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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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sie abzulenken.
    Julie war außer Gefahr – und wahrscheinlich nie wirklich in Gefahr
gewesen. Lindnar hatte mit ihrem Verschwinden nichts zu tun. Sollte sie seine Überwachung
abbrechen?
    Maria hatte in der Klinik abgesprochen, dass Sarah Szeidel morgen
Mittag in eine Rehabilitationseinrichtung nach Bonn verlegt werden würde. Julie
konnte sie dorthin mitnehmen. Eine Beamtin sollte vorerst bei den beiden
bleiben. Überflüssig?
    Oder waren sie genau an dem Punkt angelangt, auf den Hades die ganze
Zeit gewartet hatte? An dem sie nicht mehr glaubten, dass er es ernstmeinte mit
seiner Drohung, Sarah Szeidel zu ermorden. An dem sie auf solche Ideen kamen,
wie Alsberger sie eben zum Besten gegeben hatte.
    Der Punkt, an dem sie unvorsichtig wurden.
    Nein, sie würde Lindnars Überwachung nicht abbrechen.
    Maria ging in ihr Büro. Sie erkundigte sich, was Lindnar machte. Er
war noch in zwei weiteren Bekleidungsgeschäften auf der Hauptstraße gewesen,
dann hatte er bei C & A anscheinend gefunden, wonach er
suchte. Eine rote Jacke mit einem weißen »Z« auf dem Rücken.
    Anschließend war er die Hauptstraße wieder Richtung Bismarckplatz
zurückgegangen, hatte am Automaten der Volksbank Geld abgeholt und war zu Fuß
nach Hause gelaufen. Oben in seinem Zimmer konnte man ihn bald darauf am
Fenster sehen. Vorder- und Hinterausgang des Gebäudes wurden bewacht. Alles
schien ruhig zu sein.
    War das normal? Nachdem man bei der Polizei verhört worden war, als
Erstes Klamotten kaufen zu gehen? Oder war das die Rache, weil Papa sich nicht
genug aufgeregt hatte? Vaters Geld ausgeben, so viel es ging. Bei C & A ?
    Arthur kam zweimal in Marias Büro, um ihr irgendetwas über
Eichendorff zu erzählen. Wahrscheinlich wartete er darauf, dass sie ihn nach
Sabine fragte, damit er seinen Kummer loswerden konnte. Aber dazu hatte sie im
Moment einfach keine Nerven.
    Als er das dritte Mal in ihrem Zimmer stand, um über die angebliche
Untreue von Katharina Barbara Förster zu diskutieren, beschloss sie, die Flucht
zu ergreifen und nach Hause zu gehen. Es war spät genug.
    Bevor sie die Abteilung verließ, schaute sie noch einmal bei
Alsberger rein. Ein Blatt lag vor ihm, bedeckt mit Notizen in seiner üblichen
korrekten Handschrift. Sie konnte den Namen Rinkner lesen, einige
Telefonnummern.
    »Ich geh jetzt.« Unschlüssig blieb sie in der Tür stehen, so lange,
bis Alsberger sie fragend anschaute.
    »Ich wollte Ihnen nur noch sagen, dass ich nicht vorhabe, Sie
umzubringen. Ich meine, falls Vera mit Ihnen weggeht.«
    Er verzog keine Miene. »Schön zu hören.«
    »Ich habe auch keinen Rufmord begangen, Alsberger.« Maria knöpfte
langsam ihre Jacke zu. »Ich habe Sie wirklich nicht bei Ferver angeschwärzt,
der Typ bin ich nicht. Aber dass Vera und Sie das glauben, hat wohl etwas damit
zu tun, wie ich mich Ihnen gegenüber verhalte.«
    Sie nestelte am letzten Knopf herum. Wenn sie den zuhatte, musste
sie Alsberger wieder anschauen.
    »Vielleicht ist das nicht immer so, wie es sein sollte. Ich weiß
auch nicht, ob ich das anders hinbekomme. Ich könnte es jetzt versprechen, aber
ich kenne mich zu gut.«
    Die Jacke war bis obenhin zu. Sie sah ihn an.
    »Was ich noch fragen wollte: Möchten Sie heute Abend mit Vera zum
Essen kommen? Falls Vera Lust dazu hat, meine ich.«
    Guckte der jetzt erschreckt oder bildete sie sich das ein?
    Alsberger räusperte sich. »Also … Heute haben wir schon eine
Verabredung.«
    »War nur so eine Idee«, erwiderte Maria schnell. »Ich bin dann mal
weg.«
    Sie drehte sich um und war schon fast auf dem Gang, als sie
Alsbergers »Tut mir leid« hörte.
    Veras Freunde waren immer auch bei ihr ein und aus gegangen, sie
hatten gemeinsam gegessen, gefeiert, hatten all das getan, was eine Familie
eben so machte. Mit Alsberger war es anders. Nur ein einziges Mal hatte sie ihn
zu sich eingeladen, und auch da nur mit anderen zusammen.
    Vera musste ja denken, dass sie immer noch etwas gegen ihn hatte.
    »Machen wir ein andermal«, rief Maria zurück. »Kein Problem.«
    Da wusste sie noch nicht, dass es an diesem Abend sehr wohl ein Problem
geben würde.
    Eines, mit dem sie allerdings überhaupt nicht gerechnet hatte.
    *
    Die Rose lag vor ihrer Wohnungstür. Langstielig, dunkelrot und
wunderschön.
    Werd Rosen brechen an hölzerner Pforte, schoss es Maria sofort durch den Kopf. Aber diese
Rose war nicht von Hades. Es war ein Zettel dabei, ganz ohne Gedicht, dafür mit
einem Gruß von Arno.
    Ersatz für den Heublumenstrauß.

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