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Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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entweder im Dienst, im Handwerk oder in der Kunst? Wissen Sie davon etwas?“
    „Haben Sie im Haus nichts gefunden?“
    „Ich habe es nur flüchtig angesehen, mit Paulines Hilfe. Sie war wohl öfter dort gewesen.“
    Die Physikerin schien einen Entschluß gefaßt zu haben. Sie stand auf. „Lassen Sie uns hingehen“, sagte sie. „Irgend etwas finde ich.“

    Die automatisch gesteuerten Bläschen-Durchläufe hatten ergeben, daß tatsächlich jener Eingriff in der fünfzehnten Sekunde die Schrumpfung hervorgerufen hatte. Rubens Idee war angenommen worden und sollte bei den nächsten zehn Bläschen-Durchläufen praktiziert werden – wiederum mit ihm als Außenseiter. Dann, nach einer entsprechenden Pause, wollte Esther den Außenseiter übernehmen, und Ruben sollte zum erstenmal wieder im Ensemble sitzen – für weitere zehn Durchläufe, falls sich bis dahin nichts wesentlich Neues ergeben haben sollte. Das war das Programm für den heutigen Tag.
    Ruben fühlte sich jetzt schon etwas wohler in seiner Rolle. Esther hatte recht, so ganz unnütz war der Außenseiter wirklich nicht, und für sein Nichtstun wurde er ja entschädigt durch die Möglichkeit, wichtige Einzelheiten des Ablaufs als erster genauer untersuchen zu können.
    Die Zahl von zehn Durchläufen je Serie war nicht technisch bedingt, sondern aus Erfahrungen mit der EGI abgeleitet: Ein Durchlauf von etwa einer Minute, zwei Minuten Pause, und das zehnmal hintereinander, eine halbe Stunde also im ganzen, dann war die Kreativität erschöpft, denn trotz oder vielleicht sogar wegen der starken Begeisterung, die der einzelne dabei spürte, stellte das Ganze eine sehr hohe seelische Beanspruchung dar. Bei ununterbrochenem Betrieb waren in früheren Jahren schon nach fünf Minuten EGI leichte psychische Störungen bei einzelnen Teilnehmern aufgetreten. Dank den Pausen ließ sich die Zeitspanne auf eine dreiviertel Stunde ausdehnen; eine halbe Stunde hatte sich jedoch als das Optimum herausgestellt.
    Ruben nutzte seine Außenseiterposition bei der ersten Serie nach Kräften. Immer wieder ließ er Aufzeichnungen von den Schrumpfungen in Zeitlupe laufen, natürlich nicht, weil er diesen Effekt als erster gesehen hatte, sondern weil der augenblicklich die interessanteste Erscheinung im Dasein der Bläschen war, so wie die Bläschen die interessanteste Erscheinung in der ganzen physikalischen Forschung waren – nach seiner Meinung jedenfalls.
    Beim neunten Durchlauf hatte er wieder gegen Ende die Aufzeichnung auf Zeitlupe geschaltet und wartete auf die Schrumpfung des Bläschens. Plötzlich wußte er, ohne auf die Uhr zu sehen, daß die Zeit schon überzogen war. Und war da nicht ein leichtes Flimmern gewesen, an der Stelle, wo sonst die Schrumpfung begann? Und immer noch keine Explosion…?
    Er blickte zur Seite – die andern schauten wie gebannt auf ihre Schirme, also auch in Realzeit noch keine Explosion, eine halbe Minute bereits darüber.
    Ruben holte noch einmal die Aufzeichnung auf den Schirm, aber jetzt nicht die Computergrafik, die ja eine geometrische Übersetzung der Meßwerte war, sondern die Werte selbst, die konnten noch langsamer ablaufen, ja im Extremfall sogar Wert für Wert. Als er an den Punkt kam, wo ihm vorhin das Flimmern aufgefallen war, las er von den Werten nun doch eine kleine Schrumpfung ab, allerdings fiel sie bedeutend kürzer aus, so kurz, daß sie in der Zeitlupe nicht deutlich wurde.
    Ein erneuter Blick zur Seite zeigte ihm, daß die andern immer noch das Bläschen beobachteten, allerdings schien ihm, daß sie nicht mehr aktiv steuerten, was ja auch ganz vernünftig war. Er fuhr jetzt die Aufzeichnung zu dem von ihm schon markierten Punkt zurück und ließ sie dort stehen. Jetzt wollte er sich einen Überblick verschaffen, was die andern Meßgeräte anzeigten, die der automatischen Steuerung eingeschlossen. Er prägte sich die angezeigten Werte ein und ging dann Schritt für Schritt vorwärts, jeweils um zehn Nanosekunden.
    Was war denn mit dem Magnetfeld los? Die Werte stiegen plötzlich steil an. Nach etwa hundert Nanosekunden hörte der Anstieg auf, die Werte blieben – auf dem nun höheren Niveau – gleich. Mit dem Bläschen mußte etwas vor sich gegangen sein, was die anderen Meßgeräte nicht registriert hatten.
    Ein Blick zu den Gefährten zeigte ihm abermals, daß noch keine Explosion stattgefunden hatte. Zweieinhalb Minuten existierte das Bläschen bereits! Nahm es überhaupt noch Energie auf? Ruben holte sich die

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