Kupfervenus
erteilen konnten.
»Was nimmst du denn für eine Brühe als Grundlage, Marcus?«
»Nur Wasser mit einem Schuß Wein und einer Handvoll Lorbeerblätter. Ich will ja das natürliche Aroma nicht verderben; das soll nämlich sehr delikat sein …«
»Du solltest auch noch einen Schuß Fischmarinade reinquirlen – Maia, sollte er nicht Fischmarinade drantun?«
»Ich finde, er sollte ihn gleich in der Sauce garen …«
»Nein, die Sauce wird extra zubereitet …«
»Das wird dir aber noch leid tun, Marcus! Was ist es denn für eine? Safran oder Zwiebel?«
»Kümmel.«
»Kümmel? Ooh! Marcus macht eine Kümmelsauce …«
Unter diesem Geplapper schickte ich mich an, die Kräuter für meine Sauce zu zerstoßen (es hätte Liebstöckel reingehört, aber Maia dachte, ich hätte sie gebeten, Petersilie mitzubringen; auch Thymian stand im Rezept, aber ich hatte meinen Topf an der Brunnenpromenade vergessen). Es klopfte; Petronius ging für mich zur Tür. »Camillus Verus schickt dir ein Lesesofa – wo willst du’s hinhaben?« röhrte Petro. Ich wollte das Sofa für mein Büro, aber da stand nun alles für unser Festmahl bereit (alles, was nicht schon wieder von meinen Gästen weggeräumt worden war). »Sollen wir’s in dein Schlafzimmer schieben?«
»Da ist nicht genug Platz. Stell’s in die leere Kammer gegenüber.« Aus einer meiner Kohlenpfannen züngelten die Flammen gefährlich hoch, und so mußte ich Petro allein den Möbelpacker spielen lassen.
Meine Mutter und Junia hatten sich ausgerechnet diesen Moment ausgesucht, um meine neuen Türvorhänge anzubringen. Zwischen wallenden Bahnen gestreiften Stoffs fuchtelten sie herum und versperrten mir die Aussicht auf den Flur. Meine beiden Schwager klopften herzhaft Nägel für die Vorhangschnur in jeden Türsturz; die simple Aufgabe, eine gerade Verbindungslinie von Pfosten zu Pfosten zu schaffen, wuchs sich zu einem komplizierten Vermessungsprojekt aus. Was immer sich in der restlichen Wohnung abspielte, beunruhigende Geräusche sprachen dafür, daß sowohl meine Türrahmen als auch Petronius’ gute Laune Schaden litten. Allein, die Brühe für meinen Fisch begann an den Rändern des Waschzubers Blasen zu werfen und zwang mich, die erhobenen Stimmen draußen zu ignorieren. Ich bekam einen roten Kopf von der Anstrengung, eine Kohlenpfanne unter dem Gewicht der heißen Kupferbütte gerade zu rücken. Eben hatte ich den Steinbutt hochgewuchtet, um ihn in den Tiegel zu befördern, als ich Maia kreischen hörte: »Verzeihung, aber das ist ein Familienfest! Didius Falco ist heute abend für Klienten nicht zu sprechen …«
Die Unterhaltung draußen geriet ins Stocken. Mitsamt dem Fisch drehte ich mich um. Einen schrecklichen Moment lang war ich darauf gefaßt, Severina vor mir zu sehen, aber es kam noch viel schlimmer. Wie ein begossener Pudel führte Petronius eine Person herein, die, mich ausgenommen, fast allen in meiner Familie fremd war … Helena Justina.
Im ersten Augenblick begriff sie gar nicht, was los war. »Marcus! Ich hab mir ja schon gedacht, daß du neuerdings andere Interessen pflegst, aber ich hätte nie erwartet, dich mit einem Fisch in den Armen anzutreffen …«
Die Verlegenheitspause dehnte sich zum unheilvollen Schweigen. Das Funkeln in ihren Augen erlosch schlagartig, als Helena die lustige Festgesellschaft überblickte samt dem großartigen Geschenk, das ich meinen Gästen auftischen wollte – und begriff, daß ich sie nicht eingeladen hatte.
XLIII
In fünf Jahren bei der Aventinischen Wache hatte Petronius ein gutes Gespür für brenzlige Situationen entwickelt. »Nimm doch mal einer dem Mann den Fisch ab!«
Meine Schwester Maia sprang auf und balgte sich mit mir um den Steinbutt, aber mit der Sturheit eines Schockpatienten weigerte ich mich, ihn loszulassen. »Das ist Helena«, erklärte Petronius hilfsbereit der ganzen Runde. Er hatte sich hinter ihr aufgepflanzt, damit sie sich ja nicht verdrücken konnte. Sie und ich, wir waren beide hilflos. Ich wollte mich in Gegenwart anderer nicht mit ihr aussprechen. Und Helena würde ohnehin nicht mit mir reden, solange dritte uns belauschten.
Ich klammerte mich an den Fisch wie ein ertrinkender Seemann an eine Spiere. Wie üblich, war ich an allem schuld, aber es war Helena, die mit schreckerfüllter Miene dastand. Sie wehrte sich gegen den onkelhaften Arm, den Petronius um sie gelegt hatte. »Marcus, Helena wollte die Lieferung deines Lesesofas überwachen – Helena, Marcus hat da von Titus
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