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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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Haufen Geld verdiene, sagen wir, mehrere hundert Guineen, dann fahre ich nach dem Zahltag als erstes nach Wien und gehe in die Oper.
    James Dillon klopfte an die Tür. »Der Wind nimmt zu, Sir«, sagte er. »Darf ich das Großsegel wegnehmen oder wenigstens reffen?«
    »Nein, nein, Mr. Dillon ... Nein.« Jack lächelte, machte sich dann jedoch klar, daß es unfair gewesen wäre, den Ersten mit dieser Verantwortung allein zu lassen, und fügte hinzu: »Ich komme in zwei Minuten an Deck.«
    Tatsächlich brauchte er weniger als eine Minute und kam gerade noch zurecht, um das ominöse, reißende Knacken zu hören. »Großschot los!« brüllte er. »Alle Mann an die Geitaue! Gei auf das Groß. Und jetzt fier weg die Rah, fier weg. Schneller, Leute, schneller!«
    Sie beeilten sich. Bald lag die Rah an Deck, das Segel wurde abgeschlagen und alles Geschirr festgelascht.
    »Tiefe Sprünge an den Kettenschlingen, Sir«, stellte der Zimmermann traurig fest; dies war wirklich ein harter Tag für ihn. »Ich könnte sie schäften, aber sie wird nie mehr so gut wie vorher.«
    Jack nickte ausdruckslos. Er ging zur Reling, stellte einen Fuß darauf und hievte sich mit einem Ruck in die unteren Webeleinen. Die Sophie hob sich auf einen Wellenkamm, und da war es: Kap Mola, eine dunkle Barriere drei Strich an Steuerbord querab. »Ich glaube, wir sollten diesen Ausguck vergattern«, bemerkte er, als er wieder unten war. »Setzen Sie bitte Kurs auf den Hafen ab, Mr. Dillon. Unter Gaffelgroß und allem Tuch, das sie tragen kann. Wir haben keine Minute zu verlieren.«
    Fünfundvierzig Minuten später machte die Sophie an ihrer Muringboje fest, und noch bevor sie ihre Restfahrt verloren hatte, klatschte schon der Kutter ins Wasser. Die gesprungene Rah ging über Bord, der Kutter nahm sie in Schlepp und zog sie wie einen langen Schwanz hastig zur Werft.
    »Seht ihn euch an, den größten Schinder der Flotte«, murmelte der Buggast, als Jack, drei Stufen auf einmal nehmend, die Kaitreppe hinaufsprang. »Setzt zum ersten Mal den Fuß auf die arme Sophie und bringt sie als halbes Wrack zurück, mit gesprungenen Rahen und lädierten Planken, die halbe Besatzung muß um ihr Leben pumpen, und den lieben langen Tag läßt er uns nicht mal ne Pause zum Pfeifenrauchen. Jetzt rennt er grinsend die Treppe rauf, als stünde oben König George persönlich, um ihn dafür zum Ritter zu schlagen.«
    »Und so wenig Zeit zum Essen, daß kein Schwein satt werden kann«, murrte einer in der Mitte des Kutters.
    »Ruhe im Boot!« rief Mr. Babbington mit aller Autorität, die er aufbringen konnte.
    »Mr. Brown«, sagte Jack mit ernstem Blick, »Sie könnten mir einen Riesengefallen tun. Zu meinem großen Leidwesen ist unsere Großrah hoffnungslos gesplittert, aber ich muß trotzdem noch heute abend auslaufen — die Fanny ist inzwischen eingetroffen. Deshalb bitte ich Sie, die defekte Rah abzuschreiben und mir dafür eine neue auszugeben. Nicht doch, mein Bester, machen Sie kein so entsetztes Gesicht«, damit nahm er Mr. Brown am Arm und führte ihn zum Kutter, »ich bringe Ihnen dafür die Zwölfpfünder zurück, weil ich fürchte, die Sophie wäre damit überlastet.«
    »Ich helfe Ihnen von Herzen gern«, versicherte Mr. Brown und inspizierte den tiefen Sprung in der Rah, die man ihm aus dem Kutter stumm entgegenhielt. »Doch leider habe ich keine einzige Spiere in der Werft, die klein genug für Sie wäre.«
    »Aber mein Lieber, Sie vergessen die Généreux! Sie hatte drei Fockbramrahen in Reserve und zusätzlich einen Haufen anderer Spieren. Und Sie sind doch gewiß der erste, der versteht, daß ich einen moralischen Anspruch auf eine davon habe.«
    »Na ja, Sie können es ja mal mit einer Spiere der Généreux versuchen. Wir lassen sie gleich aus der Last hieven, um sie zu begutachten.«
    »Meine Männer schaffen das auch allein, Sir. Ich weiß noch genau, wo die Reservespieren liegen. Mr. Babbington, nehmen Sie vier Leute und kommen Sie mit. Hurtig, Mann, hurtig.«
    »Aber denken Sie daran, es ist nur zur Probe, Captain Aubrey«, rief Mr. Brown warnend. »Ich halte ein Auge auf Sie und Ihre Männer.«
    »Na, das nenne ich mal eine gute Rah«, sagte Mr. Lamb am Schanzkleid der Sophie und musterte die Spiere im Wasser liebevoll. »Nirgends ein Astloch oder ein Wirbel. Typisch französische Wertarbeit: vierzehn Meter schnurgerade gewachsenes Holz. Daran können Sie ein Großsegel setzen, das seinen Namen verdient, Sir.«
    »Sicher, sicher«, sagte Jack

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