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Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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zur Zeit in der Blastula-Forschung als Dokumentarist arbeitete. Er hatte eine ungefähre Vorstellung davon, war aber froh, Näheres darüber zu hören.
    Ihre Aufgabe war nicht nur, wie Wenzel gleich vermutet hatte, die verschiedenen Ergebnisse der Experimentatoren und der Theoretiker auf unterschiedlichen Schwierigkeitsebenen dem öffentlichen Zugriff bereitzustellen, was an sich schon eine schwierige Aufgabe war; sie mußte außerdem, und das war für die Wissenschaft als Ganzes sogar wichtiger, Beziehungen, Zusammenhänge, Analogien, mögliche Verwertbarkeit in anderen Wissensbereichen suchen oder anbieten, immer in persönlichem Kontakt mit denen, die die Ergebnisse geliefert hatten. Deshalb lebte sie auch meist in Gagarin, der Raumstadt.
    Wenzel brauchte nicht danach zu fragen, er konnte sich gut vorstellen, daß eine solche Arbeit nur zu leisten vermochte, wer sowohl große Erfahrungen in den verschiedensten Wissensbereichen hatte als auch über ein gehöriges Maß an Kreativität verfügte. Bei der Unmenge von Wissen, die immer noch täglich produziert wurde, hingen die Leistungen von Experiment und Theorie stark davon ab, wie griffig solche Information aus angrenzenden oder auch weit entfernten Gebieten bereitgestellt wurde.
    „Etwas Zeit werde ich noch haben“, sagte sie, „aber dann geht es wieder los, eine neue Serie von Experimenten hat schon begonnen.“
    „Etwas Zeit wird nicht reichen, hier zum Ende zu kommen.“
    „Dann machen wir doch weiter.“
    „Wissen Sie, wie?“
    „Ich glaube, Sie haben das Stichwort gegeben“, sagte die Physikerin, „Otto hat nicht Geige gespielt. Also muß der Raumteiler auch noch auf anderes reagieren. Ich entsinne mich, als wir einmal hier saßen, zu Anfang, wie mir plötzlich unbeschreiblich wohl wurde, trotz der bedrückenden Situation. Ich werde mich jetzt ganz ruhig vor das Glas stellen.“
    Wirklich, der neue Gerätesatz zeigte Reaktion. Dann sagte Sibylle leise: „Ich fühle es.“ Der Ton ihrer Stimme ließ die Intensität der Anzeige nach beiden Richtungen schwanken. Wenzel bemerkte, wie ihm irgendeine Einzelheit, in den ersten Tagen festgestellt, im Hinterkopf herumgeisterte und sich nicht zu erkennen gab. Was war es nur, das ihm damals aufgefallen war in mehreren Aussagen?
    „Stellen Sie sich doch auch mal davor!“ sagte Sibylle. Einen Moment lang wunderte sich Wenzel über die Aufforderung, dann kam sie ihm sinnvoll vor, schließlich hatte er auch dieses Wohlsein gespürt, sogar jetzt eben ein wenig.
    Wenzel gab ihr die Geräte und stellte sich vor den Raumteiler. Er bemühte sich, ganz entspannt und gelassen dazustehen. Im selben Maße, wie ihm das gelang, fühlte er vom Glas her etwas sanft Wohltuendes heranströmen, ihm wurde leicht und locker, die Gedanken gingen lebhaft und freudig im Kopf herum, viele, ja, auch was er eben noch gesucht hatte, fiel ihm nun ein. Das Fenster war’s gewesen, das geöffnete Fenster, Otto Mohr mußte wohl die Wirkung des Glases ausprobiert haben, und vielleicht verstärkte oder schwächte das Fenster ab. Aber lag darin nicht noch Bedenkenswertes? Etwa, daß der Vorhang offenbar auf alle wirkte, also weit mehr als ein privates Kunstwerk war? Unsinn, das war er auch, wenn er nicht auf alle wirkte…
    „Da scheinen wir ja beide, wie man so sagt, auf der gleichen Wellenlänge zu liegen!“ stellte Sibylle fest.
    Wenzel trat zurück. „Wieso?“ fragte er, begriff im selben Moment, konnte aber die Frage nicht mehr zurücknehmen.
    „Der Raumteiler wirkt auf mich, auf Sie, und auf Otto hat er wohl auch gewirkt. Mit Otto habe ich mich sehr gut verstanden, oft ohne Worte. Bei Ihnen habe ich das gleiche Gefühl.“ Interessant, sie ging also von vornherein davon aus, daß die Resonanz nicht bei allen auftrat. Nun, das würde man feststellen. Jetzt erst einmal das Fenster. Er ging hin und öffnete das in den Aussagen erwähnte Fenster; es lag dem Vorhang am nächsten.
    „Probieren Sie noch mal?“ bat Wenzel und erklärte auf Sibylles fragenden Blick hin: „In mehreren Aussagen wird erwähnt, daß dieses Fenster offenstand.“
    Tatsächlich, die Wirkung war stärker. Ob das mit dem Luftzug zusammenhing, der durch das Zimmer strömte? Vielleicht lieferte er zusätzliche Energie? Man wußte ja noch gar nicht, was überhaupt die Resonanzen anregte, der Herzschlag, die Atmung, die Motorik der Bewegungen oder alles zusammen?
    Da aber brach die Wirkung ab, nichts wurde mehr angezeigt, auch Sibylle wandte sich um und schüttelte

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