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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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an der Innentür und ließ die Scheibe
herunter. »Dicke Luft hier, finden Sie nicht?«
    Die Muskeln über Alsbergers Kiefer waren so angespannt, dass es
aussah, als würde er gleich zubeißen.
    »Dann mache ich Ihnen einen Vorschlag«, sagte er mit gepresster
Stimme.
    »Nur zu.«
    »Hören Sie endlich auf, mich zu gängeln. Lassen Sie mich in meine
Richtung ermitteln. Dann werden wir schon sehen, wer den Fall löst.«
    Es war alles besser, als wenn er weiter vor sich hinbockte. So sägte
Alsberger sich nur selbst den Ast ab, auf dem er saß. Und der war schon dünn
genug.
    »Gute Idee«, stimmte Maria ihm zu. »Machen Sie mal.«
    Sie drückte den Knopf und ließ die Fensterscheibe wieder hochfahren.
    »Und in welche Richtung ermitteln Sie als Nächstes?«
    »Ganz sicher in eine ganz andere als Sie.«
    Maria fragte nicht weiter nach. Natürlich hatte er genauso wenig
Ahnung wie sie. Alles nur Show.
    Der Regen am vorherigen Tag hatte ganze Arbeit geleistet. Die Sicht
war so klar, als habe Petrus persönlich der Welt die Scheiben geputzt. Am
gegenüberliegenden Ufer strahlten die Fassaden der Neuenheimer Villen um die
Wette, und Maria konnte die kleinen wandernden Punkte auf dem Philosophenweg
sehen. Der übliche Schönwetter-Touristenstrom.
    Alsberger bog in die Schiffgasse ein und parkte den Wagen in
unmittelbarer Nähe des Marstalls. Der Gebäudekomplex, von dem ein Teil in
vergangenen Zeiten als Zeughaus genutzt worden war, erweckte mit seinen dicken
trutzigen Mauern und Türmen den Eindruck, als müssten die Heidelberger immer
noch ihr Hab und Gut vor feindlichen Heerscharen schützen.
    Hinter den Mauern sah es allerdings ganz anders aus: ein lichter
Innenhof mit Grünfläche in der Mitte, Tische und Bänke, die dazu einluden, im
Freien zu essen, und nach Süden hin eine lange Fensterfront, in der die
Abgusssammlung des Archäologischen Instituts mit Statuen aller Art eine
geschichtsträchtige Atmosphäre verbreitete.
    Alsberger entdeckte Lindnar als Erster. Der Mitbewohner hatte ihn
beschrieben, und zum Glück war in der Mensa nicht allzu viel los. Grünes
Sweatshirt, kinnlange, glatte blonde Haare. Der junge Mann saß an einem der
langen Holztische, eine Zeitung vor sich ausgebreitet, ein Glas Tee neben sich.
    »Sind Sie Herr Lindnar?«, fragte Alsberger. »Karel Lindnar?«
    Lindnar schaute hoch. Ein blasses Gesicht, eine fein geschwungene Nase,
ein eckiges Kinn. In entsprechender Pose und mit einem Feigenblatt dekoriert
hätte er sicher hinter der Glasscheibe des archäologischen Instituts eine gute
Figur abgegeben.
    Alsberger hielt ihm seinen Dienstausweis hin.
    »Ach du Scheiße«, sagte Karel Lindnar. »Ich sollte mich ja melden!
Das habe ich total vergessen.« Er lächelte sie an wie ein Junge, der jemandem
einen lustigen Streich gespielt hatte. »Tut mir leid, aber manchmal habe ich
nur Quark in der Birne.«
    »Mooser, Kripo Heidelberg«, stellte Maria sich vor.
    Sie nahm sich einen der Stühle und setzte sich dem jungen Mann
gegenüber. Alsberger tat es ihr nach und zog Block und Stift aus der
Jackentasche.
    »Sieht aus, als wollten Sie mich verhören.«
    »Nur ein paar Fragen, Herr Lindnar«, beruhigte Maria ihn. »Kennen
Sie eine Frau namens Lea Rinkner?«
    »Lea«, wiederholte Lindnar langsam. »Ja, die kenne ich. Aber ich
habe sie eigentlich aus meinem Gedächtnis gestrichen. Unangenehme Sachen
streiche ich immer gleich.«
    »Es wäre wirklich außerordentlich nett, wenn Sie Ihr Gedächtnis
ausnahmsweise doch ein wenig bemühen könnten.«
    »Was ist denn mit Lea? Dass ich sie kenne, wissen Sie doch, sonst
wären Sie wohl kaum zu mir gekommen. Hat sie die Apotheke ausgeraubt?«
    »Nein. Sie wurde ermordet.«
    Karel Lindnar schaute vor sich auf den Tisch.
    »Dann war sie es.«
    »Wer?«, fragte Maria.
    »Die Frau, die man am Neckar gefunden hat. Es steht doch jeden Tag
etwas darüber in der Zeitung. Diese seltsame Geschichte mit dem Dichterfuzzi.
Aber es stand nie dabei, wie die Frau heißt. Ausgerechnet die Sozialtante Lea
hat es erwischt! Das ist echt absurd.«
    »Wieso Sozialtante?«
    »Das war mein Spitzname für sie. Lea hatte so etwas …«, er zögerte,
»… sie hatte eben so ihre Prinzipien. Wenn es irgendwo im Umkreis von drei
Kilometern einen Sozialfall gab, können Sie sicher sein, dass Lea ihn
irgendwann an der Backe hatte.«
    »Und Sie? Waren Sie auch so ein Sozialfall?«
    »Kann schon sein. Aber bei mir ist sie an den Falschen geraten.« Er
schüttelte ungläubig den Kopf. »Lea hat es

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