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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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der Lage zu fühlen. Es war lächerlich, aber es war so.

    Irgendjemand im Wohnzimmer brüllte laut vor Wut. Die Tür
ging auf, Grau stand dort lächelnd und sagte: »Ihre Leute sind viel zu nervös,
Herr Davidoff.«

    Zu allem Überfluss setzte Milan hinzu: »Amateure.«
    Davidoff war getroffen, er schloss die Augen, aber er sagte
nichts.

    Die beiden Koffer standen auf einer Ecke des roten Teppichs,
direkt vor Davidoff. Lächelnd ging Grau dorthin und klappte die Deckel hoch:
»Die Schlüssel zum Königreich«, sagte er ironisch.

    Davidoff sah vollkommen ungerührt auf das Geld und das
Rauschgift, nickte schließlich und winkte mit der rechten Hand. Zwei seiner Männer
näherten sich ihm und begannen leise miteinander zu sprechen.

    »Lassen Sie Ihren Plan mit dem Auto fallen«, sagte Grau
ganz freundlich. »Sie schaffen das nicht.«

    »Warum nicht, Herr Grau?«

    »Ganz einfach. Ich nehme an, dass die Polizei tatsächlich
nicht eingreift. Ich weiß aber definitiv, dass dort unten mindestens zwanzig
sehr erfahrene Kollegen von mir stehen. Mit Kameras und Autos. Sie werden Ihren
Wagen nicht entkommen lassen, die sind einfach zu gut. Wenn Sie ans Fenster
kommen, kann ich Ihnen mal ein paar zeigen.«

    Davidoff schüttelte den Kopf. »Ich mag keine Fenster.« Er
beriet weiter mit seinen Männern. Dann wandte er sich an Sundern. »Also, Bruder
Sundern, wie viel Vorsprung kriege ich?«

    Sundern stand auf und machte zwei Schritte nach links,
dann nach rechts. Er sagte: »Mir ist es scheißegal, ob du mir glaubst oder
nicht. Ich möchte, dass du mit dem Zeug entkommst. Ich will es gar nicht haben,
ich habe es nie gewollt …«

    »Er hat recht«, kam Grau ihm zu Hilfe. »Wir wollen, dass
Sie entkommen, wir wollen das Scheißzeug los sein. Wie viel Vorsprung brauchen
Sie, wenn Sie durch die Kanalisation gehen?«

    Davidoff beriet sich wieder mit den zwei Männern. Dann
wandte er sich an Grau. »Ich weiß nicht, warum ich das tue, aber ich lasse
Ihnen Meike und Sundern hier. Wir setzen uns in zwei Gruppen ab. Zunächst ich
mit einigen meiner Männer und dem Zeug da.« Er tippte mit dem Fuß gegen einen
der Koffer. »Nach etwa einer Stunde wird auch die zweite Gruppe gehen.«

    »Danke«, sagte Grau schlicht.

    »Sundern«, sagte Davidoff, »es war ein gutes Geschäft. Wir
sollten zusammenkommen.« Er grinste. »Europa braucht Leute wie uns.«

    »Das ist richtig.« Sunderns Stimme war ausdruckslos.

    »Ich verabschiede mich«, sagte Davidoff kühl. »Setz dich
wieder zu deinen Leuten auf den Boden, Sundern! Und noch etwas: Wenn irgendjemand
jetzt etwas Falsches tut, werden Sie alle sterben. Glauben Sie mir.«

    »Niemand wird etwas versuchen«, versicherte Grau, und
Sundern hockte sich gehorsam neben ihn.

    Davidoff sah ihn an, nickte und ging dann mit den zwei
Männern hinaus.

    Es schien vollkommen klar zu sein, wer zur ersten Gruppe
gehörte. Sechs Männer gingen unaufgefordert nach hinten durch die Küche hinaus
und ins Treppenhaus. Zwei von ihnen schleppten die Koffer.

    »Moment«, sagte Grau laut, »wer von Ihnen spricht Deutsch?«

    »Ich«, sagte ein junger Mann. Er war blond, klein, vierschrötig
und hatte ganz kurze stumpfe Haare. »Seid ruhig, Leute.«

    »Wir sind ruhig«, sagte Grau. Er zählte jetzt noch vier
Männer und er nahm an, dass Davidoffs Wachen in den Wohnungen unter ihnen noch
im Haus waren. Es gab also mindestens zehn Gegner.

    Grau hockte sich auf den Teppich, um Davidoffs Leuten die
Übersicht zu erleichtern. Er sah den vierschrötigen Blonden an und winkte dann
Meike. »Setz dich zu mir.«

    »Das geht aber nicht«, sagte der Blonde nervös.

    »Warum nicht?«, fragte Grau provozierend. »Wir sind ein
Paar. Wir könnten sowieso nichts gegen euch tun.«

    Der Blonde reagierte nicht mehr, sah nur noch stur irgendwohin.

    Meike blieb sitzen und sagte halblaut: »Macht nichts,
Grau. Du warst wirklich gut!«

    »Ruhe!«, befahl der Blonde grob.

    Grau betrachtete ihn aufmerksam: Irgendetwas an ihm war
plötzlich anders. Aber er wusste nicht sofort, was. Dann entdeckte er, dass der
Mann außer der stumpf-klobigen Maschinenpistole jetzt in der linken Hand auch
eine Granate trug, eine Eierhandgranate.

    Grau wandte langsam den Kopf. Zwei der Männer links vor
ihm hatten ebenfalls eine Handgranate. Sie hielten das Schloss der Waffe in der
rechten, nach oben offenen Handfläche, den Lauf in der linken Hand. In dieser
linken Hand lag auch die Granate. Grau wusste nicht, was das bedeuten konnte,
aber

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