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Kurs Sol-System

Kurs Sol-System

Titel: Kurs Sol-System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Braun zu Boden. Der Wilde warf sich auf ihn, hob die Fäuste, und jetzt blitzte eine lange Klinge darin auf. Gnadenlos und in gleichmäßigem Rhythmus stach er damit auf den Sterbenden ein.
    Nigeryan hob seine Waffe. Jetzt kam es nicht mehr darauf an. Doch bevor er den Auslöser drücken konnte, schossen Laserkaskaden von links in sein Blickfeld und erwischten den Rücken des Eingeborenen. Der schrie gellend, drehte sich ein paarmal um sich selbst und brach endlich über dem reglosen Braun zusammen. Die Energiesalve war vom linken Hauptschott ausgegangen.
    Nigeryan rannte weiter, erreichte das Ende der Balustrade und wollte zum linken Hauptschott, um es zu verbarrikadieren. Trotz Alarmstufe rot schien sich noch keiner seiner Offiziere bewaffnet zu haben. Er war der einzige, der das Schott verteidigen konnte; er und der Schütze, der Brauns Mörder getötet hatte.
    Plötzlich flog der Körper eines Kalosaren in hohem Bogen vom Kommandostand in die Zentrale hinein. Nigeryan stockte der Atem. Er duckte sich und stand wie festgefroren. Braun hatte den Eingeborenenkrieger von sich gestoßen. Jetzt sprang er auf, riß seinen Strahler hoch und schoß in die Menge der Kalosaren, die noch immer in die Zentrale stürmten. Dabei stieg er die drei Stufen vom Kommandostand hinunter. Der Brustteil seiner Bordkombi hing teilweise in Fetzen, an seinem Hals klafften tiefe Wunden, die halbe Schädelschwarte und Teile der Stirnhaut und der linken Wange fehlten oder baumelten auf Rücken und Schultern. Dennoch stelzte er kerzengerade den Angreifern entgegen und jagte eine Laserkaskade nach der anderen unter sie.
    Und wieder zweifelte der schwarze Schiffskommandant an seinen Sinnen, denn trotz der schweren Schädel- und Gesichtsverletzungen blutete sein Kontrahent nicht …
     
    *
     
    Links des Schottrahmens lauerte Venus, rechts Plutejo. Sie sahen Blasrohrpfeile schwirren, sie sahen Kalosarenkrieger im Feuer eines LK-Strahlers zusammenbrechen, sie sahen Moses über den Kampfplatz flattern, und sie sahen den kleinen Offizier im Kommandostand unter den fürchterlichen Axthieben zusammenbrechen. Die Axtklinge brach ab, trudelte durch die Zentrale, schlug von innen gegen den Schottrahmen und prallte auf der Schwelle des Schotts auf den Boden.
    Der Krieger hackte mit einem Messer auf den Offizier ein, und jetzt erst schoß Plutejo. Venus aber starrte die Axtklinge an – eine metallene Bruchstelle glänzte; nicht nur der armdicke Holzstiel war zersplittert, nein: die Klinge selbst war zerbrochen …
    Auf dem Gang stürmte eine Gruppe Kalosaren vom Liftschacht heran. War das Schiff noch immer nicht gestartet? Hatte Yaku das Außenschott doch nicht schließen können?
    Plutejo stieß einen Schrei aus, der halb nach Wut und Fluch und halb nach Schreck und Selbstberuhigung klang. Venus blickte auf – der Kalosare, der den kleinen Offizier getötet hatte, lag auf einmal rücklings in der Zentrale und streckte die Glieder von sich. Der vermeintlich Tote aber stieg aus dem Kommandostand und feuerte auf die Kalosarenkrieger, die jetzt an Venus und Plutejo vorbei in das Herz des Schiffes unter die Frontkuppel stürmten. Einer nach dem anderen brach im Feuer des Wiederauferstandenen zusammen, zuckte noch ein paarmal und streckte sich dann.
    Es stank nach verbranntem Haar und versengtem Fleisch. Ein Brechreiz würgte Venus. »Vorsicht!« schrie Plutejo und feuerte in die Zentrale hinein. Der schon Totgeglaubte schritt über die Leichen der Kalosarenkrieger hinweg und zielte auf Venus. Sie ließ sich auf den Boden fallen, der Kaskadenstrahl fauchte über sie hinweg. Plutejo schoß unablässig auf den kleinen Offizier. Der sah zum Fürchten aus – Fleisch und Haut hingen ihm ähnlich zerfetzt von Kopf und Hals wie der Stoff seiner Kombi von seiner Brust. Sein vom Axthieb blankgelederter Schädelknochen glänzte bläulich. Warum um alles in der Welt aber blutete er nicht? Und warum war der Mann bei Bewußtsein und konnte gehen, zielen und schießen?
    Venus schrie ihr Entsetzen hinaus. Zugleich hielt sie ihr Dauerfeuer auf den kleinen Körper aufrecht, der eigentlich tot sein mußte. Auch Plutejo deckte ihn mit Laserkaskaden ein. Kleider, Fleisch und Haare brannten längst, und dennoch schritt er näher, und dennoch schoß er auf sie. Bis Plutejo die Stelle traf, an der die linke Augenhöhle gähnte. In ihr glitzerte etwas, das wie ein Augapfel aussah, aber keiner war. Exakt dieses Ding traf Plutejos Kaskadenstrahl. Und jetzt erst sank dem Toten die

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