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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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kommt. Würden Sie mich in die Stadt begleiten, Sir? Ich hatte noch keine Zeit, etwas zu bestellen, nicht mal einen Hammel, einen Schinken oder ein paar Flaschen Wein. Deshalb fürchte ich, wir müssen uns mit Pökelfleisch, Grütze und Zwieback begnügen und mit dünnem Grog zum Nachspülen. Alles andere muß bis Cagliari warten, dort können wir unseren Proviant ergänzen. Sollen meine Leute Ihr Gepäck zum Boot bringen? Übrigens«, fuhr er fort, als sie mit den beiden Matrosen im Schlepptau durch die Stadt hasteten, »bevor ich's vergesse: Es ist Brauch, sich bei Dienstantritt einen Vorschuß geben zu lassen. Ich nahm an, daß Sie da keine Ausnahme machen wollen, deshalb habe ich Ihnen ein paar Guineen mitgebracht.« Er zog den Umschlag aus der Tasche.
    »Welch menschenfreundliche Regelung«, sagte Stephen erfreut. »Wird oft davon Gebrauch gemacht?«
    »Ständig«, antwortete Jack. »Es ist allgemeiner Usus bei uns in der Marine.«
    »In diesem Fall«, Stephen steckte den Umschlag ein, »will ich mich nicht ausschließen. Nur keine Extratouren. Ich bin Ihnen sehr verbunden. Könnte ich wirklich einen Ihrer Männer ausleihen? Ein Violoncello ist ein sehr unhandliches Gepäckstück. Was den Rest betrifft, so habe ich nur eine kleine Kiste und einige Bücher.«
    »Also, dann treffen wir uns um Viertel nach sieben wieder an der Treppe«, entschied Jack. »Und ich bitte Sie, Doktor, geizen Sie mit jeder Minute, denn wir sind sehr in Eile. Shannahan, du gehst mit dem Doktor und schaffst schleunigst sein Gepäck an Bord. Busseil, du kommst mit mir.«
    Als die Turmuhr die erste Viertelstunde schlug, gab Jack schon die nächsten Anweisungen. »Verstaut die Kiste im Vorschiff. Mr. Ricketts, Sie setzen sich obenauf. Doktor, Sie nehmen hier Platz und halten Ihr Cello gut fest. Kolossal. Und jetzt klar bei Riemen. Ruder an!«
    Als sie die Sophie erreichten, hievten sie Stephen mit seiner Habe an der Bordwand hoch — auf Backbordseite, um jedes Zeremoniell zu vermeiden. Außerdem hegten sie von Landratten eine so schlechte Meinung, daß sie ihn niemals hätten allein hochklettern lassen, nicht einmal an Sophies extrem niedrigem Freibord. Jack führte Stephen in die Kajüte. »Vorsicht, ziehen Sie den Kopf ein«, warnte er. »Das kleine Kabinett dort drüben gehört Ihnen. Machen Sie es sich gemütlich, so gut es geht, und entschuldigen Sie bitte den Mangel an Förmlichkeit. Aber ich muß wieder an Deck.« »Alles klar, Mr. Dillon?« fragte er oben.
    »Alles klar, Sir. Die zwölf Handelsschiffe haben signalisiert, daß sie klar zum Auslaufen sind.«
    »Sehr gut. Dann antworten Sie ihnen bitte mit einem Kanonenschuß, und setzen Sie Segel. Falls uns dieser aufgedröselte Brisenschwanz erhalten bleibt, dann kommen wir wohl noch unter Bramsegeln aus dem Hafen. Und sobald wir die Windabdeckung durch das Kap hinter uns haben, können wir anständig Luv machen. Also zuerst die Segel. Danach wird es Zeit für die Wacheinteilung. War ein langer Tag, was, Mr. Dillon?«
    »Ein sehr langer Tag, Sir.«
    »Manchmal dachte ich, er ginge nie zu Ende.«

DRITTES KAPITEL

    GEGEN ZWEI GLASEN der Morgenwache strebte die Sophie vor einem raum achterlichen Wind stetig nach Osten, ziemlich genau auf dem neununddreißigsten Breitengrad segelnd. Unter Bramsegeln krängte sie nicht mehr als zwei Grad und hätte sogar die Royalsegel setzen können, falls das ungeordnete Rudel Handelsschiffe in ihrem Lee nicht beschlossen hätte, bis zum Morgen vorsichtig dahinzukriechen, vielleicht aus Angst, es könne andernfalls über die Breite stolpern. Der Himmel war gleichmäßig grau und hatte sich noch nicht entschieden, ob er später mit klarem Blau oder mit einer hohen, geschlossenen Wolkendecke aufwarten wollte. Doch über dem Wasser lag schon ein irisierendes Licht, das den kommenden Tag ankündigte und von den großen gewölbten Flächen der Toppsegel reflektiert wurde, die wie Perlmutt schimmerten.
    »Guten Morgen«, sagte Jack zu dem Seesoldaten vor seiner Tür.
    »Guten Morgen, Sir.« Der Wachtposten nahm Haltung an.
    »Guten Morgen, Mr. Dillon.«
    »Guten Morgen, Sir.« Grüßend tippte der Erste an seinen Hutrand.
    Mit einem Rundblick orientierte sich Jack über das Wetter, den Stand der Segel und die Chancen auf einen schönen Vormittag.
    Nach dem dumpfen Mief in seiner Kajüte sog er die frische Luft tief in die Lungen. Dann trat er an die Reling, die um diese Tageszeit noch nicht mit zusammengerollten Hängematten vollgepackt war, und musterte

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