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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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schon auf der Euryalus mit ihnen aneinandergeraten. Damals waren sie uns natürlich davongesegelt.«
    »Wie stark waren sie bemannt?«
    »Oh, jeder mit vierzig bis fünfzig Leuten, Sir. An den Seiten fuhren sie jeweils ein Dutzend Hakenbüchsen oder Patareros. Ohne Zweifel traf das auch für den dritten Freibeuter zu. Sie hatten schon längere Zeit die Straße von Sizilien unsicher gemacht und gingen immer nach Lampione und Lampedusa, um sich zu verproviantieren. Jetzt standen sie so bei mir in Lee«, er skizzierte die Situation mit Wein auf der Tischplatte, »und der Wind kam etwa von der Karaffe her. Sie konnten höher rangehen und mich aussegeln, deshalb mußte es ihre Taktik sein, mich von beiden Seiten anzugreifen und dann zu entern.«
    »Richtig.« Jack nickte.
    »Wenn ich alles in Betracht zog — meine Passagiere, den königlichen Kurier, das Gold und die Barbareskenküste voraus —, war es am besten, sie einzeln anzugreifen, solange ich noch die Luvposition hatte und bevor sich die ersten beiden zusammenschließen konnten; der dritte stand noch drei oder vier Meilen entfernt, kreuzte aber mit Vollzeug zu uns auf. Acht meiner Leute waren erfahrene Vollmatrosen, und Kapitän Dockray hatte den Damen seinen Bootssteurer beigegeben, einen tapferen, starken Burschen namens William Brown. Wir machten also gefechtsklar und luden die Kanonen mit Kartätschen. Ich muß sagen, die Damen bewiesen großen Mut, benahmen sich sogar kühner, als mir lieb war. Ich machte ihnen klar, daß ihr Platz jetzt unter Deck war, unten im Laderaum. Aber Mrs. Dockray widersprach: Sie dächte nicht daran, sich von einem halbgaren Jährling, der es noch nicht mal zu einer Epaulette gebracht hätte, herumkommandieren zu lassen, und ob ich etwa erwartete, daß die Frau eines Vollkapitäns, der mir im Dienstalter neun Jahre voraus war, ihr Irisch gestärktes Musselinkleid in der Bilge dieser Miesmuschel ruinieren würde? Sie schwor, mich dafür bei meiner Tante anzuschwärzen — bei meiner Base Ellis — beim Ersten Seelord — und mich wegen Feigheit, Unbotmäßigkeit und Unfähigkeit vor ein Kriegsgericht zu bringen. Von Disziplin und Gehorsam verstand sie mindestens so viel wie jeder Seemann, eher noch mehr. ›Komm her, meine Liebe‹, sagte sie zu Miß Jones. ›Du löffelst jetzt das Pulver in die Kartuschen, und ich trage sie in meiner Schürze an Deck.‹ Mittlerweile war die Situation so«, er korrigierte seine Skizze, »daß der nächste Freibeuter auf zwei Kabellängen heran war und in Lee seines Kumpanen stand. Beide hatten während der letzten zehn Minuten mit ihren vorderen Jagdgeschützen auf uns gefeuert.«
    »Wie lang ist ein Kabel?« Das war Stephen.
    »Rund 185 Meter, Sir«, antwortete James. »Also luvte ich an — der Kutter ging immer sehr schnell über Stag — und nahm Kurs auf den ersten Franzosen, um ihn mittschiffs zu rammen. Mit dem halben Wind war die Dart in gut einer Minute bei ihm — was ein Glück war, denn sie feuerten aus allen Rohren auf uns. Ich steuerte selbst, bis wir auf Pistolenschußweite heran waren, dann rannte ich mit der Entermannschaft nach vorn und überließ das Ruder dem Schiffsjungen. Dummerweise mißverstand er mich und ließ den Freibeuter zu weit vorausschießen, deshalb rammten wir ihn erst hinter dem Besanmast. Unser Bugspriet kappte seine Backbord-Besanwanten und machte Kleinholz aus seinem Schanzkleid und dem Heckspiegel. Aber statt ihn zu entern, schrammten wir an seinem Heck vorbei. Bei der Kollision ging sein Besanmast über Bord, und wir stürzten an die Kanonen und beharkten ihn mit einer Breitseite. Wir waren nur genug Leute für vier Kanonen, der Kurier und ich bedienten eine davon, und Brown half mit, unsere auszufahren, sobald er seine abgefeuert hatte. Ich luvte an, um in Lee des Gegners durchzugehen und mich vor seinen Bug zu legen, damit er nicht mehr manövrieren konnte. Aber bei der Unmenge Tuch, die sie immer fahren, war die Dart kurze Zeit abgedeckt, während der Feuerwechsel hitzig weiterging. Endlich zogen wir vorbei, bekamen wieder Wind in die Segel und wendeten, so schnell wir konnten, direkt vor den Steven des Franzosen. Wir hatten dabei nur zwei Leute für die Schoten, aber es ging schneller als gedacht, so daß unser Großbaum noch seine Fockrah mitriß. Das Segel kam von oben und blockierte sein vorderes Jagdgeschütz und die Drehbassen. Bis wir abfielen, war unsere Steuerbordbatterie wieder klar, und wir feuerten auf so kurze Distanz, daß die glühenden

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