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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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von Sarah Szeidel und
hatte ihren Wohnungsschlüssel in der Tasche.
    Zwei Männer in einem Wagen folgten ihr, ein Radfahrer, ein anderer
Wagen, andere Männer. Maria hatte sie alle aus dem Bett geklingelt.
    Nachdem alles organisiert war, war sie mit Alsberger zu der Zeugin
gefahren, die den Unfall beobachtet hatte. Eine Rumänin, die kaum Deutsch
sprach.
    Sarah Szeidel hatte, kurz bevor sie so unvorsichtig losgefahren war,
etwas aus der Tasche gezogen und gelesen. Es war nicht schwer zu erraten, was.
    »Sie mich ansehen wie Geist«, radebrechte die junge Frau. »Angst.
Viel Angst in Augen.«
    Als sie endlich mit allem fertig waren, war es schon fast sieben in
der Früh. Maria brauchte eine heiße Dusche, bevor sie weiterarbeiten konnte.
Sie ließ sich von Alsberger wieder zu Hause absetzen.
    »Ach, übrigens«, sagte sie, als sie ausstieg, »ein kleiner Tipp.
Wenn noch einmal eine Frau in Ihrer Anwesenheit sagt, sie sei zu dick, lautet
die richtige Antwort immer, und zwar ohne Ausnahme: Aber Sie sind doch nicht zu
dick! Merken Sie sich das.«
    »Tut mir leid, ich wollte Sie nicht kränken.«
    »Schon gut.« Maria öffnete die Tür. »Verrechnen wir es mit dem
Mädchenpensionat.«
    Im Hausflur kam ihr Arno Herkel mit einem Einkaufskorb entgegen. Er
sah aus, als sei er gerade aus dem Bett gekrochen. Die Haare verstrubbelt, das
Gesicht noch ein bisschen verknittert.
    »Aha, die Nachtschwärmerin kommt nach Hause«, begrüßte er sie.
    »›Nachtarbeiterin‹ passt wohl eher«, erwiderte Maria.
    Er sah sie prüfend an. »Ehrlich gesagt, du siehst auch ein bisschen
fertig aus. Ich wollte gerade Brötchen holen. Willst du mit mir frühstücken?«
    Bald darauf saß Maria frisch geduscht in Arnos Wohnung. Der
unwiderstehliche Geruch von gebratenem Speck breitete sich bis in den letzten
Winkel der Küche aus und ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Brötchenberge türmten sich vor ihr auf dem Tisch, Laugenstangen, schwäbische
Seelen und Croissants.
    »Da bin ich ja froh, dass ich keine langen blonden Haare habe«,
sagte Arno, der, eine rot-weiß karierte Schürze um den Bauch gebunden, am Herd
stand.
    Maria hatte ihm erzählt, was los war. Und nicht nur das: Sie hatte
ihm regelrecht ihr Herz ausgeschüttet. Der Geruch von gebratenem Speck auf
hungrigen Magen machte irgendwie geschwätzig.
    »Und, was tut ihr jetzt? Glaubst du wirklich, der fällt auf euren
Lockvogel rein?« Arno kam mit der Pfanne und schaufelte ihr einen kleinen Berg
Rührei auf den Teller.
    »Ich hoffe es. Wenn er nichts von Sarah Szeidels Unfall weiß, dann
ist das unsere Chance. Sie meldet sich auf der Arbeit krank, und sobald man sie
aus dem Krankenhaus entlässt, wird sie für ein paar Tage untertauchen. Unsere
Beamtin bleibt in ihrer Wohnung und wird abends spazieren gehen, im Dunkeln mit
dem Fahrrad herumfahren, die Haustür nicht abschließen und, und, und.«
    »Also, wenn ich Hades wäre und euch ein bisschen an der Nase
herumführen wollte, dann würde ich das genauso machen. Ich schicke irgendeiner
jungen Frau einen Brief mit einem Gedicht – und wenn ihr all eure Energie
darauf konzentriert, sie vor mir zu schützen, dann schlag ich am anderen Ende
der Stadt zu. Schließlich gibt es in Heidelberg genug hübsche Frauen.«
    »Was bist du, der Advokat des Teufels?« Wollte der ihr jetzt das
Rührei verderben? »Irgendetwas müssen wir tun. Wir können Sarah Szeidel nicht
einfach nach Hause lassen. Dieses Gedicht ist eine Morddrohung, eine in
Reimform, aber es ist und bleibt eine Morddrohung.«
    »Mag ja sein, dass dieser Hades auf junge blonde Frauen steht.« Arno
lächelte sie an. »Ich persönlich schätze mehr die molligen Brünetten.«
    Wer war denn hier mollig? Meinte der etwa sie? War das jetzt ein
Kompliment oder eine Beleidigung?
    Maria verzichtete darauf, es auszudiskutieren.
    Stattdessen erzählte sie Arno lieber von ihrem zweiten Problemfall,
dem Geister sehenden Assistenten, der bei ihrem Chef auf der Abschussliste
stand.
    »Was hat der junge Mann denn dazu gesagt?«, wollte Arno wissen.
    »Ich weiß es nicht.« Schon als sie es aussprach, plagte sie das
schlechte Gewissen. »Ich habe noch nicht mit Alsberger darüber gesprochen. Es
hat sich gestern irgendwie … Es hat sich einfach nicht ergeben.«
    »Das kenne ich. Ich drücke mich auch gern vor Sachen, die unangenehm
sind.«
    Arno stocherte im Rührei herum. Dann legte er die Gabel hin, stand
unvermittelt auf und ging hinaus. Als er wiederkam, hatte er einen Blumenstrauß
in

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