caesar?« fragte ich vorsichtig, in der Annahme, daß die versprochene Arbeit gemeint sei.
    »Das zum Dank für mein Glück beim Pferderennen!« Beim Donner Jupiters – schon wieder etwas, das ich bestimmt nicht gebrauchen konnte!
    Dieser Gaul, der Goldschatz, hatte mir durchaus nicht nur Segen gebracht. Titus hatte auf ihn gesetzt, und er war bekannt dafür, daß er sich in seiner Siegesfreude immer gern erkenntlich zeigte. Jetzt erinnerte ich mich auch, welche Belohnung mir zugedacht war – ich würde all meine Geistesgegenwart brauchen, um mich aus dieser heiklen Situation rauszumanövrieren.
    »Eine Ehre und ein Festschmaus, zweifellos, Caesar«, log ich diplomatisch und fügte (weniger geistesgegenwärtig) hinzu, Titus hätte vielleicht Lust, auf eine Kostprobe in der Falco-Residenz vorbeizuschauen … Er versprach, daran zu denken (während ich inständig hoffte, er möge es vergessen).
    Mein Geschenk, falls Sie’s interessiert, war ein geradezu legendärer Fisch. Tief in Gedanken versunken, verließ ich den Palatin. Titus wollte mir einen Steinbutt schicken.
    Steinbutt war mir ungewohnte Kost – mir und den meisten Bürgern Roms. Ich hatte einmal einen auf einem Fischerboot gesehen, der maß allein in der Breite einen halben Meter. Dieser eine Fisch hätte das Fünf- oder Sechsfache meines Jahreslohns gekostet – allerdings kommt Steinbutt nur selten auf den Markt, da die meisten Fischer, denen einer ins Netz geht, ihn gleich geschäftstüchtig dem Kaiser offerieren.
    Jetzt saß ich in der Zwickmühle. Ich konnte kochen. Tat es sogar gern. Nach fünf Jahren schlampiger Solowirtschaft war ich ein Meister der Ein-Personen-Küche; ich konnte fast alles Eßbare grillen, pochieren oder braten, je nach Bedarf auf engstem Raum, ohne anständiges Kochgeschirr und nur mit den allernotwendigsten Zutaten. Meine besten Schöpfungen schmeckten köstlich, und meine schlimmsten Verirrungen waren im Abfalleimer gelandet, bevor mir davon schlecht werden konnte. Aber natürlich konnte selbst ich keinen Steinbutt in ein paar Tropfen Olivenöl auf einem gewöhnlichen Rost über ein paar kokelnden Zweigen zubereiten. Für das Wunderding, das

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