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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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Idee kommen, du schreibst diesen Kram.«
    »Ich bitte dich, Maria, das hatten wir doch schon mal! Ich kann mich
eben nur sehr gut in ihn einfühlen. Und wenn ich es wäre, wäre das sehr
schlecht für euch. Mich würdet ihr nie kriegen.«
    Die Tür ging auf, Alsberger kam herein. Er schaute zur
Kaffeemaschine, die auf der Fensterbank stand. »Gibt es keinen Kaffee?«
    »Kaffee nicht, aber Neues vom Täter.« Maria zog Arthur das Blatt weg
und reichte es Alsberger. »Lea Rinkner hat es bekommen, bevor sie ermordet
wurde.«
    In ihrem Büro klingelte das Telefon. Sie lief über den Flur zu ihrem
Zimmer.
    »Ja, Mooser.«
    »Ich bin’s, Cloe. Ihre Nummer war in meiner Anrufliste.«
    Na, die kam ihr gerade recht.
    »Cloe! Wie außerordentlich nett, dass du dich noch einmal meldest«,
begrüßte Maria sie bissig.
    »Sie hören sich an, als wären Sie sauer.«
    »Ich höre mich nicht nur so an, ich bin sauer. Auch der dümmste Esel
lässt sich nicht gern an der Nase herumführen. Was soll dieser Mist mit der
Liste? Das Telefonbuch abschreiben können wir auch selber.«
    Einen Moment war Stille.
    »Sie haben das nicht verstanden«, kam es vom anderen Ende.
    »Was?«
    »Die Liste. Sie haben sie nicht verstanden. Ich sollte doch alles
aufschreiben, was mir zu Lea einfällt. Alle Nummern haben etwas mit Lea zu
tun.«
    »Ach, auch die HotWok-Hongkongnudel?«
    »Lea hat da immer bestellt. Und am zweitliebsten hat sie sich Pizza
bei Luigiano geholt. Ich habe mit dem Essen angefangen. Danach kommt Fitness,
Schönheit – das ist der Friseur und das Nagelstudio – dann die Kneipen, in die
sie gegangen ist, dann so lose Bekannte und zum Schluss die Freunde. Der
Wichtigkeit nach geordnet.«
    »Und was soll das, bitte schön?«
    »Ich habe doch gesagt, ich schwärze niemanden an. So kann ich immer
sagen, dass ich keinen Namen genannt habe.«
    Maria schaute auf die Liste, die vor ihr auf dem Schreibtisch lag.
Die letzte Nummer darauf, die wichtigste nach Cloes Sortierung, war die, die
gerade auf ihrem Display angezeigt wurde.
    Maria redete Cloe ins Gewissen. Sie telefonierten fast eine Stunde
lang. Es war mühsam, um jede Information musste sie feilschen. Aber am Ende
wusste sie einiges mehr. Nichts Brisantes, aber ein Anfang.
    Die Telefonnummern, die für sie interessant waren, gehörten zu einem
Kellner, der in Lea verliebt gewesen war, zu einem Studenten, mit dem sie
geflirtet hatte, und zu zwei Exfreunden.
    Maria hatte gerade den Hörer aufgelegt, als Alsberger zu ihr kam,
das Blatt mit dem Gedicht in der Hand.
    Jetzt wäre eine gute Gelegenheit, ihm von ihrem Gespräch mit Ferver
zu erzählen, von Jantzeks Beschwerde und dem, was daran hing. Sie musste es ihm
sagen, und zwar bevor Ferver es tat. Alles andere wäre unfair.
    »Alsberger, ich muss mit Ihn…«
    Aber er ließ sie gar nicht ausreden.
    »Hier: ›befruchtet von der Schlange, die dein Schreien nicht hört‹.
Wir haben es noch einmal nachgelesen. Zeus war der Vater der Persephone und hat
sie, getarnt als Schlange, befruchtet. Seine eigene Tochter! Als Hades sie dann
raubt und sie um Hilfe ruft, ignoriert Zeus es. Der eigene Vater! Verstehen
Sie?«
    »Nein, tut mir leid, verstehe ich nicht.«
    Alsberger hatte das Blatt mit dem Gedicht vor sie gelegt und deutete
auf die ersten Zeilen.
    »›Befruchtet von der Schlange‹! Von Zeus. Vom eigenen Vater! Inzest,
das könnte doch das Thema sein, das hinter alldem steckt. Das Motiv!
Missbrauch! Vielleicht hat Rinkner seine Tochter irgendwann missbraucht, und
sie wollte ihn jetzt anzeigen.«
    »Inzest war unter den Göttern gang und gäbe, Alsberger. Und wenn
Sie, statt um die Ecke zu denken, geradeaus gedacht hätten, dann wäre Ihnen
vielleicht aufgefallen, dass unser Täter glaubt, er wäre Hades und nicht Zeus.«
    »Erinnern Sie sich an das Bild, das über dem Küchentisch von Lea
Rinkner hing. Ein kleines Mädchen, das Angst hat. Dieser bedrohlich aussehende
Mann. Vielleicht ist das ein Bild für die Bedrohung, die von ihrem Vater …«
    »Sie machen immer das Gleiche. Sie picken sich einen raus, der war
es dann. Und dabei bleibt es, komme, was kommen mag«, unterbrach Maria ihn
barsch. »Lernen Sie eigentlich nie dazu? Glauben Sie allen Ernstes, dass
Rinkner so ein Gedicht geschrieben haben könnte? Der kriegt doch nicht mal drei
Sätze hintereinander raus. Rinkner ist fertig, der ist am Ende. Er hat versucht
sich aufzuhängen, weil er den Tod seiner Tochter nicht verkraftet. Reicht das
nicht?«
    »Er hing aber nicht am

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