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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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Wasserbassin.
    »Hey«, fuhr Maria sie an, »was soll die Schweinerei!«
    »Wieso, sind doch keine Fische drin, oder?«
    Bei jedem anderen hätte Maria Provokation vermutet, bei Cloe hörte
es sich an, als sei es eine völlig berechtigte Frage.
    »Ich habe das im Radio gehört«, sagte Cloe, »das komische Gedicht
von dem, der Lea umgebracht hat. Den ›Heidelberger Frauenmörder‹ haben sie ihn
genannt. Glauben Sie, der bringt jetzt noch mehr um?«
    Maria ging mit ihr hoch ins Büro. Auf dem Weg dorthin redete Cloe
wie ein Wasserfall, spekulierte ohne Pause über den großen Unbekannten, den
durchgedrehten Killer. Kommentare, alle gut dazu geeignet, eine Kripobeamtin
schon vor Mittag in die Depression zu treiben.
    »Was ist mit der Liste?«, unterbrach Maria sie.
    »Meine Mutter hat den beiden Typen gesagt, dass ich am Montag den
ganzen Abend zu Hause war.«
    »Ich weiß. Und jetzt die Liste.«
    »Brauchen Sie die denn überhaupt noch? Wo es doch so ein Irrer war?«
    Maria streckte auffordernd die Hand aus. »Wir haben eine Abmachung,
schon vergessen?«
    Widerwillig zog Cloe den Reißverschluss ihrer Jacke auf und holte
ein zusammengefaltetes Papier hervor.
    »Aber ich beschuldige niemanden, damit das klar ist.«
    »Davon war auch nie die Rede.«
    Cloe ignorierte Marias ausgestreckte Hand, legte das Blatt vor sich
auf den Schreibtisch und holte gleich noch etwas anderes aus ihrer Jacke. Eine
Postkarte, die sie über den Tisch schob.
    »Die ist für Sie«, sagte sie.
    »Für mich?«
    Auf der Karte war ein Esel zu sehen, der auf einer saftig grünen
Wiese stand und neugierig in die Gegend schaute. Maria dreht die Karte um.
    Cloe hatte einen Spruch quer über die Rückseite geschrieben: Groß
ist, wer das Kleine übersehen kann.
    »Wegen dem Dope, ich meine, weil Sie es vergessen haben«, erklärte
Cloe. »Meine Mutter hätte mir die Hölle heißgemacht.«
    Es war eine von der Art Karten, wie sie an der Pinnwand in Lea
Rinkners Wohnung hingen.
    »Kann ich mal für kleine Mädchen?«
    Sie war aufgestanden, ohne auf eine Antwort zu warten. Maria zeigte
ihr den Weg und ging zurück zu ihrem Büro.
    Kaum war sie wieder dort, klopfte es, und Ferver kam herein, im
Gesicht so grau, dass er sich kaum von seinem Anzug unterschied.
    Die etwas farbenfroheren Zeiten in seinem Leben, die alle überrascht
hatten, waren schon längst wieder vorbei, genauer gesagt seit sein
Techtelmechtel mit einer recht temperamentvollen Dame unglücklich zu Ende
gegangen war.
    »Frau Mooser, wenn Sie einen Moment Zeit hätten.«
    Normalerweise rief ihr Chef an, um sie zu sich zu bestellen. Wenn er
zu ihr kam, dann musste es etwas sehr Wichtiges geben. Ferver setzte sich auf
den Stuhl vor ihrem Schreibtisch, die kahle Stirn vor lauter Sorgenfalten noch
knittriger als sonst.
    »Frau Mooser, ich bin etwas schockiert.«
    »Das bin ich auch«, erwiderte Maria. »Wirklich ein sehr seltsamer
Fall.«
    »Nein, nein, das meine ich nicht. Ich meine die Sache mit Herrn
Alsberger. Ich habe eben erfahren, dass er gestern am Tatort ohnmächtig
geworden ist und beträchtlichen Schaden für die Ermittlungen angerichtet hat.«
    »Wer erzählt denn so einen Mist?«
    Sie wusste es schon vor Fervers Antwort: Es konnte nur Jantzek
gewesen sein. Das waren also die Konsequenzen, die er angedroht hatte. Jantzek
war zu Ferver gerannt und hatte sich über Alsberger beschwert.
    »Er ist nicht ohnmächtig geworden. Er hat nur versucht, Herrn Maier
festzuhalten, der am Ufer abgerutscht ist. Dabei ist er unglücklich gestürzt,
das ist alles.«
    »Die andere Version, Frau Mooser, ist die, dass Herr Alsberger
ohnmächtig wurde, über die Leiche fiel und dabei auch noch Herrn Maier ins
Wasser gestoßen hat.« Ferver schaute sie an, mahnend, wie ein Lehrer, der ein
Kind beim Mogeln erwischt hatte. »Und dass Herr Alsberger dem Anblick einer
Leiche nicht gewachsen ist, ist ja nun wirklich kein Geheimnis mehr.«
    Deshalb also war Jantzek gestern so ausgerastet. Schon vorstellbar,
dass die Sache für ihn genau so ausgesehen hatte, wenn er nur Alsberger im Blick
gehabt hatte. Dann mochte es in der Tat den Anschein erweckt haben, als sei der
nach vorn gefallen und an allem schuld.
    Maria erklärte, redete von Perspektive, Aufmerksamkeitsfokus und
hinterlistigen optischen Täuschungen. Ferver sah leider nicht so aus, als habe
sie ihn überzeugt.
    »Und die Geschichte, dass er mit dem Dienstwagen von der Straße
abgekommen ist?«, fragte er.
    »Herr Alsberger ist nur ausgewichen. Es war

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