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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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Jackentasche und holte ein Tempo hervor.
    Maria schob das Taschentuch über den Tisch. Dann tippte sie dem
Mädchen vorsichtig auf den Arm. Dahinter wurde es ein wenig stiller.
    »Wir finden auch furchtbar, was mit Lea passiert ist. Wir wollen
herausfinden, wer das getan hat. Vielleicht können Sie uns dabei helfen?«
    Allmählich ließ das Schluchzen nach. Für eine Weile war nichts mehr
zu hören. Dann schob sich eine kleine magere Hand hervor, tastete nach dem
Tempo. Es dauerte eine Weile, die Nase wurde geputzt.
    »Das Arschloch soll verschwinden«, sagte das Mädchen schließlich mit
trotzig klingender Stimme.
    »Ich nehme mal an, Sie meinen Herrn Alsberger?«
    Alsberger hatte Clothilde Pettke nicht gerade sanft festgehalten,
aber sie wäre wohl auch kaum stehen geblieben, hätte er sie höflich dazu aufgefordert.
    Das Mädchen hob ein wenig den Kopf. Ihr Gesicht war nass vor Tränen.
    »Das Arschloch soll rausgehen. Ich lass mich nicht verprügeln.«
    »Hier verprügelt Sie niemand, Frau Pettke.«
    Schon hatte sie den Kopf wieder in ihren Armen vergraben. Zurück im
Schneckenhaus. Maria seufzte.
    »Alsberger, gehen Sie mir mal einen Kaffee holen. Und ich brauche
etwas zu essen. Am besten was von drüben aus der Bäckerei.«
    Alsberger warf ihr einen giftigen Blick zu.
    Natürlich fiel sie ihm damit in den Rücken. Natürlich machte man so
etwas nicht. Theoretisch zumindest. Aber man zog sich auch nicht die Handschuhe
aus, wenn man in der Wohnung eines Mordopfers war. Und man setzte nicht den
Dienstwagen in den Acker.
    Wortlos stopfte Alsberger sein Blöckchen in die Jackentasche, stand
auf und ging.
    »Also, Frau Pettke, was können Sie mir über Lea Rinkner erzählen?«,
fragte Maria.
    Das Mädchen setzte sich auf, wischte sich mit dem Ärmel über das
Gesicht. Ein Gesicht mit Stupsnase, grünen Augen und jeder Menge
Sommersprossen.
    »Nennen Sie mich Cloe«, sagte sie.
    Maria konnte es verstehen. Zu jemandem mit Totenkopfsteckern im Ohr
passte weder »Frau Pettke« noch »Clothilde«.
    »Also gut, Cloe. Erzählen Sie mir etwas über Lea. Oder wollen Sie
mir zuerst verraten, warum Sie vor uns davongelaufen sind?«
    »Ich kann nicht viel über Lea erzählen. Außer dass sie nett war.«
    Cloe konnte Maria nicht ansehen, während sie das sagte. Wieder mal
jemand, der schlecht lügen konnte.
    »Wann haben Sie sich kennengelernt?«
    »In der Nachtschicht. Vor ein paar Monaten.«
    »Lea Rinkner war Apothekenhelferin. Die hatte keine Nachtschicht.«
    Cloe verdrehte die Augen.
    »Oh Mann. In der Nachtschicht. In der Musikfabrik. Disco! Musik. Du
verstehen?«
    »Danke, danke, Omi hat es begriffen. Hatte Lea einen Freund?«
    Lea hatte keinen Freund. Lea wollte auch keinen Freund. Zumindest im
Moment nicht. Und wenn Lea etwas wollte oder nicht wollte, dann zog Lea das
auch durch. Lea war zielstrebig. Lea wusste immer, was sie wollte. Lea war
nämlich die Tollste, die Größte und die Schönste.
    Zumindest für Cloe.
    Cloe machte keine Ausbildung. Cloe war ohne Abschluss von der Schule
gegangen. Cloe räumte in einem Drogeriemarkt Regale ein, lebte bei ihrer Mutter
und träumte von all dem, was Lea in ihren Augen schon erreicht hatte.
    »Sie war einfach super. Mit ihr konnte ich über alles reden, egal
was.«
    Cloe hatte schon wieder angefangen zu weinen. Sie kramte Marias
Taschentuch hervor, inzwischen ein weißer nasser Klumpen.
    Es klopfte. Alsberger musste zur Bäckerei gerannt sein und sich
vorgedrängelt haben.
    »Hier«, sagte er und legte mit missmutigem Blick eine Brötchentüte
auf den Schreibtisch.
    Cloe hatte sofort den Kopf gesenkt und sah aus wie eine Schildkröte,
die sich gleich unter ihren Panzer zurückziehen würde.
    Maria öffnete die Tüte. Ein verlockend aussehendes
Käse-Schinken-Brötchen.
    »Ach, hatte ich nicht gesagt, dass ich eine Thunfischstange haben
wollte? Na, so was. Wären Sie wohl so lieb und würden eben noch mal rübergehen?
Und den Kaffee nicht vergessen!«
    Alsberger kniff die Lippen zusammen und warf ihr einen wütenden
Blick zu. Er riss Maria die Brötchentüte aus der Hand und ging zur Tür, die er
mit Schwung hinter sich zuknallte.
    Cloe wurde wieder zehn Zentimeter größer. Ein zaghaftes Lächeln
tauchte auf dem verquollenen Gesicht auf.
    »Warum sind Sie vor uns davongelaufen?«, fragte Maria.
    »Sie können auch gerne ›Du‹ sagen«, bot Cloe an, wie zur Belohnung
dafür, dass Maria Alsberger wieder hinausgeschickt hatte.
    »Also gut, Cloe. Warum bist du eben

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