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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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erwischt. Voll krass.«
    Alsberger schaltete sich ein. Er hatte das Blöckchen vor sich auf
den Tisch gelegt, bereit, jedes Räuspern mitzunotieren.
    »Welcher Art war Ihre Beziehung zu Frau Rinkner?«
    »Ich habe sie im Frühjahr bei Starbucks kennengelernt. Da war sie
mit der schwarzen Pest, mit dieser Cloe. Lea sah einfach klasse aus. Ich habe
sie zugelabert, was ich studiere und so. Dann haben wir uns ein paarmal
getroffen, und irgendwann waren wir eben zusammen. Drei Wochen war es super und
dann die Katastrophe.«
    »Warum?«
    »Ich war eben nicht so, wie sie wollte. Lea war eine von denen, die
immer an jemandem rumerziehen müssen. Und dann die Sache mit dem Alkohol, da
hatte sie den totalen Knall. Sie ist völlig ausgerastet, nur weil ich mal ein
paar Bier zu viel hatte.«
    Karel Lindnar zuckte mit den Schultern.
    »Ich finde da nichts Schlimmes dran. Ich trinke ja nicht dauernd.
Aber mit Lea war darüber nicht zu reden. Sie hat mir den Laufpass gegeben, weil
ich nicht Männchen gemacht habe, wenn sie es wollte.«
    Alsberger schaute von seinem Block auf. »Dann waren Sie doch sicher
sehr wütend auf Frau Rinkner?«
    »Nein, ich war nicht wütend. Überhaupt nicht. Wenn Lea nicht Schluss
gemacht hätte, hätte ich es getan. Sie hat einfach genervt. Außerdem wollte ich
nicht den Rest meines Lebens in einer Hütte leben und mich von den Mücken
auffressen lassen.«
    »Weshalb in einer Hütte?«, fragte Alsberger verwundert.
    »Lea hatte die Schnauze voll von hier. Sie wollte unbedingt weg,
auswandern. Irgendwohin, wo es immer warm ist.« Lindnar strich sich die glatten
Haare zurück, die ihm sofort wieder ins Gesicht fielen. »Aber mir gefällt es
ganz gut hier. Wozu irgendwohin, wo einem nachts das Ungeziefer über die Füße
krabbelt?«
    »Wohin wollte sie denn auswandern?«
    »Keine Ahnung, Thailand. Oder Würstchen verkaufen am Bondi Beach.
Das wechselte täglich.«
    Alsberger runzelte die Stirn – und schwieg. Keine Frage mehr. Er
schrieb nicht mal mehr etwas auf. Maria wartete einen Moment. Nachher bekam sie
noch den Vorwurf, sie hätte ihn nicht fragen lassen, was er wollte. Aber Alsberger
blieb stumm.
    »Am Montagabend zwischen halb sieben und zehn«, fuhr sie schließlich
fort, »wo waren Sie da?«
    »Die Frage nach dem Alibi! Wow!« Karel Lindnar zog die Augenbrauen
in die Höhe. »Sie denken wirklich, ich könnte das sein? Dieser Dichtermörder?
Finden Sie, ich mache den Eindruck, ich könnte jemanden umbringen?«
    Er fragte es nicht erschrocken oder empört, sondern überrascht, so
als habe jemand eine völlig neue, faszinierende Seite an ihm entdeckt.
    »Also, wo waren Sie?«, wiederholte Maria ihre Frage.
    »Karel Lindnar. Von Beruf: Frauenmörder.« Lindnar grinste. »Hobby:
Dichten. Oder umgekehrt. Was meinen Sie, was macht sich besser auf einer
Visitenkarte?«
    »Es scheint Ihnen nicht viel auszumachen, dass Lea Rinkner ermordet
wurde.«
    »Sorry, sorry!« Der junge Mann hob entschuldigend die Hände. »Ich
bin nur völlig platt, dass Sie mir das zutrauen! Wahnsinn! Dieser Dichterfuzzi
ist doch wer, finden Sie nicht? Alle reden über ihn, ständig kommt was im
Fernsehen über die Sache. Der ist berühmt, für den Rest seines Lebens.«
    »Der Dichterfuzzi, wie Sie ihn nennen, ist vor allem eines: ein
Mörder«, erwiderte Maria scharf. »Und jetzt beantworten Sie mir die Frage, wo
Sie am Montagabend waren, sonst führen wir das Gespräch in der Polizeidirektion
weiter.«
    »Kein Problem. Nur nicht aufregen. Ich war … Ja, wo war ich denn?
Lassen Sie mich überlegen.« Lindnar griff nach dem Glas, trank von seinem Tee.
»Wo war ich nur? Wo war ich? Ach, jetzt weiß ich es wieder! Ich war bei meiner
Freundin, Tanja Vliegel. Am Montagabend und in der Nacht auch.«
    »Kennen Sie eine Frau namens Sarah Szeidel?«
    »Ist sie auch tot?«
    »Beantworten Sie meine Frage!«
    »Nein, die kenne ich nicht. Nicht dass ich wüsste.«
    Lindnar stützte die Ellbogen auf den Tisch, schob eine Hand unter
das Kinn und sah Maria an, als hätte er einen Fernseher vor sich, in dem gerade
etwas besonders Spannendes zu sehen war.
    »Wie hat er es denn gemacht?«, fragte er.
    »So, dass ein Mensch gestorben ist.« Maria hielt ihn fest im Blick.
»Was halten Sie denn von Joseph von Eichendorff, Herr Lindnar?«
    »Eichendorff? Meinen Sie den Dichter?«
    »Genau den. Der, der so schöne Gedichte schreibt. Über enttäuschte
Liebe. Der ist richtig berühmt. Wäre doch toll, Gedichte wie Eichendorff
schreiben zu können,

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