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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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recht
habe? Würden Sie deshalb sogar einen Mörder laufen lassen?«
    »Jetzt reicht’s. Sie haben ja die Paranoia! Lassen Sie sich mal
untersuchen!«
    »Ach, und Sie, was haben Sie?« Alsberger rannte zwei Meter vor,
drehte sich um, kam wieder zurück. »Sie … Sie …«
    Ein Mann kam vorbei, eine Plastiktüte auf dem Arm. Er schaute sie
neugierig an, ging an ihnen vorbei auf den Hauseingang zu, nicht ohne sich noch
einmal umzudrehen.
    Sie mussten wirklich ein tolles Bild abgeben. Eine keifende
Mittfünfzigerin und ein geifernder Yuppie.
    Maria atmete so tief ein, wie sie konnte. Dreimal hintereinander, dann
war es besser.
    »Also gut, es tut mir leid.« Sie hatte sich vorgenommen, Alsberger
ernst zu nehmen, also würde sie es auch tun, zumindest würde sie sich bemühen.
»Was schlagen Sie jetzt vor?«
    Alsberger steckte die Hände in die Hosentaschen und presste die
Lippen aufeinander, als müsse er seine Wut mühsam unter Kontrolle halten.
    »Mag sein, dass Cloe Pettke lügt«, sagte er dann. »Aber ich bin
überzeugt davon, dass sie nicht bei allem lügt. Bei diesem Englischbuch, da hat
sie gelogen, das glaube ich auch. Das stand übrigens auch bei Lea Rinkner im
Regal.«
    »War Cloe denn auch in diesem VHS -Kurs?«
    Alsberger schüttelte den Kopf »Nein, sie stand nicht auf der
Teilnehmerliste, die habe ich gesehen.«
    »Sie will auf keinen Fall, dass wir glauben, sie lernt Englisch. Da
zieht sie lieber den ominösen Freund aus der Tasche, der für alles herhalten
muss. Warum, Alsberger?«
    Ein Kind auf Inlineskatern kam auf sie zugerauscht, die Arme etwas
zur Seite gestreckt, um das Gleichgewicht zu halten.
    »Wenn Lea Rinkner Englisch lernte, weil sie auswandern wollte, dann
wollte Cloe vielleicht mit.« Maria trat hastig einen Schritt zur Seite, das
Kind schoss an ihr vorbei. »Vielleicht hat ja nicht nur Lea den Kurpfalzblues
gehabt.«
    Alsberger schien sie gar nicht zu hören. Er starrte auf seine
Schuhspitzen.
    »Es ist ganz genau so, wie ich von Anfang an vermutet habe«, sagte
er.
    Er hob den Kopf. Sein Gesicht hatte einen Ausdruck, als entdecke er
gerade, dass die Welt eine Kugel ist. Und der Mensch an sich böse.
    »Es ging nicht nur darum, dass Lea wegwollte. Das war nicht der
Grund, warum Rinkner sie ermordet hat. Nicht der einzige. Sie wollte gehen und
ihn vorher zur Rechenschaft ziehen. Anzeigen. Kurt Rinkner hat seine Tochter
missbraucht! Das ist das Unaussprechliche, was Lea selbst ihrer besten Freundin
nicht anvertrauen konnte.«
    »Aber das kann doch alles Mögliche gewesen …«
    »Er hat sie umgebracht, weil sie reinen Tisch machen wollte. Sie
wollte das, was er ihr angetan hat, nicht länger verschweigen. Genau wie ich es
mir schon am Anfang gedacht habe. Aber Sie wollten es ja damals nicht hören.«
    »Das ist doch alles spekulativ, Alsberger. Dafür haben wir keinerlei
Beweise.« Maria schaute an der Hausfront hoch. Cloe musste nicht mitbekommen,
dass sie hier standen und Diskussionen führten. »Lassen Sie uns fahren.«
    Sie ging in Richtung Auto.
    »Doch!«, hörte sie Alsberger hinter sich. »Wir haben einen Beweis!
Wir haben ihn schon lange!« Mit schnellen Schritten folgte er ihr. »Das
Schweigen! Sie hat es gemalt. Das Bild! Wir müssen das Bild holen.«
    »Was für ein Bild?«
    »Das Bild aus Lea Rinkners Wohnung! Das über ihrem Küchentisch
hängt! Das Mädchen in der Hütte, dem man den Mund zugeklebt hat. Jetzt ist mir
alles klar! Es ist ein Symbol für ihr Schweigen. So läuft das doch: Mädchen,
denen der Täter Angst macht. Wenn du was sagst, dann passiert etwas ganz
Schlimmes. Dir glaubt sowieso keiner, du kommst ins Heim, all dieser Mist.«
    Schon war er an Maria vorbei. Er öffnete den Wagen und stieg ein.
    »Sie wollten doch einen Vorschlag hören? Wir holen jetzt das Bild,
und dann werden wir Rinkner damit konfrontieren. Rinkner ist labil, wenn wir es
richtig anpacken, dann klappt er vielleicht zusammen und redet.«
    »Ja, oder er hängt sich wieder auf. Aber diesmal richtig.«
    Maria hatte die Beifahrertür noch nicht ganz geschlossen, da ließ
Alsberger schon den Wagen an.
    »Der hängt sich nicht auf.« Mit entschlossener Miene fädelte er sich
in den Verkehr ein. »Dass der unter dem Strick lag, das war Absicht. Rinkner
taktiert. Er hat uns die ganze Zeit zum Narren gehalten. Der sitzt da, in
seinem versifften Haus, und hält die Fäden in der Hand. Hades in der
Unterwelt!«
    »Aber diese Gedichte, Alsberger. Das passt nicht zu jemandem wie
Kurt Rinkner. Selbst

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