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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Hortensius Novus sterben mußte, weil sein Koch aus Gallien kam. Zwar war es ziemlich sicher jenes letzte Nachtmahl, das ihn umgebracht hatte – aber der Koch hatte nichts damit zu tun.
    Als erstes mußte ich jetzt Viridovix beruhigen, was sich vielleicht ohne Publikum leichter bewerkstelligen ließ. Also gab ich Hyacinthus einen Wink, und er verschwand diskret.
    »Ich bin Didius Falco. Ich untersuche diese Tragödie – und nachdem ich den Leichnam deines Herrn gefunden habe, brauche ich, ehrlich gesagt, dringend was zu trinken! Und nach der Schreckensnachricht, daß Novus vergiftet wurde, wirst du mir sicher gern Gesellschaft leisten – versuchen wir also, eine Amphore aufzutreiben, an der niemand rumgedoktert hat …«
    Ich hieß ihn sich setzen, damit er zur Ruhe kam. Die Flasche, die ich auswählte, war ein elegantes Gefäß aus himmelblauem kannelierten Glas mit silberglänzendem Schliff – das sah ganz nach einem besonderen Jahrgang aus, den man eigens für die Trinksprüche nach Tisch aufgehoben hatte. Der Korken war schon gezogen, damit der Wein atmen konnte. Die Amphore war noch bis zum Rand mit bernsteinfarbenem Göttertrunk gefüllt; offenbar hatte die Tischgesellschaft diesen Hochgenuß übersehen. Ich wagte die Prognose, daß vermutlich alles, was der gesamten Tafelrunde zugedacht war, ungefährlich sei. Das Risiko war hoch, aber Viridovix schien arg mitgenommen, und ich war schier am Ende.
    »Hier, das wird uns gut tun!« Der Wein war dickflüssig wie Nektar und anscheinend schon sehr alt. Ich trank ihn pur, aber Viridovix bat um Gewürze. Ein Schälchen aus passendem blauen Glas stand griffbereit neben der Flasche, und in der Annahme, daß ein Koch Aroma zu schätzen wisse, leerte ich den ganzen Inhalt – Myrrhe und Kassia, dem Duft nach zu schließen – in seinen Becher.
    Nach dem ersten Schluck schon war mir klar, daß mein Freund und Weinkenner Petronius diesen Tropfen hätte verkosten sollen. Es war, wenn ich nicht völlig danebentippte, ein gut fünfzehn Jahre alter Falerner. Ich erkannte ihn daran, daß er mir wie flüssiges Glas durch die Kehle rann, und an dem warmen, prickelnden Nachgeschmack. Petro verwöhnt mich an seinem Geburtstag mit altem Falerner; er sagt zwar jedesmal, es sei eine Verschwendung, diesen edlen Rebensaft in einen Trottel wie mich reinzuschütten, aber man solle Falerner eben nicht allein trinken (eine Philosophie, die ich nach Kräften unterstütze).
    Wir nahmen jeder einen kräftigen Schluck. Der Koch sah gleich nicht mehr so blaß aus. »Besser? Viridovix, es stimmt zwar, daß Novus tot ist, aber dir wird bestimmt niemand einen Vorwurf machen – es sei denn, du hättest schlecht mit ihm gestanden.« Ich wollte den Koch daran erinnern, daß beim gewaltsamen Tod eines freien Bürgers der Verdacht als erstes auf seine Sklaven fällt; aber ich wollte ihm auch Hoffnung auf meinen Beistand geben, falls er unschuldig war. »Das Beste, was du tun kannst, um deine Unschuld zu beweisen …«
    »Ich habe nichts Unrechtes getan.«
    »Das ist mir klar.«
    »Aber andere sind vielleicht nicht Ihrer Meinung?« Sein Sarkasmus gefiel mir.
    »Sie werden mir zustimmen, wenn ich den wahren Mörder finde.« Viridovix blickte skeptisch drein. »Ich hatte den Auftrag, dieses Unglück zu verhindern«, brummte ich. »Es steht also nicht nur dein Ruf auf dem Spiel, mein Freund.«
    Meine gedrückte Stimmung überzeugte ihn schließlich. Wir tranken jeder noch einen ordentlichen Schluck, und dann überredete ich ihn, das Menu mit mir durchzugehen. Viridovix war offenbar ein sehr gewissenhafter Mensch, der obendrein stets auf Unbill gefaßt war, denn er trug die Speisekarte, notiert auf einem Pergamentfetzen, noch immer in einem Beutelchen an seinem Gürtel.
     

     
    »Und wer«, fragte ich, »hat sich dieses vornehme Menu ausgedacht?«
    »Ich selbst«, prahlte Viridovix, setzte aber dann hinzu: »Mit Hilfe einiger Anregungen von Severina Zotica …«
    Ich war noch nicht soweit, mich mit Zotica zu befassen. »Und war der Abend ein Erfolg, Viridovix?«
    »Gewiß doch!«
    »Deine Kreationen fanden Beifall?«
    »Gute Zutaten.« Er zuckte die Achseln. »Da kann eigentlich nichts schiefgehen. Und ich habe freie Hand, von allem das Beste einzukaufen.« Der Mann war offenbar gewissenhaft. Ich leistete im stillen Abbitte für meinen Witz über grün schillerndes Fleisch. Damit schied aber auch die Möglichkeit, sein Herr habe sich vielleicht aus Versehen an einer verdorbenen Speise vergiftet,

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