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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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Einsamkeit Klaue, todbringend die Pein,
    der Bräutigam kann länger nicht ohne dich sein.
    Nun erlischt der Sonne wärmender Strahl,
    erlöst werd’ ich endlich von grausamer Qual.
    Es ist an der Zeit, die Nebel steigen,
    komm, Gottesbraut, komm, zum Hochzeitsreigen.
    Maria hielt es Arthur hin. »Und das zeigst du mir erst jetzt,
spinnst du?«
    »Ich … Ich …« Er schwieg.
    Er hatte gar nicht in den Umschlag hineingeschaut. Weil er den Kopf
nur mit Sabine voll hatte. Und viel zu sehr damit beschäftigt gewesen war,
Liebesbriefe zu schreiben.
    Maria kannte Arthur seit einer halben Ewigkeit, aber zum ersten Mal
war sie richtig wütend auf ihn.
    »Weißt du eigentlich, was das heißt?«, fragte sie.
    Arthur las, was auf dem Blatt stand. »Na, die Schlange, das ist
vielleicht …«
    »Das meine ich nicht. Der Täter hat Lea Rinkner diesen Brief
zukommen lassen. Das heißt, er kannte sie!«
    Also kein Irrer, zumindest keiner, der im Busch hockte und über
irgendeine beliebige Frau herfiel! Der Mörder hatte Lea gekannt. Es war ihm
genau um diese eine Frau gegangen, um Lea Rinkner.
    Vielleicht ein Bekannter. Ein Freund. Das würde ihre Chancen, den
Täter zu finden, erhöhen.
    Maria las den Begleitbrief der Technik. Lea Rinkners Fingerabdrücke
waren auf den Papierfetzen, aber eben nur ihre. Sie hätte es sich denken
können. Auf dem Brief an den Radiosender waren auch keine Abdrücke zu finden
gewesen. Ein selbstklebender Umschlag, keine DNA -Spuren.
    Der Täter war vorsichtig. Bei allem Seelenschmerz hatte er zumindest
gut im Auge, was er tun musste, um keine Spuren zu hinterlassen.
    »›Bräutigam‹, schreibt er und ›Gottesbraut‹. Das passt genau zu
dieser Hades-Geschichte.« Arthur hatte sich über das Papier gebeugt und
studierte sorgfältig Zeile für Zeile. »Und mit ›todbringend die Pein‹ hat er
angekündigt, was passieren würde. Er meinte seinen Schmerz damit, seinen
Kummer, weil er so einsam ist. Sein Schmerz bringt Lea Rinkner den Tod.«
    »Es ist mir völlig egal, ob der einsam ist oder nicht.«
    Es brodelte in Maria. Je länger sie über dieses Geschreibsel
nachdachte, desto wütender wurde sie. Am liebsten hätte sie es wieder zerrissen
und weggeworfen.
    Natürlich mussten sie sich mit diesem Gedicht beschäftigen, es
auseinanderpflücken, jede Zeile sorgfältig prüfen, ob es irgendeinen Hinweis
auf den Täter gab.
    Und sie mussten es veröffentlichen.
    Zumindest mussten sie bekannt geben lassen, dass das Opfer einen
Brief mit einem Gedicht bekommen hatte, bevor es ermordet wurde. Und etwas über
die Art des Gedichts sagen. Sie hatten gar keine andere Wahl. Alles andere wäre
fahrlässig.
    Wenn irgendeine Frau einen solchen Brief bekam und Opfer dieses
Irren würde, und die Kripo hatte nicht gewarnt – nicht auszudenken, was dann
los war. Abgesehen davon, dass Maria ihres Lebens nie mehr froh werden würde.
    »›Der Einsamkeit Klaue‹. Ein starkes Bild, was? Sehr emotional.«
Arthur hing mit der Nase über dem Papier. »Mengert hat gar nicht so unrecht,
finde ich. Der Stil erinnert schon ein bisschen an die Dichter der Romantik. Da
ging es doch vor allem um Leidenschaft, Sehnsucht, die großen Gefühle. Und
schwärmten die nicht auch für Mythen? Ich habe da mal einen Artikel in der
Zeitung gelesen, dass die ein Faible für so etwas hatten.«
    »Von mir aus können die schwärmen, für was die wollen.«
    »Also, ich finde, dieser Hades bringt seine Gefühle gut rüber. ›…
erlöst werd’ ich endlich von grausamer Qual.‹ Man kann doch richtig spüren, wie
verzweifelt er ist.«
    »Jetzt hör schon auf, Arthur«, fuhr Maria ihn an. »Dieses Schwein
manipuliert uns, merkst du das nicht? Er lässt uns an seinen Fäden tanzen, wie
Marionetten. Wir müssen seinen Mist veröffentlichen, und die ganze Stadt spricht
über nichts anderes als über ihn. Er bekommt alles, was er will.«
    Arthur nickte. »Aber einsam ist er trotzdem. Und das Fatale an der
Sache ist, er wird es auch bleiben. Und deshalb, Maria, wird er weitermorden.
Er bringt eine Frau um, aber damit ändert er ja nichts, er bleibt einsam. Nur
in dem Moment, in dem er über sie herfällt, dieser letzte Moment, in dem sie
ihm voller Angst in die Augen blickt, in dem ihre Seelen sich im Kampf
begegnen, das ist vielleicht der Moment, in dem seine Einsamkeit verschwindet.«
    »Sag mal, fängst du jetzt an, durchzudrehen, oder was?« Maria sah
ihn entsetzt an. »Gut, dass ich dich schon so lange kenne, sonst würde ich noch
auf die

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