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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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vor.«
    »Ist es auch. Und ein infernalischer Leerlauf — Dutzende von Zeugen müssen aufs Flaggschiff gepullt werden — das kostet uns viele Tage — die Sophie wird zum Gespött der Flotte. Warum bloß zeigen die Leute das immer wieder an? Klar, die Ziege muß geschlachtet werden, das ist nur fair — ich werde sie den Kameraden servieren lassen, die ihn verraten haben.«
    »Könnten Sie die beiden nicht aussetzen? An der Küste, meine ich. Oder an zwei verschiedenen Küsten, falls Ihnen der moralische Aspekt wichtig ist. Und danach still und leise weitersegeln?«
    »Tja«, sagte Jack, dessen Wutanfall verraucht war, »Ihr Vorschlag hat einiges für sich. Mal sehen. Möchten Sie jetzt eine Tasse Tee? Mit Milch, Sir?«
    »Ziegenmilch, Sir?«
    »Wie — ach so. Ja, wahrscheinlich.«
    »Dann lieber ohne, falls es Ihnen nichts ausmacht. Übrigens, Sie erwähnten doch, daß der Waffenmeister leidend ist. Wäre dies jetzt der rechte Zeitpunkt, nach ihm zu sehen? Vielleicht kann ich etwas für ihn tun. Wo, bitte, ist die Waffenkammer?«
    »O ja, richtig, dort würden Sie ihn vermuten. Aber eigentlich wohnt der Stückmeister heutzutage woanders. Killick führt Sie zu ihm«, sagte Jack. »In einer modernen Slup logiert der Stückmeister in der Offiziersmesse.«
    In der Messe reckte der Master die Arme und sagte zum Zahlmeister: »Allerhand Ellbogenfreiheit haben wir jetzt, Mr. Ricketts. Aber nur, weil wir unter uns sind.«
    »Wie wahr, Mr. Marshall«, antwortete der Purser. »Neuerdings hat sich eine Menge verändert an Bord. Aber wie sich das auswirken wird, läßt sich beim besten Willen noch nicht sagen.«
    »Oh, ich glaube, sie werden es verkraften.« Mr. Marshall pickte bedächtig einige Krümel von seiner Weste.
    »All diese riskanten Experimente«, fuhr der Zahlmeister mit bedenklicher Miene fort. »Die Großrah. Die Zwölfpfünder. Die Neuzugänge, von denen er angeblich nichts wußte und für die wir keinen Platz haben. Obendrein müssen die Leute auch noch Wache um Wache gehen. Charlie sagt, es gibt allerhand Unruhe.« Er deutete mit dem Kopf aufs Mannschaftslogis.
    »Das kann man wohl sagen. Kein Wunder. Wo doch all unsere bewährten Methoden verworfen und die alten Logiergemeinschaften zerrissen werden. Außerdem fürchte ich, wir sind ein bißchen hochnäsig, ganz der junge Dachs mit brandneuer Epaulette. Aber wenn die alten gestandenen Offiziere ihm den Rücken stärken, dann wird's schon klappen. Der Zimmermann hält ja viel von ihm. Watt ebenfalls, und seine Seemannschaft scheint wirklich in Ordnung zu sein. Auch Mr. Dillon versteht sein Geschäft.«
    »Möglich, möglich«, meinte der Zahlmeister, der des Masters Vorlieben seit langem kannte.
    »Außerdem«, fuhr Mr. Marshall fort, »wird's unter dem neuen Skipper vielleicht ein bißchen lebhafter zugehen. Den Leuten sollte das behagen, wenn sie sich erst mal dran gewöhnt haben. Auch den Offizieren, da bin ich ganz sicher. Hauptsache, die erfahrenen Offiziere stehen zu ihm, dann geht bestimmt alles glatt.«
    »Was?« fragte der Zahlmeister, die Hand hinterm Ohr, denn oben ließ Mr. Dillon die Kanonen ausfahren, und das allgemeine Gepolter, das mit dieser Übung einherging, wurde gelegentlich von einem noch lauteren Krachen übertönt. Eigentlich war es nur diesem überwältigenden Lärm zu verdanken, daß sie sich überhaupt unter vier Augen unterhalten konnten, denn normalerweise gab es auf einem sechsundzwanzig Meter langen Schiff, das einundneunzig Männer beherbergte, keine Möglichkeit zum privaten Gespräch. Schon gar nicht in den Kammern der Deckoffiziere, die durch eine dünne Holzwand oder nur durch Leinwand voneinander und der Messe abgeteilt waren.
    »Ich sagte, dann geht schon alles glatt. Wenn die Offiziere zu ihm stehen, meine ich.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht«, orakelte Mr. Ricketts. »Aber wenn sie nicht zu ihm stehen und er sich weiter auf solche Abenteuer versteift — was, wie ich fürchte, in seiner Natur liegt —, dann, ja dann möchte ich wetten, daß er genauso schnell von der alten Sophie verschwindet wie Mr. Harvey. Schließlich ist eine Brigg keine Fregatte und schon gar kein Linienschiff. Hier sitzt man eng mit den Leuten zusammen, und die können einem höllisch einheizen oder einen sogar ruinieren — schneller, als man ›piep‹ sagen kann.«
    »Mich brauchen Sie nicht daran zu erinnern, daß eine Brigg keine Fregatte ist und schon gar kein Linienschiff, Mr. Ricketts«, sagte der Master pikiert.
    »Vielleicht

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