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Kurs Sol-System

Kurs Sol-System

Titel: Kurs Sol-System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Garderobenschrank. Er riß beide Türen auf und aktivierte den Sensor des hohen, aber schmalen Tresors an der Rückwand mit seinem Daumenprofil und einem Codewort. Das Codewort mußte er dreimal sprechen, bis der Sensor es akzeptierte – die Wut raubte seiner Stimme den gewohnten Klang. Endlich erfaßte der Sensor die Daten der I-Ziffer in Nigeryans Ohrläppchen. Der Tresor sprang auf, Nigeryan entnahm ihm die Waffen und das Überlebenssystem.
    Er warf die Waffen auf sein Bett und stieg in den Schutzanzug. Den Helm ließ er zurückgeklappt; vorläufig. Er aktivierte das Kommunikatormodul des Überlebenssystems. Jedes Wort, das über Bordfunk gewechselt wurde, hörte er jetzt mit. Die Wut brannte in seinen Eingeweiden.
    Er nahm den Fauststrahler vom Bett auf, steckte ihn in die rechte Beintasche seiner Bordkombi und schloß das Überlebenssystem darüber. Danach nahm er das schwere Gravitongewehr vom Bett auf, aktivierte es mit seinem Individualcode und schnallte es sich auf den Rücken. Zuletzt bückte er sich nach dem viel kleineren und handlicheren Laserkaskadengewehr. Auch das aktivierte er mit seinem Code …
    Das war der Augenblick, in dem der Rumpf der RHEINGOLD vibrierte und der Feuerorkan aus ihren Geschützen in der Ebene rund um den Landeplatz und in die Wälder rings um die Hügelkette einschlug.
    Nigeryan stand wie erstarrt und lauschte dem Donnern und Dröhnen. Obwohl er seit neun Jahren Kommandant des Landungsschiffes war, hatte er noch nie am Boden den Beschuß aus LK-Geschützen befohlen und folglich auch nicht erlebt. Erst als er jenseits der transparenten Kuppel, die seine Suite überwölbte, Glutkugelstrahlen von Laserkaskaden aufleuchten und Lichtblitze aufflammen sah, begriff er die Vibration unter seinen Stiefeln und das Gewittergrollen.
    »Mörderbürokrat! Herzloser Machtkrüppel!« Fluchend schaukelte er aus seiner Suite und stürmte in die Zentrale. »Du eiskaltes Untier!« Er fluchte noch, während er entlang der Balustrade über die Galerie hetzte. »Machtmonstrum, Mörderhirn …!« Erst als er sah, daß Braun breitbeinig auf dem Kommandopodest stand und aus seinem Fauststrahler auf Ziele feuerte, die sich Nigeryans Blickfeld noch entzogen, erst dann erstarb ihm der Rest seiner Fluchtirade auf den Lippen, und er stand still, als wäre er gegen ein ultradichtes Controgravfeld geprallt.
    Kalosaren! Für den Bruchteil einer Sekunde hoffte er, seine Wut hätte ihn in eine Art Tagalptraum gestoßen – aber nichts da mit Tagtraum: Kalosaren in der Zentrale der RHEINGOLD!
    Nigeryan legte den LK-Strahler an und rannte weiter. Hinter der Frontkuppel brannten Wälder und Hügel, im Hauptsichtfeld loderten Flammen und krümmten sich brennende Gestalten. Da! Vier oder fünf der Katzenartigen stürmten zum Kommandostand. Zwei brachen in den Energiekaskaden aus Brauns Fauststrahler zusammen. Nigeryan drückte den Auslöser. Die Glutkugeln zischten in die Zentrale, trafen zwei weitere Kalosarenkrieger, trafen aber auch die Schnittstelle, hinter der sein Chefkybernetiker in Deckung lag. Völlig unverantwortlich, in der Zentrale mit Laserwaffen zu feuern!
    Der fünfte Kalosare erreichte den Kommandostand. Nigeryan zielte auf ihn, hätte aber riskiert, den ungeliebten Braun zu treffen. Sollte er so weit gehen? Während er noch zögerte, richtete Dolph Braun selbst seine Waffe auf den Wilden, doch plötzlich flatterte etwas Schwarzes in Nigeryans Blickfeld, jagte über den Kalosaren hinweg und landete auf Brauns Kopf. Der wich erschrocken zurück, versuchte das gefiederte Tier aus seinem Haar zu schlagen. Der große Vogel aber hatte sich darin festgekrallt, mit seinem starken schwarzen Schnabel hackte er auf Brauns Kopfhaut herum. Nigeryan traute seinen Augen nicht.
    Braun indessen torkelte, verlor den Halt und hielt sich mit beiden Händen am Kommandosessel fest. Ein Axthieb traf seine Rechte, der Strahler entglitt seiner Faust. Der fünfte Kalosarenkrieger richtete sich zu voller Größe vor dem Primoberst auf, um drei Köpfe überragte der über zwei Meter große Eingeborene den Mann. Er packte die Axt mit beiden Pranken, holte aus und ließ sie auf Brauns Schädel niedersausen.
    Der Rabe flatterte auf, rauschte an Nigeryan vorbei und landete irgendwo hinter ihm auf der Balustrade. Ein hartes, splitterndes Geräusch mischte sich in den allgemeinen Kampflärm, als die Axt in Brauns Kopf fuhr. Etwas wirbelte durch den Raum und prallte außerhalb von Nigeryans Blickfeld gegen Metall. Im Kommandostand ging

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