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Kurs Sol-System

Kurs Sol-System

Titel: Kurs Sol-System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Cludwich genoß einen Ruf als äußerst gewissenhafter Kommandant.
    »Vielleicht sind sie längst tot.« Sarah Calbury, ehemalige Zweite Offizierin der BRÜSSEL, teilte seinen Pessimismus.
    »Letzteres kann ich nicht ausschließen«, sagte Heinrich in der freundlichen Art, die für Kunsthirne so bezeichnend war. »Gegen ersteres jedoch sprechen alle Wahrscheinlichkeitsrechnungen.«
    Und ein paar Minuten später geschah es: Eine Männerstimme meldete sich auf der Geheimfrequenz. »Tellim an JOHANN SEBASTIAN BACH 01! Wir haben Ihre Nachricht empfangen! Können Sie uns anpeilen? Doch Vorsicht …!«
    Und damit endete der Funkspruch schon. Dennoch gelang es dem Bordhirn, die Quelle anzupeilen.
    Merican Bergen – er trug die ISK-Kappe und saß im Pilotensitz des Sparklancers – ging bis auf eine Flughöhe von dreihundert Kilometern hinunter. Auf der Konsole blinkten plötzlich ein paar Leuchten, fast alle im Fragment des Aufklärungsmoduls.
    »Das Bordhirn meldet schlagartige Energieentfaltung irgendwo hinter dem Horizont«, sagte Bergen. »Dazu extrem hohe Temperaturen. Irgend jemand feuert da mit hochkonzentrierter Energie.« Er drückte das Fluggerät nach unten.
    »Sie wollen trotzdem runter, mein Subgeneral?« fragte Cludwich. »Ist das nicht zu gefährlich?« Bergen reagierte nicht.
    Sie flogen über die Nachtseite des Planeten. Der Sparklancer erreichte die Ausläufer der Atmosphäre. Der Planetenhorizont in Flugrichtung leuchtete, als stände er in Flammen. Bald sahen sie den Strahlenkranz des Tarkus-Lichts. Sie erreichten die Tagseite. Eine dichte Wolkendecke glitt tief unter ihnen dahin.
    Eine Zeitlang sprach keiner ein Wort. Alle versuchten an den Vordersitzen vorbei oder durch die Lücke zwischen den Doppelsitzschalen hindurch das VQ-Feld, die Instrumentenkonsole oder wenigstens das Sichtfenster am Bug im Auge zu behalten. Die Wolkendecke bekam Lücken, wurde lichter und lichter, riß endlich ganz auf. Eine zum Teil rötliche Planetenoberfläche glitzerte unter ihnen.
    »Gewässer«, kommentierte Bergen. »Ein Ozean. Stark eisenhaltig, wie es aussieht.« Bis auf achtzig Kilometer war die Flughöhe inzwischen geschrumpft. In flachem Winkel steuerte Bergen den Boden an. Am Horizont löste ein nuancenreiches Grün das Rot des Meeres ab. Und wenige Minuten später, inmitten des Grüns, wieder ein Lichtschein. »Alle Instrumente behaupten, das seien Flammen«, sagte Bergen.
    »Ein Omegaraumer.« Heinrichs synthetische Augen richteten sich auf das kleine Aufklärungssichtfeld. »ISD 240 Meter. Ein Frachter der Klasse I oder ein Landungsschiff.«
    »Dem Feuerwerk nach, das es in den Wäldern veranstaltet, ist es wohl ein Landungsschiff«, kam Homer Goltz' Stimme aus dem Heckbereich.
    »Und seinem Energieniveau nach ebenfalls.« Merican Bergen sprach leise. Seine Miene war die eines hochkonzentrierten Mannes.
    »Streckt unsere ruhmreiche Republik ihre gierigen Finger also schon wieder nach einem Planeten außerhalb ihrer Grenzen aus«, sagte Sarah Calbury mit einem sarkastischen Unterton, den Bergen noch nie an ihr bemerkt hatte.
    »Grenzen?« Bergen stieß ein bitteres Lachen aus. »Kennt einer wirklich Grenzen, solange kein Stärkerer ihn in seine Grenzen verweist, Primhauptfrau Calbury?« Er holte den Omegaraumer in das Haupt-VQ-Feld unter der Frontkuppel. Die schwarzen Umrisse des großen Raumschiffes wurden sichtbar, verschwommen erst, dann immer schärfer. Um den Omegaraumer herum brannten Wälder und Berghänge.
    »Sieht aus, als wäre er mitten in der Hölle gelandet«, sagte Roderich Stein heiser.
    »Sieht eher aus, als hätte seine Besatzung die Umgebung erst in eine Hölle verwandelt«, widersprach Bergen. Er änderte den Kurs, ging noch tiefer und flog eine Schleife um das Landungsschiff. »Das Bordhirn behauptet, Tellim hätte aus diesem Raumer gefunkt.«
    Minuten später flogen sie in knapp tausend Meter Höhe über die Hölle hinweg. Etwa vier Kilometer entfernt stand der Omegaraumer auf der erhöhten Ebene einer kleinen Hügelkette. Er feuerte in einem 360-Grad-Winkel aus allen Laserkaskadengeschützen auf die Ebene, in die Hügel und in die Wälder hinein. Alle, außer Bergen und seinem Roboter, lösten ihre Gurte und standen auf. Sie hielten sich an den Lehnen der Vordersitze fest und lugten zum VQ-Feld. Keinem, dem nicht der Atem stockte: Dort draußen in den Hügeln und in den Wäldern tobte die reinste Apokalypse.
     
    *
     
    In seiner Privatsuite stapfte Joseph Nigeryan zu seinem

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