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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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Angemacht?«
    Irritiert zuckte Cloe mit den Schultern.
    »Na, blöde halt. Wenn er besoffen war, hat er rumgeschrien, was ihm
gerade so in den Kopf kam. Und das war nie etwas Nettes, das können Sie mir
glauben.«
    So wie er dastand, in seinem hellen Mantel, den Block erwartungsvoll
gezückt, erinnerte Alsberger Maria an einen Reiher, der am Flussufer auf einem
Bein balancierte und darauf wartete, dass seine Beute sich durch eine
unvorsichtige Bewegung bemerkbar machte, damit er sie endlich mit seinem
Schnabel aufspießen konnte.
    »Hatte Frau Rinkner auch Streit mit ihrem Vater, bevor sie ermordet
wurde?« Alsberger ließ Cloe keinen Moment aus den Augen.
    »Also, es gab jetzt nicht den Riesenkrach oder so.«
    »Und davor?«
    Cloe studierte eingehend ihre Zehen, bewegte mal den einen, mal den
anderen. »Es muss irgendwann mal was gewesen sein. Aber eigentlich hatte ich
Lea versprochen, nicht darüber zu reden.«
    »Und was?«
    Cloe schaute weiter auf ihre Zehen, scheinbar für sie das
Interessanteste, was dieses Zimmer zu bieten hatte.
    »Der Rinkner hat was ganz Übles getan«, begann sie zögerlich. »Lea
hat mal gesagt, der hätte was auf dem Gewissen, etwas, das sie nie vergessen
könnte. Und dann hat sie geweint.«
    »Hat sie gesagt, was?«
    »Oh Mann. Ich habe doch gerade gesagt, dass sie mir das nicht
erzählt hat«, fuhr Cloe Alsberger an. »Fragen Sie ihn doch selbst. Am besten
sperren Sie den Typ mal ein paar Tage ein. Das kann der Rinkner bestimmt nicht
ab, weil er dann nicht saufen kann. Dann erzählt der Ihnen garantiert alles.«
    »Und du hast keine Idee, was er getan haben könnte? Schließlich
kanntest du Lea doch ziemlich gut.« Maria bewegte sich unvorsichtigerweise.
    Der Stuhl unter ihr sackte ein wenig zur Seite, wie ein Halm, der
sich noch ein letztes Mal im Wind beugt, bevor er aufgibt und abknickt.
Reflexartig hielt sie sich an der Schreibtischkante fest.
    Aus den Augenwinkeln sah sie dabei das Buch, das unter einem Papier
hervorschaute. Der obere Teil des Titelbildes war verdeckt, aber das eine Wort,
das zu lesen war, war interessant genug. Maria zog es hervor.
    »Na, das ist ja was.«
    Sie hielt es Cloe hin. Auf dem Einband war eine junge Frau zu sehen,
die aufmunternd lächelte. Darunter stand auf orangerotem Grund: »Fairway 1.
Englisch«.
    »Du lernst also auch Englisch. Was für ein Zufall.«
    »Das ist nicht meins«, antwortete Cloe rasch. »Das ist von einem
Freund. Der war letztens da, weil er jemanden brauchte, der ihn abhört. Er hat
es vergessen.«
    »Ach so. Dann ist das bestimmt der Freund, für den du netterweise
auch das Haschisch aufbewahrt hast.«
    Cloe schob die Ärmel ihres Sweatshirts über die Hände.
    »Also ich habe keine Ahnung, was Leas Vater getan hat, wirklich
nicht. Aber bestimmt war es etwas ganz Schlimmes. Und vielleicht hat es ja mit
Leas Tod zu tun.«
    Maria spürte, wie ihr vor Ärger ganz warm wurde.
    »Na, das fällt dir aber früh ein. Klasse, dass du jetzt schon damit
herausrückst. Du bist wirklich eine gute Freundin. Eine ganz tolle Freundin.
Weißt angeblich etwas, das mit Leas Tod zu tun hat, und behältst es für dich.«
    »Ich hatte Lea schließlich versprochen, niemandem davon zu erzählen.
Außerdem habe ich gesagt, es hat vielleicht mit Leas Tod zu tun. Mehr nicht.« Cloe zog die Beine hoch und schlang die Arme
darum. Ein kleines mageres Paket auf der Bettkante. »Nehmen Sie ihn jetzt fest?
Ich glaube, einfach so kriegen Sie aus dem nie etwas raus.«
    »Wir werden sehen.« Maria stand auf. »Aber du bekommst auf jeden
Fall eine Anzeige wegen der Sache mit der Tür.«
    »Meinen Sie nicht, das könnte man …«
    »Nein, meine ich nicht«, unterbrach Maria sie barsch. »Kommen Sie,
Alsberger, wir gehen.«
    Wenn er Cloe weiterfragte, würde er den Frosch am Ende noch dazu
bringen, ihm direkt ins Maul zu springen.
    »Warum gehen Sie schon?« Es war das Erste, was Alsberger unten vor
der Tür wutentbrannt hervorbrachte. »Vielleicht hätten wir noch etwas aus ihr
herausbekommen!«
    »Sie führt uns an der Nase herum, Alsberger! Cloe Pettke lügt,
sobald sie den Mund aufmacht. Sie hat Ihnen genau das erzählt, was Sie hören
wollten.«
    »Nein! Cloe Pettke hat uns erzählt, was Sie nicht hören wollen! Das darf nicht sein, was?
Rinkner soll mit der Sache nichts zu tun haben. Der arme gequälte Vater!«
Alsberger war so aufgebracht, dass er mit dem Zeigefinger vor ihrer Nase
herumfuchtelte. »Oder geht es Ihnen nur darum, zu verhindern, dass ich

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