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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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losgefahren.
    Das Auto, das Sarah Szeidel erfasst hatte, kam von rechts. Sie war
über das Heck geflogen, auf der anderen Seite aufgeschlagen und bewusstlos
liegen geblieben.
    Als man ihre Taschen nach einem Ausweis durchsuchte, fand man den
Brief, und da der mörderische Dichter inzwischen so viel Publicity bekommen
hatte, dass jeder in der Stadt sich melden würde, sobald er auch nur einen
Zweizeiler auf einer Klotür fand, hatte man gleich die Kripo informiert und das
Gedicht gefaxt.
    »Seit wann haben Sie diesen Brief?«, fragte Alsberger.
    »Seit heute. Ich glaube, seit heute. Ich sehe nicht jeden Tag nach.
Ich habe ihn aus dem Briefkasten geholt, bevor ich meine Tochter weggebracht
habe.«
    Maria musste die ganze Zeit auf die blonden Haare sehen.
    »Kennen Sie Lea Rinkner?«, fragte sie.
    »Lea wie? Rinkner? Nein, nie gehört.«
    Maria nannte die Apotheke, in der Lea gearbeitet hatte, beschrieb,
wo Lea gewohnt und wie sie ausgesehen hatte, dass sie häufig am Neckar joggen
war, ihr Vater in Ladenburg wohnte.
    Aber die Antwort von Sarah Szeidel war immer die gleiche.
    »Nein, ich kenne die Frau nicht.«
    Sarah Szeidel kannte auch niemanden, der ihr ein solches Gedicht
schreiben würde. Sie hatte keinen Mann vor den Kopf gestoßen, war selbst von
ihrem letzten Freund vor fünf Jahren schwanger sitzen gelassen worden und
seitdem solo. Niemand hatte sie belästigt, niemand hatte ihr aufgelauert,
niemand hatte ihr Avancen gemacht. Sie hatte mit niemandem gestritten und sich
auch nicht beobachtet gefühlt.
    Maria fragte, bis Sarah Szeidel stammelte, dass ihr schlecht sei.
    »Denken Sie nicht, dass wir jetzt genug wissen?«
    Alsberger klingelte nach der Schwester, ohne auf eine Antwort von
Maria zu warten. Die Schwester machte kurzen Prozess, als sie die aufgelöste
Sarah Szeidel sah.
    »Die Patientin braucht jetzt Ruhe. Mit so einer Kopfverletzung ist
nicht zu spaßen.« Damit bugsierte sie Maria und Alsberger aus dem Zimmer.
    »Sieht aus, als würde unser Hades für junge Frauen mit langen
blonden Haaren schwärmen.« Maria ließ sich auf einen der Stühle fallen, die im
Flur an der Wand standen.
    Alsberger verstaute sorgfältig sein Blöckchen. »Zumindest gibt es
Ähnlichkeiten zwischen Sarah Szeidel und Lea Rinkner, das ist nicht zu
übersehen.«
    »Er kennt sie. Er weiß, wie sie heißen und wo sie wohnen.« Maria
schaute zu ihm hoch. »Aber warum warnt er sie? Bei Lea Rinkner war das egal,
sie wusste mit seiner Ankündigung nichts anzufangen. Aber jetzt muss er sich
doch denken können, dass jede Frau, die irgendein Gedicht bekommt, sofort zur
Polizei rennt. Er hat schließlich selbst dafür gesorgt, dass alle Welt weiß,
dass der ›Heidelberger Frauenmörder‹ Gedichte schreibt.«
    »Vielleicht interessiert ihn das alles nicht. Er handelt einfach
weiter nach seinem Plan.«
    »Nein, nein, so dumm ist der nicht. Es geht um uns, Alsberger. Um
die Kripo. Ich glaube, er will, dass wir wissen, dass er sich ein neues Opfer
ausgesucht hat. Aber was soll das?« Wieder schaute sie zu ihm hoch. »Jetzt
setzen Sie sich doch endlich mal hin. Sie machen mich ganz nervös.«
    Er hatte Sarah Szeidel den Brief geschrieben und sie in Angst und
Schrecken versetzt. Aber mehr hatte er nicht getan. Noch nicht. Ob er sie
beobachtete, Tag und Nacht? Oder vielleicht nur ab und zu, bis der Zeitpunkt
passte, bis er den Drang verspürte zu töten?
    Eine Schwester ging vorbei, die blonden Haare zu einem Zopf
gebunden, groß und schlank. Maria blickte ihr nachdenklich hinterher.
    Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass Sarah Szeidel diesen
Unfall gehabt hatte. Wenn sie Glück hatten, wusste Hades noch nichts davon.
    Sie brauchten eine blonde, schlanke Frau. Blonde Haare. Dafür gab es
Perücken. Aber schlank?
    »Ich bin zu dick, Alsberger.«
    Ihr Assistent sah sie erstaunt an.
    »Ich bin zu dick! So ein Mist. Ich bin viel zu dick.«
    Alsberger räusperte sich. »Also, Arthur hat ja auch schön
abgenommen. Vielleicht reden Sie mal mit ihm, wie er …«
    »Ach, halten Sie die Klappe!«, fuhr Maria ihn an.
    Sie stand auf, holte ihr Handy raus und wählte die Polizeidirektion
an.
    »Mooser hier. Organisiert mir mal die Privatnummer von der Neuen aus
dem Raubdezernat. Ja, genau, die meine ich. Die Blonde.«
    Dann ging sie zu Sarah Szeidel. Auch wenn der jungen Frau übel war,
Maria musste noch einmal mit ihr reden.
    Anderthalb Stunden später fuhr eine schlanke, blonde Frau mit dem
Fahrrad in Richtung Handschuhsheim. Sie trug die Jacke

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