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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gebracht hatte, mehr gewesen war als die Anstrengung, ein überreiches Mahl zu verdauen.
    »Nun hat man ihn also doch erwischt, Falco!«
    Der Sklave war fast hysterisch; ich spürte selbst einen Anflug von Panik, doch war ich oft genug in ähnlicher Lage gewesen, um die Beherrschung zu wahren. »Ruhig, Hyacinthus. Wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren.«
    »Das war Mord!«
    »Möglich. Aber es sind schon öfter Leute an Darmkoliken gestorben … genau wie an übermäßiger Völlerei …«
    Ich sagte das nur, weil ich Zeit schinden wollte, um mir den Tatort einzuprägen.
    Novus hatte sein leichtes Festgewand bis zur Taille gerafft. Ich überwand mich, seine linke Hand, die mit dem Jaspis-Verlobungsring, loszunesteln, damit ich ihm die Toga runterziehen konnte. Die Toten verdienen ein gewisses Maß an Anstand.
    Rasch richtete ich mich wieder auf, packte Hyacinthus am Ellbogen und schob ihn vor mir her zur Tür hinaus. Vielleicht war es noch nicht zu spät, irgendein Indiz zu finden, bevor es vernichtet wurde – entweder aus Versehen oder von jemandem, der ein persönliches Interesse daran hatte. »Hyacinthus, du bleibst da stehen und läßt niemanden hinein.«
     
    Ein Blick in die Küche bestätigte meinen Verdacht. Das Haus war schlampig geführt. Fliegen kreisten mit trägem Besitzerstolz über den Arbeitsflächen. Aber das gebrauchte Geschirr vom Bankett, das vielleicht ein paar Indizien hätte liefern können, mußte ich gleichwohl abschreiben. Die zerzauste Dienstmagd, die für den Abwasch zuständig war, hatte gewußt, daß sie den Berg irgendwann würde abarbeiten müssen, und darum schon mal angefangen, die Essensreste von Tellern und Terrinen abzukratzen, bevor sich allzu harte Krusten bilden konnten. Als ich zur Tür reinkam, kniete sie neben einem Bottich fettigen Wassers und hatte die fertiggespülten Goldteller um sich herum gestapelt. Ich sah, wie sie nach einer riesengroßen Silberplatte schielte, in der ich das Präsent wiedererkannte, das Severina ihrem Novus bei unserem gemeinsamen Mittagessen verehrt hatte. Die müde Magd versuchte sich einzureden, das gute Stück sei sauber, fand dann aber doch einen klebrigen Fleck und tunkte die Platte lustlos in ihren Zuber.
    Das Küchenmädchen war die einzige, die noch arbeitete. (Jede Küchenmagd wird Ihnen sagen, daß das immer so ist.)
    Ein paar Köche und Tranchierer hatten es sich, sobald die feinen Pinkel gegangen waren, in der Küche gemütlich gemacht. Sie stocherten in den Resten herum, ganz nach der heiklen Art von Dienstboten, die wissen, daß ein Teil des Fleisches schon grün schillernd vom Metzger kam, welche von den Saucen nicht binden wollte und wie oft die Gemüse beim Putzen zwischen die Mäuseköttel auf den Boden gefallen sind.
    »Wer hat hier die Aufsicht?« fragte ich barsch und schon halb gefaßt darauf, daß dies die Art schludriger Wirtschaft war, wo niemand die Verantwortung trug. Richtig geraten. Ich erklärte den Leuten, einem der Gäste sei schlecht geworden, was niemanden zu überraschen schien. Doch als ich damit rausrückte, daß es sich um ein Unwohlsein mit tödlichem Ausgang handelte, verschlug es den Burschen plötzlich den Appetit. »Falls ihr einen Hund auftreiben könnt, den niemand leiden mag, dann füttert ihn schön langsam und nacheinander mit diesen übriggebliebenen Leckerbissen …«
    Ich ging zurück zu Hyacinthus. »Wir werden einen Riegel vor dieser Tür anbringen …« Das sicherte vorläufig den Tatort, und die Hausbewohner würden annehmen, das Klosett sei übergelaufen, was oft genug vorkam. »Und nun zeig mir rasch das Speisezimmer, bevor eine übereifrige Magd dort saubermacht.«
     
     
    Auch in einem Haus, wo niemand die Abfalleimer leert und die Küchendielen nie geschrubbt werden, kann man seine Gäste inmitten schwelgerischer Pracht bewirten.
    Die hell strahlenden Kandelaber brannten zwar langsam nieder, aber noch glänzte in ihrem Widerschein die Vergoldung der Postamente und fein kannelierten Säulen, noch schimmerten die Brokattressen an Vorhängen, Polstern und Kissen, die dem Triklinium mit seinen drei riesigen Diwanen das angemessen luxuriöse Ambiente gaben für drei parvenühafte Lampenputzer und die billigen Frauenzimmer, die sie geheiratet hatten. Mir fehlte die Zeit, um alles im einzelnen zu würdigen, aber ich erinnere mich an große Schlachtengemälde und auf Hochglanz polierte Onyxurnen. Die Gitter in der gewölbten Decke, durch die ein süßliches Parfum ins Zimmer geströmt

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