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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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Engelbrechtsdatter . Drei Achtel (minus eins für den Admiral) wäre sein Anteil am Prisengeld gewesen.
    Jacks Kopf war nicht der einzige, in dem gerechnet wurde, beileibe nicht, denn jedem einzelnen Mann in Sophies Besatzung stand ein Anteil zu — ein Achtel teilten sich Dillon und der Segelmeister, ein zweites der Arzt (falls die Sophie einen offiziellen Schiffsarzt gehabt hätte) mit dem Bootsmann, dem Zimmermann und den Mastersgehilfen; den Fähnrichen, Kadetten, niederen Decksoffizieren und dem Marinesergeanten fiel zusammen ein weiteres Achtel zu, und das letzte Viertel teilte sich der Rest der Besatzung. Es war bewundernswert, wie flüssig in Köpfen, die sonst mit Zahlen ihre liebe Not hatten, dividiert und multipliziert wurde, bis auch der letzte Signalgast seinen Anteil auf den Penny genau ausgerechnet hatte. Jack griff nach einem Stift, um schriftlich eine genaue Rechnung zu erstellen, ließ ihn dann beschämt sinken, schob das Papier von sich weg, zögerte, zog es schließlich wieder an sich heran und schrieb die Zahlenkolonne ganz klein in eine Ecke des Bogens. Doch dann klopfte es, und er stieß das Blatt hastig beiseite. Es war der pitschnasse Zimmermann, der Vollzug meldete und nicht mehr als achtzehn Zoll Wasser in der Bilge. »Was weniger als halb soviel ist, wie ich erwartet habe, als uns dieser Strolch so gemein tief unten traf«, schloß er, zögerte und warf einen seltsam schrägen Seitenblick auf seinen Kommandanten.
    »Na, das ist ja kolossal, Mr. Lamb«, antwortete Jack nach einer kleinen Pause.
    Aber der Zimmermann machte keine Anstalten, sich zurückzuziehen. Aus seinen Kleidern tropfte es auf den schwarz-weiß gewürfelten Segeltuchbelag, bis sich eine kleine Pfütze ansammelte. Schließlich brach es aus ihm heraus: »Weil, wenn das stimmt mit der Schnau, wenn die armen Norweger wirklich über Bord geworfen worden sind — vielleicht auch noch verwundet — bringt einen in Rage, diese pure Mordlust ... Sie wären doch keine Bedrohung mehr gewesen, unten eingesperrt, bestimmt nicht. Jedenfalls möchten die Decksoffiziere der Sophie , daß dieser Gentleman ...« Sein Kopf ruckte in Richtung der Schlafkabine, zu Stephen Maturins temporärem Logis, »daß er von ihrem Anteil was abkriegt. Ist nur fair, sozusagen als Zeichen der — als Anerkennung für seinen Beistand ... Höchst anständig von ihm, das sagen alle.«
    »Halten zu Gnaden, Sir«, sagte der eintretende Babbington, »aber die Schnau signalisiert.«
    Vom Achterdeck aus sah Jack, daß Dillon ein buntgeschecktes Signal hochgezogen hatte — offenbar alles, was in Dorthe Engelbrechtsdatters Signalspind aufzutreiben gewesen war —, das unter anderem verkündete, er hätte die Pest an Bord und wolle gleich auslaufen.
    »Klar zur Halse!« befahl Jack. Und als die Sophie sich dem Konvoi wieder auf eine Kabellänge genähert hatte, rief er: »Schnau ahoi!«
    »Sir«, erscholl Dillons Stimme, schwer verständlich wegen der Distanz, »Sie werden sich freuen zu hören, daß die Norweger alle in Sicherheit sind.«
    »Was? «
    »Die Norweger — sind — alle — in — Sicherheit!« Der Abstand zwischen beiden Schiffen verringerte sich. »Sie hatten sich in einer Geheimkammer im Vorschiff versteckt. Im Vorschiff!«
    »Oh — in ihrem Vorschiff«, hörte man den Quartermaster am Ruder murmeln. Denn eine andächtige Stille hatte sich über die Sophie gesenkt, auch noch der letzte Mann spitzte gespannt die Ohren.
    »Voll und bei!« rief Jack wütend, als die Toppsegel wegen des Quartermasters Enttäuschung zu killen begannen. »Haltet die Segel voll!«
    »Voll und bei, aye, aye, Sir«, bestätigte der Übeltäter.
    »Und der norwegische Master bittet darum«, fuhr die ferne Stimme fort, »daß wir ihnen unseren Arzt schicken. Einer seiner Männer hat sich die linke große Zehe gebrochen, als er den Niedergang hinabstürzte.«
    »Sagen Sie dem Master von mir«, brüllte Jack in einer Lautstärke, die fast bis Cagliari reichte, und mit einem vor Anstrengung und Frustration hochroten Gesicht, »sagen Sie dem Master, er soll seine Zehe nehmen und sie sich sonstwohin stecken!«
    Gereizt und mit saurer Miene stampfte er unter Deck, um achthundertfünfundsiebzig Pfund Sterling ärmer geworden.
    Allerdings war Jack Aubrey nicht der Typ, der ein saures Gesicht lange beibehalten konnte. Als er an Bord des Kutters ging, um sich beim Admiral in dessen Flaggschiff auf der Reede von Genua zu melden, hatte er seine gewohnte Gelassenheit längst

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