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Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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bemerkte Wenzel, daß an einigen Stellen helle Teile darunter waren, ähnlich dem Glasstab, der dem Toten in den Hals gedrungen war. Dann hatte Otto Mohr den wohl in der Hand gehalten, vielleicht ausgewechselt? Doch warum hatte er, Wenzel, diese Elemente im Raumteiler nicht vorher entdeckt? Nur weil er nicht aufmerksam hingesehen hatte? Nein, diese Stellen waren umgeben von einem Gespinst feinster Glasfäden, die, aus der Nähe gesehen, changierten, aus ein paar Metern Abstand aber wohl so grün wie der ganze Raumteiler aussahen. Wenzel wollte zurücktreten, um diese Vermutung zu überprüfen, im selben Augenblick fiel ihm jedoch ein, daß Sibylle Mohr ihn sicher nicht deshalb gerufen hatte, denn sie stand ihm jetzt auf der anderen Seite mit geschlossenen Augen gegenüber, wie ein Mensch, der intensiv zuhört; und so tat er das gleiche, er schloß die Augen, horchte, so intensiv er konnte, und plötzlich hörte er ein feines, helles, liebliches Klingen.
    „Das Glas singt!“ sagte er verwundert.

    „Ich muß darauf bestehen, daß Sie nach Gagarin kommen“, hatte die Ärztin gesagt und Ruben hatte geantwortet, sie würde bald verstehen, worum es gehe, es sei aber keine Zeit, alles mehrmals zu erklären bei diesen zehnminütigen Pausen, deshalb möge sie eine Konferenzschaltung vorbereiten, er brauche jetzt Rat, und zwar von einem Laserexperten, einem Steuerungstechniker und selbstverständlich auch von ihr; in fünf Minuten werde er eine detaillierte Darstellung der Lage geben.
    Ruben war dabei unwillkürlich in den freundlichen, aber bestimmten Ton verfallen, in dem er als Raumschiffpilot seine Weisungen erteilt hatte und den er sich jetzt, als Wissenschaftler, eigentlich abgewöhnen wollte. Hier jedoch war dieser Ton wohl am Platz gewesen, denn die Ärztin stellte alle ihre Einwände zurück bis zur Konferenz – sie hatte herausgehört, daß da einer sprach, der genau wußte, was er wollte, sollte und durfte, und dann war ihr auch eingefallen, wer dieser Ruben Madeira war.
    Der aber brauchte die fünf Minuten, um sich über einige wichtige Fragen die Klarheit zu verschaffen, die er nötig haben würde, wenn er die Lage darstellen wollte. Ein Blick auf die EEGs der andern fünf zeigte ihm, daß diese unverändert schliefen. Also dann!
    Erste Frage: Wie reagierte die Anlage auf den Abschaltbefehl? Normalerweise schalteten sich die Laser automatisch ab, wenn ein Durchlauf beendet und ein Teilchen explodiert war, und die Energie der Kollektoren wurde in die Puffer geleitet, und wenn die voll waren, schalteten sich die Kollektoren ab. Es war aber im Steuerungsregime auch eine Abschaltung vom Zollstock aus vorgesehen. Nun empfing er zwar keine Signale mehr von der Anlage, aber es konnte ja sein, daß nur die Rückkopplung gestört war. Also gab er das Abschaltsignal.
    Ruben betrachtete gespannt das kombinierte Radar-Infrarot-Bild der Anlage auf seinem Schirm. Nichts veränderte sich, die Anlage schaukelte weiter, die Laser strahlten. Folglich: Verbindung in beiden Richtungen gestört.
    Zweite Frage: Wie sind die Parameter der Schwankung, wie groß, wie stabil? Er schaltete den Navigationsrechner ein, programmierte ihn entsprechend und gab ihm das Bild von seinem Schirm. Das Ergebnis kam nach zwei Schwankungen, nicht, weil der Computer so langsam war, sondern weil er ja den ganzen. Ausschlag und auch seine Wiederholung messen mußte. Ergebnis: Die Anlage schwankte in einer Ebene, die durch den Fahrstrahl Sonne – Anlage ging und senkrecht auf der Ekliptik stand, und zwar schwankte sie mit gleichbleibenden Ausschlägen – eine Steuerdüse gab einen Impuls ab, der die Anlage drehte. Bei einer bestimmten Auslenkung, etwa zehn Grad, erfolgte der Gegenimpuls, der die Drehung aufhob und umkehrte.
    Die fünf Minuten waren fast vorbei, aber Ruben mußte unbedingt noch etwas nachsehen, etwas berechnen, etwas überprüfen, es dauerte noch einige Minuten länger, und einen letzten Blick warf er auf die Anzeige des Navigationsrechners: Die weiteren Schwankungen, die der inzwischen vermessen hatte, waren stabil geblieben. Im Kopf alles klar und richtig sortiert? Gut, dann… Er schaltete die Sprechtaste ein. „Ruben Madeira an Bord von VRIII. Über den Zustand der Besatzung sind Sie informiert. Ich beschränke mich daher auf den Zustand der Anlage Blastron I. Die Verbindung zwischen uns und der Anlage ist abgerissen, wir empfangen keine Signale mehr, und auf unsere Signale reagiert die Anlage nicht. Letzteres ist nachgewiesen

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