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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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Wergpfropfen ihre Fock und die Reste des Besans in Brand setzten, die überall an Deck herumlagen. Da strichen sie die Flagge und baten um Gnade.«
    »Gut gemacht, gut gemacht!« rief Jack.
    »Es war auch höchste Zeit«, fuhr James fort, »denn der andere Freibeuter war schnell herangekommen. Wie durch ein Wunder waren unser Bugspriet und Großbaum intakt geblieben, deshalb warnte ich den Kommandanten des Havaristen, daß ich ihn gnadenlos versenken würde, wenn er unter Notrigg zu seinem Kumpan aufzuschließen versuchte. Ich konnte nämlich keinen einzigen Mann entbehren und hatte auch gar keine Zeit, die Prise zu übernehmen.«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »So näherten wir uns also auf Kollisionskurs dem zweiten Gegner, der mit allem auf uns feuerte, was er hatte. Fünfzig Meter vor ihm fiel ich vier Strich ab, damit unsere Steuerbordkanonen zum Tragen kamen, jagte eine Breitseite in ihn hinein und wendete sofort danach, um ihn mit der anderen Batterie zu bestreichen, vielleicht auf zwanzig Meter Distanz. Die Wirkung der zweiten Breitseite war beachtlich, Sir. Hätte nie gedacht, daß Vierpfünder so viel Schaden anrichten können. Wir feuerten in der Abwärtsbewegung, sogar eine Idee später, als mir richtig erschienen war, und alle vier Kugeln trafen seinen Rumpf unterhalb der Wasserlinie, gerade als er auf einen Wellenkamm stieg. Ich konnte die Treffer sehen, sie saßen alle in einer Linie. Im nächsten Augenblick ließen seine Leute die Kanonen stehen, rannten nur noch kopflos und brüllend herum. Leider war Brown beim Rückstoß der Kanone gestolpert, und der Schlitten zermalmte ihm den Fuß — scheußlich. Ich schickte ihn unter Deck, aber er wollte nichts davon hören — saß einfach da und schoß mit der Muskete weiter, behauptete schließlich jubelnd, der Franzose sei im Sinken begriffen. Und er hatte recht. Die See wusch ihm schon das Deck, er sackte tiefer, immer tiefer und ging mit stehenden Segeln unter.«
    »Mein Gott!« stieß Jack hervor.
    »Ich hielt also geradewegs auf den dritten Freibeuter zu, während an Deck alle Hände spleißten und nähten, denn unser Rigg war in Fetzen geschossen. Mast und Großbaum waren leider so stark beschädigt — eine Sechs-Pfund-Kugel hatte den Untermast glatt durchschlagen, und der Baum war gesprungen —, daß ich es nicht riskieren konnte, Vollzeug zu setzen. Deshalb konnte uns der dritte glatt davonlaufen, fürchtete ich, und mir blieb nichts anderes übrig, als zu dem ersten Havaristen zurückzukreuzen. Glücklicherweise hatten sie inzwischen mit dem Brand alle Hände voll zu tun, sonst hätten sie sich davonstehlen können. Sechs von seinen Leuten stellten wir an unsere Pumpen, warfen ihre Toten über Bord, legten den Rest in Eisen, nahmen ihn in Schlepp und waren zwei Tage später in Malta — was mich überraschte, denn unsere Segel bestanden nur noch aus Löchern mit ein paar Fäden dazwischen. Und unser Rumpf sah nicht viel besser aus.«
    »Haben Sie die Besatzung des gesunkenen Freibeuters geborgen?« fragte Stephen.
    »Nein, Sir«, antwortete James.
    »Das konnte er nicht«, erläuterte Jack. »Nicht mit dreizehn Mann und einem Jungen. Und nicht bei Korsaren. Übrigens, wie hoch waren Ihre eigenen Verluste?«
    »Abgesehen von Browns Fuß und einigen Kratzern hier und da gab es keine Verwundeten. Und keinen einzigen Toten. Ich war selbst darüber erstaunt. Aber schließlich waren wir ja auch nur wenige.«
    »Und die gegnerischen Verluste?«
    »Dreizehn Tote, Sir, und neunundzwanzig Gefangene.«
    »Wie viele gingen mit dem gesunkenen Freibeuter unter?«
    »Sechsundfünfzig, Sir.«
    »Und der dritte, der entkam?«
    »Na ja, die Gefangenen sprachen von achtundvierzig, Sir. Aber der zählte kaum, denn er feuerte nur blindlings ein paar Schüsse auf uns ab, bevor er Fersengeld gab.«
    »Alle Achtung, Sir«, sagte Jack. »Da kann ich Ihnen nur von Herzen gratulieren. Wahrlich ein hartes Stück Arbeit.«
    »Dem schließe ich mich an.« Stephen verbeugte sich und hob sein Glas. »Ich trinke auf Ihre Ruhmestat, Mr. Dillon.«
    »Kommen Sie, meine Herren«, rief Jack, von einer plötzlichen Eingebung inspiriert, »lassen Sie uns auf einen neuen Erfolg der irischen Waffen trinken — und die Pest über den Papst!«
    Stephen lachte auf. »Einverstanden mit dem ersten Teil, darauf trinke ich, sooft Sie wollen. Aber nicht auf den zweiten Teil, obwohl ich ein Voltairianer bin. Der arme Mann hat schon Napoleon am Hals, und das ist Pest genug — bei allem, was

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