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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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einzige Hoffnung ist es, unter der Besatzung einen Krankenpfleger, einen Schröpfer, einen Warzenbesprecher oder auch nur einen Schlachter zu finden — die Preßgangs liefern uns ja die seltsamsten Typen. Und sobald sich diese Pfuscher erst die geringsten medizinischen Kenntnisse angeeignet haben — schwups! lassen sie sich schon auf eine Fregatte oder ein Linienschiff versetzen. Nein, nein — wir würden uns glücklich schätzen, Sie an Bord zu haben — wirklich überglücklich. Ich flehe Sie an, denken Sie darüber nach, und seien es nur zwei Minuten. Dabei brauche ich Ihnen nicht erst zu versichern«, schloß Jack im Brustton der Überzeugung, »welch große Freude es für mich wäre, Sie als Bordgenossen zu gewinnen.«
    Der Kellner öffnete die Tür und ließ einen rotberockten See-Soldaten mit einem Päckchen ein. »Captain Aubrey, Sir?« fragte der Soldat mit lauter Freilandstimme. »Für Sie, mit einer Empfehlung von Captain Harte.« Polternd verschwand er wieder, und Jack meinte zu Stephen Maturin: »Das wird mein Marschbefehl sein.«
    »Nehmen Sie nur keine Rücksicht auf mich«, bat Stephen. »Sie wollen ihn bestimmt gleich lesen.« Er griff nach Jacks Geige und zog sich damit in eine Ecke zurück, wo er eine nachdenkliche Melodie spielte — leise, aber immer wieder.
    Jacks Befehle lauteten mehr oder weniger wie erwartet: Er sollte in größter Eile seine Ausrüstung und Verproviantierung beenden und einen Konvoi von zwölf anschließend einzeln aufgeführten Handels- und Transportschiffen nach Cagliari geleiten. Dabei hatte er sich größter Schnelligkeit zu befleißigen, durfte aber keineswegs seine Masten, Rahen oder Segel überlasten. Er sollte vor keiner Gefahr zurückschrecken, andererseits aber keinerlei Risiko eingehen. Beigefügt war in einem mit »geheim« bezeichneten Umschlag die Liste der kodierten Signale, mittels derer er Freund von Feind, Gut von Böse unterscheiden konnte: »Das zuerst signalisierende Schiff hat eine rote Flagge am Vortopp zu setzen und eine weiße Flagge mit Wimpel über der Nationalflagge im Großtopp. Zu beantworten ist dieses Signal durch eine weiße Flagge mit Wimpel über der Nationalflagge im Großtopp und eine blaue Flagge im Vortopp. Das Schiff, welches zuerst signalisiert hat, muß daraufhin einen Kanonenschuß nach Luv abgeben, worauf das andere Schiff drei Kanonen in langsamer Folge nach Lee abfeuert.« Schließlich besagte noch eine Notiz, daß ein gewisser Leutnant Dillon als Ersatz für Mr. Baldick auf die Sophie abkommandiert war und binnen kurzem mit der Burford eintreffen würde.
    »Das sind gute Neuigkeiten«, sagte Jack. »Ich bekomme einen großartigen Burschen als Ersten Offizier. Auf der Sophie steht mir nur ein Offizier zu, müssen Sie wissen, deshalb ist er immens wichtig ... Ich kenne ihn zwar nicht persönlich, bin aber sicher, daß mit ihm eine gute Wahl getroffen wurde. Er hat sich auf der Dart , einem von der Navy gecharterten Kriegskutter, hervorragend geschlagen — hat in der Straße von Sizilien drei französische Freibeuter gestellt, einen davon versenkt und einen erbeutet. In der Flotte war dies allgemeiner Gesprächsstoff, aber sein Bericht wurde nie in der Gazette abgedruckt und er selbst auch nicht befördert. Höllisches Pech. Ich frage mich, ob dabei alles mit rechten Dingen zuging, denn Dillon hat eigentlich gute Beziehungen. Fitzgerald, der in so etwas immer auf dem laufenden ist, erzählte mir, daß Dillon ein Neffe — oder ein Cousin? — irgendeines Peers ist, dessen Namen ich vergessen habe. Jedenfalls war es sehr tapfer von ihm, und viele sind für weniger belobigt worden. Zum Beispiel ich selbst.«
    »Darf ich fragen, wodurch Sie sich ausgezeichnet haben? Ich weiß so wenig über die Marine ...«
    »Oh, ich bekam einfach ein paar über den Schädel, das erste Mal vor Abukir und dann wieder, als die Généreux die alte Leander eroberte. Danach wurden reihum Belobigungen ausgesprochen, und da ich der einzige überlebende Leutnant war, fiel auch für mich eine ab. Sie hat weiß Gott lange auf sich warten lassen, war aber hochwillkommen, als sie endlich eintraf, egal, wie verspätet und unverdient. Was halten Sie von einer Kanne Tee? Und dazu vielleicht ein oder zwei Krapfen? Oder bleiben Sie lieber beim Portwein?«
    »Tee wäre mir sehr lieb«, antwortete Stephen. »Aber sagen Sie«, er hob wieder die Geige ans Kinn, »sind solche Ereignisse bei der Marine nicht mit hohen Ausgaben verbunden — mit einer Reise nach London,

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