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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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Freund
Timo Sundern: Hat er euch gut behandelt?« Er lächelte freundlich, hatte vor
Verkrampfung einen vollkommen steifen Rücken und panische Furcht, er könnte
stottern.

    »Alles in Ordnung«, sagte Sundern. »Er glaubt mir bloß
kein Wort.«

    Grau sah Davidoff an. »Sagen Sie mal, Sie haben doch
Männer und Waffen genug. Könnten wir die Frauen nicht einfach in den fünften
Stock hochbringen? Ich war da noch nie, aber ich denke, es ist genauso
gefahrlos wie hier, oder? Mister Davidoff, ich kann im Beisein von Frauen und
Kindern nicht mit Ihnen sprechen.«

    Grau spürte, wie Milan neben ihm etwas sagen wollte, er
wandte sich ihm zu und fragte: »Was sagtest du?«

    Milan war plötzlich ein gänzlich harmloser Mensch und
sagte mit einiger Bedrückung in der Stimme: »Vielleicht solltest du Mister
Davidoff sagen, was aus Herrn Shmalenko geworden ist. Peinlich.«

    »Wirklich peinlich«, sagte Grau. »Shmalenko hat, wie Sie
vielleicht noch nicht wissen, Herrn Gretzki aus Polen getötet.«
    »Oh«, sagte Davidoff ohne jede Betonung.

    Halt ihn hin, dachte Grau fiebrig. Halt ihn mit irgendeinem
Scheiß hin! Zeig ihm Respekt, aber zeige ihm keine Furcht.

    »Gretzki schlug mir ein Geschäft vor«, erzählte Grau.
»Mein Freund Milan und ich sollen ihm die zehn Millionen Dollar und das Kokain
übergeben, er wollte dafür fünf Millionen Mark bezahlen. Was halten Sie davon?«

    Davidoff überlegte, senkte den Kopf, starrte auf seine
Schuhe, kam dann mit einem Lausbubengrinsen wieder hoch und sagte erheitert:
»Die Idee hätte von mir sein können.«

    Sundern lachte verhalten.

    »Was ist mit den Kindern und Frauen?«, fragte Grau.
    »Wo ist Shmalenko?«, fragte Davidoff ungerührt.

    »Er ist tot«, sagte Grau. »Er war so dumm, mit dem Schießen
nicht aufzuhören, als Gretzki schon tot war.«
    »Haben Sie ihn erschossen?«

    Grau nickte und sah ihn direkt an. »Tut mir leid, wenn
Shmalenko ein guter Mitarbeiter war. Aber er war ausgesprochen dumm.«

    »Er ist ersetzbar«, sagte Davidoff, vollkommen Herr der
Lage. »Also gut, die Frauen alle nach oben. Nein, Sie, liebe Meike, nicht.«

    »Meike auch«, beharrte Grau.

    »Nicht doch«, lächelte Davidoff.

    Also blieb Meike sitzen, während sich die anderen Frauen
verängstigt in einer Ecke des Zimmers versammelten, die Kinder zwischen ihren
Rockschößen.

    »Gretzki ist also tot«, stellte Davidoff fest, um das Gespräch
wieder in Gang zu bringen.

    Grau nickte. »Ja. Vermutlich wollen Sie jetzt die Dollars
und das Kokain. Und dann wollen Sie verschwinden?«

    »Nicht ganz so.« Davidoff schüttelte den Kopf. »Sie werden
verstehen, dass ich bestimmte Sicherheiten brauche. Ich möchte zwar mit dem
Geld und dem Stoff gehen, aber ich werde Herrn Sundern und seine Exfrau – ist
das richtig, Exfrau? – mitnehmen, damit mir und meinen Männern nichts
geschieht. Sie werden das verstehen.«

    »Wir können nicht für Berlins Polizei bürgen«, wandte
Grau ein.

    »Oh, die werden sich nicht rühren«, sagte Davidoff sehr
selbstsicher. »Ich habe Nachrichten, dass die nicht die geringste Absicht
haben, irgendetwas zu unternehmen. Ich brauche nur Sicherheiten für den Rückzug
in mein Heimatland.«

    »Das geht doch gar nicht«, sagte Grau schnell.

    »Das geht eben doch!«, kreischte Davidoff plötzlich los.
»Und wie das geht! Sie werden dafür sorgen, Herr Grau, Sie persönlich!« Dann
ließ er seine Stimme buchstäblich zu Boden sinken und setzte hinzu: »Aber
vermutlich werden Sie mir klarmachen wollen, dass weder Sundern noch Sie noch
Mehmet die Dollars und den Stoff haben. Jedenfalls habe ich bisher nur das zu
hören bekommen.«

    »Das will ich nicht«, bemerkte Grau lächelnd. »Ich bin
hierhergekommen, um Ihnen zu sagen, dass zehn Millionen in bar und fünfzig
Pfund hochwertiges Kokain unten in meinem Auto liegen.«

    Es war plötzlich sehr still.

    Dann sagte Sundern vorwurfsvoll mit gequältem Gesicht:
»Grau, darauf fällt er nicht rein.«

    »Wir haben das Zeug tatsächlich«, sagte Milan strahlend.
    »Wie bitte?«, fragte Sundern erstaunt.

    »Wir haben es tatsächlich«, bestätigte Grau. »Es war die
ganze Zeit im Hotel. Mister Davidoff, können wir jetzt vielleicht die Frauen
und Kinder hinaufbringen? Ich habe sonst so ein mieses Gefühl.«

    Davidoff nickte. »Sicher. Ich will nicht, dass meine Partner
ein schlechtes Gefühl haben.«
    Vier seiner Männer gingen mit den Frauen und Kindern
hinaus.

    »Sie haben es tatsächlich im Auto?«, hakte Davidoff

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