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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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Winkel ihrer Seele,
da wo es rabenschwarz war und Maria lieber nicht hinschaute. Gefühle, die sie
aus den letzten Monaten ihrer Ehe zur Genüge kannte. Eifersucht, Neid. Die
Zweite sein. Was hatte sie das gequält, bevor ihr Mann endgültig gegangen war!
    Maria zog ihre Jacke aus und ging in die Küche. Im Kühlschrank
herrschte wie üblich gähnende Leere. Eine verschrumpelte Tomate im Gemüsefach,
das war es. Aber im Abstellschrank fand sie zum Glück noch ihre Notration für
schlechte Zeiten.
    Nach der Tüte Chips war ihr ein bisschen flau im Magen, sodass sie
kräftig Rotwein hinterherkippte. Sie wollte nicht über Vera und schon gar nicht
über Jörg nachdenken. Dann schon lieber über einen Mörder.
    Sie holte die Kopie des Gedichts aus ihrer Jackentasche, schenkte
sich noch ein Glas ein und legte sich auf die Couch.
    Gefunden die hold Feine, die Schönste, sie ist sein . Für den Täter war Lea Rinkner auf jeden Fall die
Nummer eins gewesen, seine Favoritin. Und er für sie? War er am Ende auch einer
von denen, die sich zurückgesetzt fühlten? Die Nummer zwei?
    Angeblich hatte Lea keinen Freund gehabt. Vielleicht wusste Kurt
Rinkner doch etwas über Leas Liebschaften, über die Nummer zwei, jemanden, der
um sie geworben und den sie nicht gewollt hatte. Wen immer erwählt, grausam der Schmerz . Eine Anspielung auf den Schmerz der Zurückweisung?
    Irgendwie musste sie Rinkner dazu bringen, dass er mit ihnen redete.
    Zur Braut sie genommen, zur Fähre geleitet. Es hatte hier in Heidelberg einmal eine Neckarfähre
gegeben. Das war schon lange her. Wo hatte die angelegt? Vielleicht dort, wo
Lea Rinkner gefunden worden war?
    Sollte das mit der Fähre ein Hinweis auf die Stelle sein, an der die
Leiche im Wasser trieb? Falls sie noch niemand entdeckt haben sollte, wenn der
Radiosender den Brief bekam?
    Inzwischen war Maria nur noch todmüde. Sie hätte sich ausziehen und
ins Bett legen sollen, aber dazu reichte es nicht mehr. Sie schlief auf der
Couch ein, so wie sie war.
    Als es klingelte, schreckte sie hoch. Halb zwölf! Wer sollte das
sein, um diese Uhrzeit? Jörg, der sich entschuldigen wollte?
    Etwas benommen ging sie zur Wohnungstür, drückte den Türsummer und
spähte vorsichtig in den Hausflur.
    Aber der Mann, der unten zur Tür hereinkam, war ungefähr dreimal so
breit wie Jörg Maier.
    »Was willst du denn hier?«
    Der Ausdruck in Arthurs Gesicht machte jede Antwort überflüssig: Es
musste etwas Schreckliches geschehen sein.
    »Gibt es ein neues Opfer?« Maria konnte selbst den panischen
Unterton in ihrer Stimme hören.
    »Nein. Noch nicht. Hast du einen Moment Zeit?«
    Mit gesenktem Kopf schlich er an ihr vorbei, ging durch bis zum
Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch.
    »Sie ist nicht gekommen«, sagte er mit Grabesstimme. »Ich hatte sie
angerufen und ihr auf die Mailbox gesprochen, dass ich zehn Minuten später da
sein werde, weil unsere Besprechung so lange gedauert hat.«
    Sabine! Natürlich. Sie hätte es sich denken können. Wenn Arthur eine
Miene machte, als stünde der Weltuntergang bevor, konnte es eigentlich nur um
Sabine gehen.
    »Vielleicht hat sie es nicht abgehört und war schon wieder weg, als
du kamst.«
    »Ich habe die Kellnerin gefragt. Es ist niemand da gewesen, der
aussah wie Sabine. Und wenn ich versuche, sie auf dem Handy zu erreichen, kommt
immer nur die Mailbox.«
    »Ach, Arthur!« Maria setzte sich neben ihn. »Das wird sich schon
aufklären. Sicher gibt es einen guten Grund, warum sie nicht gekommen ist.«
    Und wenn es keinen guten Grund gab, dann sollte diese Sabine sich
besser in Acht nehmen, dass sie ihr nicht über den Weg lief.
    Es war das erste Mal, seitdem sie Arthur kannte, dass er sich so
weit vorgetraut, seine Hemmungen und Ängste über Bord geworfen und sich
tatsächlich um eine Frau bemüht hatte, statt nur aus der Ferne von ihr zu
schwärmen. Das durfte einfach nicht schiefgehen.
    »Dabei wollte ich ihr heute das Kettchen schenken.«
    »Vielleicht wartest du noch ein bisschen damit.«
    Arthur schaute sie entsetzt an.
    »Denkst du, sie will nichts mehr mit mir zu tun haben? Das denkst du
doch, oder?«
    »Nein, das denke ich nicht.« Oder vielleicht doch? »Wie lange hast
du auf sie gewartet?«
    Arthur zuckte mit den Schultern.
    »Wie waren um neun im ›Krokodil‹ verabredet.«
    »Du hast also bis eben auf sie gewartet? Über zwei Stunden?«
    Arthur schwieg.
    »Und ich schätze mal, du hast mindestens fünf Mal versucht, sie zu
erreichen.«
    Kein

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