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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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nach.
    »Richtig. Aber schicken Sie um Himmels willen keinen
Ihrer Männer runter, um es zu holen. Wenn er den Kofferraum nicht fachmännisch
öffnet, werden alle hier in den Himmel geblasen!« Ich bin richtig gut, dachte
er.

    »Ich verstehe. Was schlagen Sie also vor?«

    »Ich gehe mit vier Männern runter. Ich gebe ihnen die
Koffer. Sie tragen sie hoch. Wir sehen hier nach, was in den Koffern ist und …«

    »Warum denn so umständlich?«

    »Weil ich möchte, dass mein Freund Sundern endlich sieht,
weshalb er beinahe getötet worden wäre. Gönnen Sie ihm das Vergnügen nicht?«

    »Doch. Niemand sonst, nur Sie?«

    »Nur ich«, bestätigte Grau. »Ich bin nicht bewaffnet, ich
kann nicht schießen und …«

    »O doch. Sie haben auch einem der Indianer von Mama Chang
aus Amsterdam das Bein weggeschossen.«

    Er weiß alles, dachte Grau bitter, er muss jemanden haben,
der ihm alles gesagt hat.

    »Das war ein Versehen«, sagte er beschönigend. Dann lächelte
er und fragte: »Stimmt es, dass Sie durch die Kanalisation gekommen sind?«

    Davidoff kniff die Lippen zusammen und nickte. »Sie waren
sicherlich gegen diese Versammlung hier, nicht wahr, Herr Grau?«

    »Ich weniger«, antwortete Grau ehrlich. »Mein Freund
Milan fand, dass das hier eine tödliche Falle sei. Warum wollen Sie eigentlich
Meike und Sundern mitnehmen, wenn Sie doch so einfach durch die Kanalisation
verschwinden können?«

    »Meine Männer nehmen diesen Weg. Ich fahre mit dem Wagen,
den Koffern und mit Meike und Sundern.«

    »Und mit mir«, sagte Grau fest.

    »Wollen Sie bei mir – wie nennt man das? –, ach ja, wollen
Sie anheuern?«

    Grau grinste. »Nein. Ich mag Meike sehr und ich mag
Sundern. Deshalb ist das meine Bedingung.«

    »Ich bin ehrlich«, versicherte Davidoff. »Es wird ihnen
nichts geschehen. Wir garantieren, dass sie vor der Grenze freigelassen
werden.«

    Zeig ihm jetzt die Zähne, sonst fängt er an, mit uns
allen zu spielen. »Mit mir oder gar nicht!«, forderte Grau beharrlich. »Sehen
Sie, wenn Ihre Männer den Kofferraum des Autos öffnen, fliegt es in die Luft.
So einfach ist das. Also: Mit mir oder gar nicht.«

    »Woher weiß ich denn, dass das mit dem Auto stimmt?«

    Grau begann sanft zu lächeln, Milan kicherte wieder, Grau
hauchte: »Ganz einfach, Mister Davidoff, versuchen Sie es doch.«

    Davidoff hockte auf seinem Stuhl und seufzte leicht. »Sie
machen mich ärgerlich«, sagte er. »Aber Sie sind nicht schlecht. Also, was
jetzt?«

    Grau überlegte. »Wir werden sehen. Kann ich die Koffer
holen?«

    »Sie können«, sagte Davidoff spöttisch.

    Geronimo sagte: »Hier hast du den Schlüssel«, und warf
ihn Grau zu.

    Es war eine seltsame Prozession. Zwei der Bewaffneten
gingen vor Grau, zwei hinter ihm. Im Vorraum stellte sich heraus, dass maximal
drei Männer in den Lift passten. Also fuhr Grau mit zwei Männern hinunter und musste
dann warten.

    Keiner der vier sprach, keiner von ihnen fühlte sich
sicher, ihre Blicke waren sehr nervös, gehetzt und wanderten dauernd zu Grau,
als könne er in jeder Sekunde ein Maschinengewehr aus dem Ärmel zaubern.

    »Immer mit der Ruhe«, sagte er freundlich. Er schloss den
Wagen auf, entsicherte den Kofferraum, wobei er so tat, als bewege er unter dem
Fahrersitz einen Hebel. Dann ging er nach hinten und ließ den Deckel hochklappen.
»Ihr müsst sie auf der Schulter schleppen.« Dann zeigte er ihnen, wie er das
meinte.

    Sie nickten und zwei von ihnen hoben je einen Koffer auf
die Schulter, nachdem sie ihren Kollegen die Waffen übergeben hatten.

    Die beiden mit den Koffern fuhren zuerst nach oben, Grau
und die anderen beiden Männer folgten. Es war eine groteske Szene. Die
Kofferträger konnten sich nicht einigen, wer zuerst durch die Tür in den Vorraum
gehen sollte.

    Sie stießen zweimal, dreimal gegeneinander. Die beiden
hinter Grau fürchteten wohl, die Koffer könnten zu Boden fallen, also rannten
sie hin und stützten sie ab. Dann ging die Tür zum Wohnzimmer auf und das Spiel
wiederholte sich. Die vier bildeten einen Wirbel, und als sie sich endlich geeinigt
hatten und im Wohnzimmer verschwanden, schlug die Tür hinter ihnen zu und Grau
war allein.

    Er begriff sofort, dass dieser Vorteil keiner war, denn
er war von Meike und den anderen abgeschnitten. Er fragte sich eine Sekunde
lang, weshalb er diesen theatralischen Auftritt mit der Beute eigentlich veranstaltet
hatte. Dann gestand er sich ein, dass er ihm die Möglichkeit geboten hatte,
sich als Herr

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