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Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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der Rechnung schon, aber nicht ihren Voraussetzungen“, sagte Akito. „Es sind andere denkbar. Das Bläschen könnte auf einen Meteoriten treffen, von dem zugleich transportiert und vermehrt werden, und wenn der dann in sonnenfernere Gebiete kommt, vielleicht in die Nähe der Erde? Ich meine, bereits die Möglichkeit einer Gefährdung sollte Experimente verbieten.“
    „Das ist ein richtiger Grundsatz“, stimmte Esther zu, „aber besteht eine solche Möglichkeit? Eine Kettenreaktion hat auch ihre Bedingungen. Sie erfordert homogenes Material, derart, daß sich in ihm die auslösenden Bedingungen in ständig wachsendem Maße reproduzieren. Eine Kettenreaktion in nichthomogenem Material und bei ganz verschiedenen physikalischen Bedingungen an Druck, Temperatur, Stoffstruktur und so weiter ist nicht denkbar. Das ist doch Grundwissen.“
    „Und wenn unsere Stoffstruktur für die Bläschen ein homogenes Material darstellt?“
    Die Debatte war in einer Sackgasse gelandet. Es war schon zu spüren, jedes weitere Argument würde mit einem Gegenargument beantwortet werden. Aber eine Entscheidung mußte getroffen werden.
    „Schlichtung“, schlug jemand vor.
    „Und mit wem als Schlichter?“
    „Wie war es denn mit Sibylle Mohr?“ Es stellte sich allgemeines Einverständnis heraus. Die Genannte war erfahren, sie hatte durch ihre Arbeit in der Information große Übersicht, fast jeder der Anwesenden hatte schon mit ihr gearbeitet oder kannte sie wenigstens von wissenschaftlichen Beratungen größeren oder kleineren Umfangs.
    „Und nun?“ fragte Esther. Das war es ja – mit dem Schlichtungsvorschlag war ihr jetziges Problem nicht gelöst. Sollten sie schon wieder nach Gagarin zurückkehren und warten, bis die Schlichtung zustande käme?
    Ruben, der immer noch nicht wußte, welcher Seite er sich zurechnen konnte, sah von einem zum andern. Er habe da einen Vorschlag, wollte er sagen, da nickte ihm Akito zu. „Sprich es aus!“
    „Das Bläschen ist ungefähr so groß wie ein großes EIWEIß-MOLEKÜL“, sagte er. „Und es kann keine sehr große Geschwindigkeit haben. Es müßte eigentlich durch Spiegelfolie aufgehalten werden. Aber das denke ich mir nur als zusätzliche Sicherung. Wenn wir nun bis zur Schlichtung eine andere Serie fahren, bei der wir nicht warten, bis das Bläschen im Unbekannten verschwindet, sondern es vorher, also während des zweiten Stadiums, auf ein Wasserstofftarget lenken! Wir könnten mindestens die erste Aufgabe lösen, die Esther genannt hat, und außerdem messen, ob und wie sich die reflektierende Wirkung des Targets im zweiten Stadium wiederholt. Die Folie könnte halbkugelförmig abschirmen.“
    Schnell wurde Einigung erzielt, wenigstens erst mal eins dieser Experimente durchzuführen und, wenn es sich herausstellen sollte, daß die kritische Phase, das Verschwinden, in diesem Fall nicht eintrat, auch damit fortzufahren.
    Das erforderte wieder einmal den Flug zur Anlage. Es dauerte also einschließlich Pause, Körperpflege, Training und all der im Raum notwendigen Dinge einen ganzen Tag, bis das erste Experiment dieser Serie stattfand.
    Sie hatten weder ihre Meinungsverschiedenheiten noch ihren Entschluß für sich behalten. Schließlich saßen in Gagarin und auf der Erde in Sternenstadt rund tausend Mitarbeiter dieser Forschungsgruppe, für die und – genaugenommen – in deren Auftrag sie die Experimente durchführten und die auch ständig die Ergebnisse verarbeiteten, nur nicht direkt Einfluß nehmen konnten, weil die Funksignale mehrere Minuten brauchten. Diesen Entschluß aber hatten sie auch diskutiert und mitgeteilt, daß sie ihn unterstützten.
    Jetzt lief das erste Bläschen in die Magnetflasche. Rubens Interesse war vor allem darauf gerichtet, ob das Bläschen auch im zweiten Stadium das normal strukturierte Target ablehnte, also reflektiert wurde, oder ob es mit dem Target auf irgendeine Weise reagierte. Möglich war beides, denn inzwischen mußte man wohl den Zustand nach dem Abstoßen der Elektronen als drittes Stadium bezeichnen, und in diesem hatte damals das Bläschen mit dem Material der Steuerung reagiert.
    Esther und eine Reihe anderer Mitarbeiter hatten sich bei diesem automatisch gesteuerten Versuch auf den Übergang vom ersten zum zweiten Stadium vorbereitet, Akito und er auf das Target, wenn auch mit unterschiedlichen Erwartungen – Akito vor allem, weil ihre Sorge trotz der Beschränkung nicht beschwichtigt war.
    Jetzt kam der Übergang zum zweiten Stadium. Er

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