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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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… er hatte kaum eine
Wahl. Ein Tier auf der Fahrbahn.«
    Ferver runzelte die Stirn.
    Jetzt bloß nichts von einem kleinen Hasen erzählen.
    »Es war ein … ein großes Tier. Ein Wildschwein. Der Wagen wäre
hinüber gewesen, wenn Herr Alsberger ihn nicht ins Feld gelenkt hätte. Das ist
vielleicht eine Plage mit diesen Biestern. Jetzt ziehen sie schon am helllichten
Tag durch die Gegend.«
    »So, so, ein Wildschwein.« Schon wieder hatte Ferver diesen
Lehrerblick. »So heißen jetzt also die Tiere mit den langen Ohren.«
    Maria spürte, wie sie rot wurde. Wie konnte sie nur so blöd sein.
Sie hätte sich denken können, dass die Hasengeschichte längst die Runde gemacht
hatte.
    Ferver entging nichts, was in der Abteilung los war. Er war klein
und unscheinbar, manchmal stand er hinter einem, und man bemerkte ihn erst,
wenn all die Dinge ausgesprochen waren, die er nicht hören sollte. Hades mochte
sich mit einer Tarnkappe unsichtbar machen, Ferver brauchte dazu nur einen
grauen Anzug.
    »Frau Mooser, es ist ehrenvoll, dass Sie Herrn Alsberger in Schutz
nehmen. Aber ich erinnere mich noch gut an seine Anfangszeit hier. Sie haben
damals sehr deutlich gemacht, dass Sie auf seine Mitarbeit lieber verzichtet
hätten. Ich hielt das für Rivalität, Eifersüchteleien. Aber ich glaube, ich
habe Ihnen unrecht getan.«
    »Herr Alsberger hat sich seitdem gut gemacht. Ich bin mit seiner
Arbeit sehr zufrieden. Kleine Pannen passieren doch jedem von uns einmal.«
    Ferver schien ihr nicht wirklich zuzuhören.
    »Vielleicht wäre er in einem anderen Dezernat besser aufgehoben.
Oder in der Verwaltung«, murmelte er vor sich hin.
    Natürlich wäre Alsberger gut in der Verwaltung aufgehoben, er wäre
genial in der Verwaltung – aber wer würde dann ihre elenden Berichte schreiben?
An wem sollte sie ihre Launen auslassen? Wer würde sie durch die Gegend
chauffieren?
    Alsberger hatte man ihr damals nur deshalb zugeteilt, weil
irgendjemand mit Beziehungen ihm unbedingt einen Job bei der Kripo hatte
verschaffen wollen. Bestimmt würde sie nicht noch einmal einen Assistenten
bekommen.
    Sosehr Alsberger sie auch manchmal nervte, weg sollte er nicht.
    Maria lobte ihn über den grünen Klee, aber je mehr Anerkennendes sie
sagte, umso mehr Falten zeigten sich auf Fervers Stirn.
    »Frau Mooser«, sagte er schließlich in väterlichem Tonfall, »ich
verstehe Ihre Misere, schließlich ist Herr Alsberger mit Ihrer Tochter liiert.
Doch wenn er dieser Tätigkeit nicht gewachsen ist, tut man ihm auch keinen
Gefallen damit, etwas schönzureden.«
    »Fragen Sie doch jemanden, der neutral ist«, schlug Maria vor. »Zum
Beispiel Herrn Maier. Er kann Ihnen bestätigen, dass er am Ufer abgerutscht ist
und Herr Alsberger ihm nur helfen wollte.«
    »Frau Mooser.« Ferver schüttelte den Kopf. »Herr Maier und Sie …
nun, Sie wissen schon, was ich meine. Es scheint doch Kontakte über das rein
Berufliche hinaus zu geben.«
    Er hob abwehrend die Hand, bevor Maria auch nur den Mund aufmachen
konnte.
    »Das ist Ihnen natürlich völlig freigestellt. Aber erlauben Sie mir,
dass ich doch meine Zweifel an Herrn Maiers Neutralität bei solchen, nun, sagen
wir einmal, quasi familiären Dingen habe.«
    Wer erzählte Ferver so etwas? Hatten die hier nichts anderes zu tun,
als Klatsch und Tratsch zu verbreiten? Sie und Jörg waren über eine Umarmung
bei der Begrüßung noch nicht hinausgekommen, und hier wurden sie schon als Paar
verbucht?
    Zum Glück gelang es Maria, ihren Ärger im Zaum zu halten.
    Sie redete und redete, lobte Alsberger nicht mehr ganz so auffällig,
aber machte doch deutlich, dass er nützlich war, und überzeugte Ferver
schließlich, mit irgendwelchen Schritten zu warten, bis die Ermittlungen in
diesem Fall abgeschlossen waren.
    Ferver bestand allerdings darauf, in den nächsten Tagen mit
Alsberger zu sprechen und ihm seine Bedenken mitzuteilen, schließlich sollte
der junge Mann nicht unvorbereitet mit einer Versetzung konfrontiert werden.
    Zeit, das war es, was Maria haben wollte. Zeit, um Ferver davon zu
überzeugen, dass Alsberger gute Arbeit leistete.
    »Das Protokoll von der gestrigen Besprechung …« Ferver stand schon
in der Tür und hatte sich noch einmal umgedreht. »Wer hat das geschrieben?«
    Hatte sie die Unterschrift vergessen? Umso besser.
    »Herr Alsberger, gestern Abend noch. Es war schon sehr spät, ich
wollte nach Hause. Er ist netterweise noch geblieben und hat es erledigt.
Obwohl er eine Verabredung hatte.«
    Der erste

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