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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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gemacht.«
    »Es ging nicht anders.«
    »Doch, es ging schon anders. Sie wollten es nicht anders.«
    Maria warf das kleine silberne Päckchen auf seinen Schreibtisch.
    »Ich mag keine Schokolade.«
    Alsberger vermutete nach den Zitronenbonbons vom Vormittag
anscheinend einen neuen Bestechungsversuch.
    »Der Grund, warum sie abgehauen ist. ›Schwarzer Afghane‹.«
    Er warf einen kurzen abschätzigen Blick darauf.
    »Genauso sah die auch aus.«
    »Es ist doch immer schön, mehr über die Vorurteile meiner
Mitarbeiter zu erfahren. Das Mädel hat drei Ringe zu viel am Ohr, also nimmt
sie Drogen. Sonst noch was?«
    »Ich habe mir erlaubt, meine Zeit zum Arbeiten zu nutzen, statt
weiter für Sie einkaufen zu gehen.«
    Alsberger griff nach einer Aktenmappe und hielt sie Maria hin.
    »Kurt Rinkner ist bekannt. Geldstrafe wegen Trunkenheit im
Straßenverkehr, Entzug der Fahrerlaubnis. Und noch mal eine Geldstrafe wegen
Beleidigung. Als die Kollegen ihn zur Blutentnahme mitnehmen wollten, ist er
ausgerastet.«
    Maria nahm die Unterlagen und sah sie durch.
    »Er trinkt und neigt zu Wutausbrüchen«, fuhr Alsberger fort. »Das
ist jemand, der sich nicht unter Kontrolle hat.«
    Rinkner, der aggressiv wurde, wenn er getrunken hatte? Der
gewalttätig wurde? Der, wenn er wütend, verzweifelt und betrunken genug war,
vielleicht sogar mit der Axt zuschlagen würde?
    Maria konnte es sich vorstellen.
    Aber das, was mit seiner Tochter passiert war, das hatte nichts mit
Kontrollverlust zu tun. Der Täter hatte Lea Rinkner aufgelauert, hatte sie
niedergeschlagen, um sie wehrlos zu machen und unter Wasser drücken zu können,
hatte eine Kordel mitgebracht, um sie festzubinden.
    Das war geplant gewesen, gut durchdacht und nicht das Werk eines
betrunkenen Affekttäters.
    Maria klappte die Mappe zu.
    »Und weil Rinkner säuft und sich mit der Polizei anlegt, hat er auch
seine Tochter umgebracht? Brauchen Sie das, damit Ihr Weltbild stimmt,
Alsberger? Schwarz-Weiß, aber Grau passt leider nicht rein?«
    »Mein Weltbild ist weder schwarz noch weiß, sondern einfach nur
realistisch.«
    »Also gut. Ziehen wir Erkundigungen über Rinkner ein.« Das hätten
sie sowieso gemacht, damit vergab sie sich nichts. »Aber das sollen die
Kollegen tun«, fügte sie hinzu. »Sie brauche ich für anderes.«
    Maria wusste, dass Alsberger sich nur zu gern selbst darum gekümmert
hätte. Aber so wie sie ihn kannte, würde das garantiert dazu führen, dass er
sich weiter in seinen Verdacht gegen Kurt Rinkner verrannte.
    Unvermittelt wurde die Tür aufgerissen. Arthur stand da und japste
nach Luft.
    »Da bist du ja, Maria! Komm schnell! Sie faxen es gerade.«
    »Wer faxt was?«
    Aber Arthur hatte sich schon wieder umgedreht und eilte über den
Flur zu seinem Büro. Als sie in den Raum kamen, spuckte das Faxgerät ein Blatt
aus.
    »Ein Radiosender«, keuchte Arthur. »Sie haben eben angerufen. Es war
bei ihnen in der Post. Das muss vom Täter sein. Sie haben versprochen, nichts
zu bringen, bis wir grünes Licht geben.«
    Arthur nahm das Blatt mit den gedruckten Zeilen, schnappte noch ein
paarmal nach Luft. Dann las er vor, was dort stand:
    Erster Akt
    Einsamkeit quält,
    zerstückelt das Herz,
    wen immer erwählt,
    grausam der Schmerz.
    Ans Licht getrieben,
    voller Seelenqual,
    Schattenreich entstiegen,
    im grünenden Tal.
    Wo auf Berges Rücken
    Ruinen stolz liegen,
    wo die Rebenhügel
    im Strome sich spiegeln.
    Gefunden die hold Feine,
    die Schönste, sie ist sein,
    so lieblich wie keine,
    nun führt er sie heim.
    Zur Braut sie genommen,
    zur Fähre geleitet,
    der Winter wird kommen,
    der Weg ist bereitet!
    Kein Zauber war’s
    und nicht gelogen,
    sein Reich war’s,
    wo sie eingezogen.
    »Darunter steht: Für meine schöne Tote am Neckar. Weiterleiten an
die Polizei. Bis morgen 24.00 Uhr jede Stunde im Radio verlesen .«
    Für einen Moment war Maria völlig perplex. Sie nahm das Fax und las
es noch einmal.
    »Ein Gedicht? Was soll das?«
    »Die Überschrift, Maria! Die Überschrift!« Arthur zeigte auf das
Blatt. »›Erster Akt‹. Das ist unser
Täter! Es ist eine Ankündigung! Eine Warnung! Dass es einen zweiten Akt geben
wird und vielleicht einen dritten und einen …«
    »Ja, und dann ist ganz Heidelberg tot.« Wenn sie eines jetzt nicht
brauchen konnte, dann war es Panikmache. »Beruhige dich mal wieder.«
    »Das kann genauso gut von einem Trittbrettfahrer sein«, sagte
Alsberger. »Heute Morgen haben bestimmt einige Leute mitbekommen, dass am
Neckar eine

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