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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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in eine skandalträchtige Situation reinzuplatzen. »Hallo, Mutter!« rief ich tapfer.
    Mama beäugte Severina Zotica mit dem Blick, den sie sich für jene unappetitlichen, matschigen Reste aufspart, die sie beim Hausputz in den dunklen Ecken der Küchenregale aufstöbert. Dann entdeckte sie mein extravagantes Geschenk. »Mit deinem Fischhändler sollte man mal ein ernstes Wort reden! Seit wann kaufst du dein Essen meterweise?«
    »Muß ’ne Verwechslung gewesen sein: Ich hatte bloß gemeinen Tintenfisch bestellt.«
    »Das ist wieder mal typisch für dich. Hat kein Geld in der Tasche, aber Allüren wie ein Caesar! Na, für den wirst du einen großen Topf brauchen!«
    Ich seufzte. »Ich kann ihn nicht behalten, Mama. Das beste wird sein, ich mache ihn Camillus Verus zum Geschenk. Vielleicht kommt mir das bei ihm zugute …«
    »Ist immerhin eine Möglichkeit, dem Senator deinen Respekt zu erweisen. Trotzdem schade. Aus den Gräten hätte ich ’ne gute Brühe kochen können.« Meine Mutter schloß Severina noch immer aus der Unterhaltung aus, gab ihr aber indirekt zu verstehen, daß ich einflußreiche Freunde besaß. Rothaarige bringen meine Mutter immer aus dem Gleichgewicht. Und meine Klientinnen haben ihr von jeher mißfallen.
    Mama verkrümelte sich, damit ich meinen lästigen Besuch abwimmeln konnte. »Severina, ich muß mir das mit der Einladung noch überlegen.«
    »Müssen Sie etwa Ihre Mutter um Erlaubnis fragen?« gab sie schnippisch zurück.
    »Nein, aber meinen Friseur. Dann muß ich mir noch die ›schwarzen Tage‹ auf meinem Kalender raussuchen, eine schöne Jungfrau opfern und die Innereien von einem Schaf mit verbogenen Hörnern studieren … Wo ich das Schaf herkriege, weiß ich schon, aber Jungfrauen sind heutzutage rar, und mein Friseur ist gerade nicht in der Stadt. Geben Sie mir also vierundzwanzig Stunden.« Sie wollte etwas einwenden, doch ich deutete achselzuckend auf den Steinbutt, den augenfälligen Beweis dafür, daß ich allen Ernstes Organisationsprobleme hatte.
    Meine Mutter kreuzte prompt wieder auf; der Bogen, den sie um Severina machte, war schon fast eine Beleidigung. Severina revanchierte sich, indem sie mich viel liebreizender als sonst anlächelte, bevor sie die Tür hinter sich schloß.
    »Nimm dich bloß vor der in acht!« grummelte Mama.
    Traurig beguckten sie und ich uns den Riesenfisch.
    »Bestimmt werd ich’s bereuen, wenn ich ihn hergebe.«
    »So einen kriegst du nie wieder!«
    »Es juckt mich ja auch, ihn zu behalten – aber wie kann ich ihn zubereiten?«
    »Oh, da ließe sich bestimmt was improvisieren …«
    »Camillus Verus wird mich sowieso nie akzeptieren …«
    »Nein, aber du könntest ihn doch zum Fischessen einladen.«
    »Hierher doch nicht!«
    »Dann laden wir halt Helena ein.«
    »Die wird nicht kommen.«
    »Ja, wenn keiner sie drum bittet, kommt sie bestimmt nicht. Hast du sie mal wieder verärgert?«
    »Warum denkst du immer gleich, ich sei schuld? Wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit.«
    »Daß du dich aber auch nie änderst! … So, das wäre also geregelt«, stellte meine Mutter fest. »Ein Essen im Familienkreis. Übrigens«, legte sie nach (für den Fall, daß diese Aussicht mich aufgeheitert hätte), »ich war schon immer der Meinung, daß Steinbutt fad schmeckt, ja eigentlich nach gar nichts.«
XLII
    Mitunter befürchte ich, daß meine Mutter früher ein Doppelleben geführt hat. Aber ich verdränge den Verdacht immer wieder, weil er nicht in das Bild paßt, das ein anständiger junger Römer sich von der Frau macht, die ihn geboren hat.
    »Wo um alles in der Welt hast du denn schon mal Steinbutt gegessen?«
    »Dein Onkel Fabius hat mal einen gefangen.« Das klang glaubwürdig. Keiner aus meiner Familie hatte genug Grips, um einen Steinbutt, wie es denn Brauch war, dem Kaiser zu offerieren; alles, was meine Verwandten in die Hände kriegten, wanderte umgehend in den eigenen Kochtopf. »Aber das war ein Babyfisch. Nicht annähernd so groß wie der da.«
    »Wenn Fabius ihn gefangen hat, konnte das ja nicht anders sein!« Ein Familienwitz: alles an Onkel Fabius war klein.
    »Du willst doch sicher nicht, daß das Vieh bitter wird. Komm, ich nehm schon mal die Kiemen raus«, erbot sich meine Mutter.
    Ich ließ sie gewähren. Sie gaukelte sich halt gern vor, daß ich noch immer bemuttert werden müßte. Außerdem war es sehr erheiternd zuzuschauen, wie meine zierliche alte Mama ein solches Riesenvieh ausweidete.
    Im Idealfall hätte ich ihn im

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