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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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und überall sofort erkannt, schon an
der Lockenmähne, die sie meist nur mit Mühe gebändigt bekam. Zierlich und
schlank hatte Vera eine Figur, die sie eindeutig nicht von ihr geerbt haben
konnte.
    Mit dem Temperament sah es dann schon anders aus. Vera neigte noch
mehr zu Gefühlsausbrüchen als ihre Mutter. Ein Löwenkind mit Sommersprossen und
grünen Katzenaugen.
    »Hallo, mein Liebes.« Maria küsste sie auf die Wange. »Schön, dich
mal wieder zu sehen. Ich hole mir schnell was.«
    Ihren Cappuccino vorsichtig durch die Menge balancierend, kehrte sie
an den Tisch zurück.
    »Leider habe ich nicht viel Zeit. Bei uns ist die Hölle los.«
    Sie riss die schmalen Papierröllchen auf, in denen der Zucker
versteckt war, nahm sich noch eines von Veras Untertasse und ließ alles in
ihren Kaffee rieseln.
    »Warum tust du das?«, fragte Vera.
    »Ich weiß, ich weiß. Der böse weiße Kristallzucker, der meine Zähne
marode werden und die Pilze in meinem Darm sprießen lässt. In meinem nächsten
Leben werde ich auch Schwarztrinker, ich verspreche es dir.«
    Maria rührte, auf dass sich das süße Gift schnell auflöste.
    »Das meine ich nicht.«
    Sie sah Vera an und wusste sofort, dass etwas nicht in Ordnung war.
    »Was ist denn? Hast du geweint?«
    Maria legte die Hand auf den Arm ihrer Tochter. Vera zog ihn weg.
    »Warum tust du das?«, fragte Vera noch einmal, und ihre Stimme klang
scharf.
    »Vielleicht verrätst du deiner alten Mutter mal, worum es überhaupt geht?«
    »Ich habe gedacht, du hättest dich an Roland gewöhnt. Ich habe ja
nicht erwartet, dass du ihn jemals mögen würdest. Aber ich habe wirklich
geglaubt, du würdest ihn zumindest in Ruhe lassen.«
    Vera biss sich auf die Lippen.
    Maria kannte das. Das machte ihre Tochter immer, wenn ihr die Tränen
bis zur Nase standen, sie aber auf keinen Fall weinen wollte.
    »Wenn Roland weggeht, gehe ich mit.«
    Aha, daher wehte der Wind. So ein Mist! Wenn es ums Weggehen ging,
dann musste Ferver wohl schon mit Alsberger geredet haben. Wahrscheinlich in
der unglückseligen halben Stunde, in der sie bei Arno gesessen hatte. Das war
dann wohl auch die Ursache für Alsbergers mysteriöse plötzliche Erkrankung.
    »Es ist nicht die Rede davon, dass er weggehen soll. Vielleicht eine
andere Abteilung, mehr nicht.«
    »Du hast ihn angeschwärzt! Meine eigene Mutter! Wie konntest du so
etwas nur tun!«
    »Jetzt hör aber mal auf. Die Spurensicherung hat sich über ihn
beschwert, ich habe damit überhaupt nichts zu tun. Ich habe ihn verteidigt, so
gut es ging. Aber es ist nun mal so, dass er bei jeder Leiche fast in Ohnmacht
fällt. Das bekommen auch die Kollegen mit, dafür kann ich nun wirklich nichts.«
    »Du hast bei Ferver gelogen, nur damit er aus deiner Abteilung
wegkommt. Weil du es nicht ertragen kannst, dass ich ihn liebe. Weil du immer
die Nummer eins sein musst.«
    »Ich habe nicht gelogen. Und wenn, dann war es nur gut für ihn.«
Wütend knallte Maria ihren Kaffeelöffel auf den Tisch.
    »So! Gut für ihn! So nennst du das also!« Tränen glitzerten in Veras
Augen. »Der Bericht, den du ihm in die Schuhe geschoben hast, weißt du, wie
Ferver den genannt hat? Das miserabelste Gestümper aller Zeiten . Und das ist gut für ihn, ja?«
    Das Protokoll, das sie geschrieben hatte, als Alsberger abends
wegwollte! Stimmt, das hatte sie ihm – in gewisser Weise – in die Schuhe
geschoben. Aber nur in bester Absicht.
    »Das … das ist ganz anders, als du denkst, Vera, wirklich, ich
wollte nur …«
    »Er hat gesagt, wenn er versetzt wird, dann gehen wir weg.« Vera
strich sich eine widerspenstige Locke aus der Stirn. »Roland hat einen Onkel in
Boston, dem gehört eine Sicherheitsfirma, da könnte er mit einsteigen.«
    »In Boston! Spinnt der! Und was heißt wir ? Du gehst da auf keinen Fall mit!«
    »Ich gehe, wohin ich will! Und wenn Roland geht, gehe ich auch!«
    Maria kannte ihre Tochter. Wenn Vera so etwas sagte, dann meinte sie
es auch so.
    »Nun hör mal, Schatz. Ich habe deinem Roland noch eine Galgenfrist
verschafft, das hat er mir zu verdanken. Und das habe ich für ihn getan, obwohl
er sich bei jedem Fall in abstruse Ideen verrennt und beim Anblick einer Leiche
grün anläuft.«
    »Abstrus sind seine Ideen nur deshalb für dich, weil du ihm nie
zuhörst. Du gibst ihm doch überhaupt keine Chance. Wenn er jemanden
verdächtigt, dann ist klar, dass derjenige für dich unschuldig ist.«
    »Ja, zum Beispiel, wenn er jemanden verdächtigt, ein Mörder zu

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