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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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Leiche gefunden wurde.«
    Arthur schüttelte den Kopf. »Nein, nein! Das passt doch alles
zusammen. Die Geldspur am Tatort, damit die Leiche auch nur ja entdeckt wird,
der Brief an den Sender. Dieser Mensch will in die Öffentlichkeit. Das ist
garantiert von ihm. Das …«, er tippte noch einmal auf das Blatt, »das ist unser
Mörder!«
    »Gib mir die Nummer von diesem Radiosender.« Maria griff zum
Telefonhörer. »Wir treffen uns in einer halben Stunde im Besprechungsraum.«
    Auf dem Briefumschlag, der beim Sender eingegangen war, gab es
keinen Poststempel. Jemand musste ihn persönlich dort eingeworfen haben. Den Briefkasten
hatte man am Morgen zwischen neun und zehn Uhr geleert, die Post aber erst am
frühen Nachmittag durchgesehen.
    Maria hörte es nicht gern. Der Brief für die schöne Tote am
Neckar musste schon vor neun beim Sender
gewesen sein.
    Dass jemand die Bergung der Leiche beobachtet, sofort ein Gedicht
geschrieben hatte und nach Mannheim gerast war, um es beim Sender einzuwerfen,
überzeugte nicht sonderlich. Dieses Schreiben konnte eigentlich nur vom Täter
sein.
    Maria kündigte an, dass sie jemanden vorbeischicken würde, der den
Brief abholte. Zum Glück schien es keinen Ärger zu geben. Man war kooperativ
und versicherte, nichts im Alleingang zu unternehmen.
    Bis zur Besprechung hatte sie alle Mitarbeiter zusammengerufen, die
sie in der Sonderkommission dabeihaben wollte. Neben dem Kernteam aus Arthur,
Alsberger und Mengert gab es noch viele andere, deren Hilfe sie brauchen würde.
Sie freute sich, dass Malek und Becker auch wieder mit dabei sein konnten, zwei
jüngere Kollegen, mit denen sie schon gute Erfahrungen gemacht hatte.
    In großer Runde diskutierten sie über den Brief. Das Gedicht war für
alle gut sichtbar an die Wand projiziert.
    Als kleine Entschädigung dafür, dass sie Alsberger zum Bäcker gejagt
hatte, bat Maria ihn, die Sitzung zu leiten. Sie wusste, dass er so etwas gern
machte und gut konnte. Er blieb sachlich, behielt den Überblick, und vor allem
schrieb er hinterher klaglos Protokoll.
    »Die Tatsache, dass ›Einsamkeit‹ und Begriffe wie ›Seelenqual‹ und
›Schattenreich‹ benannt werden, könnte auf Depressionen hinweisen. Indem er die
Frau tötet, holt er sie in sein ›Reich‹, möglicherweise fühlt er sich selbst
wie tot, wie innerlich abgestorben«, fasste Alsberger nach einiger Zeit die
Diskussion über mögliche Tätermerkmale zusammen. »Insgesamt ist ein starker
Beziehungswunsch erkennbar. Er will nicht nur eine Frau, er will eine Braut
haben. Höchstwahrscheinlich haben wir es mit einem Mann zu tun. Möglicherweise
ist er schüchtern und hat Schwierigkeiten, sich Frauen zu nähern. Eventuell
spielen sexuelle Probleme eine Rolle.«
    Einige Kollegen in der Runde nickten zustimmend.
    »Weitere Tätermerkmale: gutes Sprachvermögen, wahrscheinlich höhere
Bildungsschicht und extremer Wunsch nach Beachtung, was sich darin zeigt, dass
er auf Veröffentlichung seines Textes besteht.«
    »Und er hält uns für blöd«, warf Mengert ein. »›Der Winter wird
kommen‹. So ein Klugscheißer. Wir haben Oktober, da kommt bestimmt nicht der
Sommer hinterher. Und das von wegen ›Zauber‹ und ›nicht gelogen‹ verstehe ich
überhaupt nicht. Und holpern tut es auch. Ich kenne bessere Gedichte.«
    »Welche denn?«, warf einer der Kollegen ein. »Ich bin klein, mein
Herz ist rein?«
    Gelächter. In der Tat war Mengert nicht gerade der Typ, dem man eine
lyrische Ader zuschreiben würde.
    »Gefällt mir schon besser«, konterte er. »Auf jeden Fall hat der Typ
einen an der Klatsche. Das, was der da fabriziert hat, erinnert mich an diese
Romantik-Schreiberlinge, wie hießen die noch, Brentano und Arnim oder so. Da
gibt es doch eine Gedenktafel oben am Philosophenweg, da steht genauso
verqueres Zeug drauf. Irgendwas mit Herzschmerz und dass er Lust auf seine
Mutter hat.«
    Wieder Gelächter in der Runde.
    »Das Gedicht ist von Hölderlin. Aber da geht es nicht darum, dass er
Lust auf seine Mutter hat, sondern um seine Begeisterung für Heidelberg«,
belehrte Maria ihn.
    Heidelberg war wegen seiner viel gerühmten romantischen Schönheit
immer wieder besonderer Anziehungspunkt für Schriftsteller gewesen. Eine
Tatsache, die Spuren hinterlassen hatte, auch in Form des ein oder anderen
Gedichts.
    »Ist ja egal«, warf Mengert ein. »Das ist auf jeden Fall auch so
schwülstiger Kram.«
    Becker zitierte: »›Lange lieb ich dich schon, möchte dich, mir zur
Lust, Mutter

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