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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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kleinen weißen Hände. »Aber es kommt ja noch viel schlimmer! Ich hab Ihnen doch gesagt, daß Novus Feinde hatte.« Sie hatte mir schon eine Menge Lügen aufgetischt. Ich lachte geringschätzig. »So hören Sie mich doch wenigstens an, Falco!« Ich hob entschuldigend die Hand, aber sie schmollte erst mal und ließ mich zappeln.
    »Also, wer waren seine Feinde?«
    »Außer Crepito und Felix hatte er auch noch Appius Priscillus gegen sich aufgebracht.«
    »Darf ich das so verstehen, daß er Novus’ Konkurrent war und daß es zwischen beiden Interessenkonflikte gab? Raus mit der Sprache, Severina! Was war der Zweck dieses Banketts?«
    »Es sollte eine Versöhnungsfeier werden, das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Priscillus war es, vor dem ich Sie neulich warnen wollte.«
    »Hat er Novus bedroht?«
    »Novus und auch die beiden anderen. Darum läßt ja Atilia ihren Sohn kaum noch aus den Augen – einmal hat man nämlich schon damit gedroht, das Kind zu entführen.« Ich wußte, daß Atilia den Jungen selbst zur Schule brachte, was in der Tat sehr ungewöhnlich war.
    »Und welcher dieser vielen Verdächtigen ist nun Ihrer Meinung nach der Schuldige?« fragte ich sarkastisch.
    »Das ist ja das Problem – ich weiß es einfach nicht! Falco, was würden Sie davon halten, wenn ich Sie engagiere?«
    Wahrscheinlich würde ich um Hilfe rufen. »Eine berufsmäßige Braut ist, offen gestanden, die letzte, die ich mir als Auftraggeberin wünschen würde – vor allem, wenn sie gerade mal ohne Mann ist und dementsprechend unberechenbar …«
    »Meinen Sie das, was gestern nacht beinahe passiert wäre?« Severina war rot geworden.
    »Die letzte Nacht sollten wir lieber vergessen.« Meine Stimme klang vertraulicher, als ich beabsichtigt hatte. Ich merkte, daß Severina leicht zusammenzuckte, wobei die Stola ins Rutschen geriet und ihr feuerrotes Haar entblößte. »Wir waren betrunken.« Severina sah mich prüfender an, als mir lieb war.
    »Würden Sie für mich arbeiten?« fragte sie eindringlich.
    »Ich werd’s mir überlegen.«
    »Das heißt also, nein.«
    »Es heißt, daß ich’s mir überlegen werde!«
    In diesem Moment war ich drauf und dran, die Kupfervenus hochkant rauszuwerfen. (Ja, ich hatte nicht übel Lust, meinen Beruf überhaupt an den Nagel zu hängen, mir einen kleinen Laden zu mieten und mich aufs Stühleflicken zu verlegen …)
    Es klopfte. Severina hatte offenbar die Wohnungstür nur angelehnt, denn noch bevor ich »Herein« rufen konnte, wurde sie von draußen aufgestoßen. Ein Mann wankte keuchend über die Schwelle. Seine mißliche Lage erklärte sich auch ohne Worte.
    Er hatte sich gerade zwei Treppen hochgequält – um den größten Fisch abzuliefern, der mir je zu Gesicht gekommen war.
XLI
    Ich stand auf. Aber ganz vorsichtig.
    »Wohin damit, Legat?« Er war ein schmächtiger Mensch. Als er vom Flur hereingewankt kam, hielt er mein Präsent an den Kiemen hoch, weil seine Arme nicht drum herumreichten. Der Fisch schien beinahe so lang, wie sein Lieferant groß war. Und an Umfang übertraf er ihn deutlich.
    »Lassen Sie ihn nur einfach fallen …«
    Der Mann stöhnte, bog sich zurück und wuchtete den Fisch dann von der Seite her über das Tischchen, auf dem ich beim Lesen zuweilen die Ellbogen abstütze. Und weil er ein pfiffiger Kerl war, der nichts unversucht ließ, hopste er anschließend so lange auf und nieder, bis er mein schlüpfriges Präsent durch die Erschütterung in eine akzeptable Position gewackelt hatte. Severina fuhr erschrocken auf, als eine Schwanzflosse von der Größe eines Straußenfächers knapp vor ihrer Nase über die Tischkante wippte.
    Riechen konnte man nichts. Er war in tadellosem Zustand.
    Der Lieferant schien sich zwar an seinem dramatischen Auftritt schon weidlich zu verlustieren, aber ich rang mich trotzdem dazu durch, ausnahmsweise den halben Aureus, den ich für unumgängliche Trinkgeldzahlungen in der Tunika trage, rauszurücken.
    »Schönen Dank auch, Legat! Und guten Appetit wünsch ich …« Dann ging er, und sein Schritt klang jetzt merklich leichter als vorhin beim Kommen.
    »Sie geben ein Fest?« forschte Severina mit unschuldigem Augenaufschlag. »Bin ich auch eingeladen?«
    Ich war so geschafft, daß es ihr beinahe gelungen wäre, mich rumzukriegen. Womit ich mir einen wahren Olymp an Schwierigkeiten aufgehalst hätte.
    Da ging die Tür ein zweites Mal auf, und herein trat eine Person, der es nie einfiel, zu klopfen, wenn auch nur entfernt die Chance bestand,

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